Bekanntlich ist Bitcoin Mining energieintensiv. Der Grund liegt im Proof-of-Work-Mechansimus – eine Notwendigkeit, um Kryptowährungen wie Bitcoin auf der Blockchain sicher zu machen.
Auf der anderen Seite ist dieser massive Stromverbrauch immer wieder eines der Lieblingsargumente von Bitcoin-Gegnern, um die "böse" Seite der Medaille zu zeigen. Insbesondere mit dem Hinweis darauf, dass die "Dreckschleuder" Bitcoin von Minern mit Strom aus Kohlekraftwerken oder anderen umweltbelastenden Quellen produziert würde. Ist dieser Vorwurf heute noch haltbar?
Fakten der University of Cambridge ersetzen Behauptungen
Das Cambridge Centre for Alternative Finance (CCAF) der University of Cambridge hat bereits 2019 damit begonnen, Transparenz zu schaffen und blosse Behauptungen durch Fakten zu ersetzen.
Der Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index (CBECI) liefert seither die verlässlichsten Daten und Informationen zum Stromverbrauch beim Bitcoin Mining.
Jetzt hat das CCAF einen nächsten grossen Schritt gemacht und zum ersten Mal eine umfassende Studie durchgeführt. Das Institut hat weltweit 49 Digital-Mining-Unternehmen befragt, die zusammen fast 48 Prozent der impliziten Bitcoin-Netzwerk-Hashrate repräsentieren.
Die Ergebnisse dieser Studie bieten beispiellose Einblicke in Betriebsstrukturen, den ASIC-Markt, die Branchenstimmung und insbesondere in die Umweltauswirkungen des Bitcoin-Mining-Betriebs.
Zu den wichtigsten Fragen gehören die geografische Verteilung der Mining-Aktivitäten, die Effizienz der eingesetzten Hardware, der Stromverbrauch, die Treibhausgasemissionen und vieles mehr.
Für weniger mit dem Thema vertraute Leserinnen und Leser ist eine Einführung in Bitcoin und Digital Mining enthalten, um sicherzustellen, dass die weiteren Inhalte vollständig verstanden werden.
Einige Erkenntnisse aus der umfassenden Studie vorab.
Was kostet die Produktion eines Bitcoin?
Strom ist der grösste Kostenblock, um neue Bitcoins zu minen. Deshalb sind Mining-Unternehmen auf Standorte angewiesen, die neben politischer und Regulierungs-Stabilität auch günstige Strompreise bieten. Ein Blick auf die Kosten pro Bitcoin:
- Direkte Stromkosten pro Bitcoin: zwischen 17'417 und 56'606 USD, Median: 39'189 USD
- Gesamtkosten pro Bitcoin (all-in): zwischen 21'771 und 60'960 USD, Median: 48'333 USD
Zum Zeitpunkt der Umfrage (30. Juni 2024) lag der Bitcoin-Kurs bei 62'763 USD.
- Gewinnmarge (nur direkte Stromkosten): 37.6 Prozent
- Gewinnmarge (all-in-Kosten): 23.0 Prozent
Die Analyse zeigt, dass die Stromkosten über 80 Prozent der Betriebskosten ausmachen. Deshalb sind Unternehmen mit Zugang zu günstiger Energie im Vorteil, erkaufen sich diesen Vorteil teilweise aber mit dem Risiko, in instabilen Regionen zu operieren.
Die laufende technologische Weiterentwicklung bei der Hardware hilft zusätzlich, Strom- und andere Kosten zu senken und damit Margen zu erhalten.
Stromverbrauch des Bitcoin Minings
Laut den Umfrageergebnissen des Cambridge Centre for Alternative Finance betrug der jährliche Stromverbrauch des Bitcoin-Netzwerks zum 30. Juni 2024 etwa 138.2 Terawattstunden (TWh) – ein Anstieg von 17 Prozent im Jahresvergleich.
Zur Einordnung: Dies entspricht etwa 0.54 Prozent des weltweiten jährlichen Stromverbrauchs. Der Verbrauch in absoluten Zahlen ist allein betrachtet allerdings nur eine Zahl. Wird genügend Energie für alle produziert, ist ein hoher Stromverbrauch kein Makel.
Im Zentrum steht deshalb vor allem, wie diese Energie erzeugt wird und ob sie in genügender Menge zur Verfügung steht, ohne andere Marktteilnehmer einzuschränken.
Wie grün ist der Strom-Mix im Mining-Sektor?
Der Strom für das Bitcoin Mining stammt inzwischen zu 52.4 Prozent aus nachhaltigen Energiequellen. Der Bitcoin ist also längst nicht mehr die energetische "Dreckschleuder", die Energie ist bereits zum grösseren Teil grün und wird zunehmend grüner. Der Strom-Mix im Überblick:
- 23.4 % Wasserkraft
- 15.4 % Windenergie
- 9.8 % Kernkraft
- 3.2 % Solarenergie
- 0.5 % sonstige erneuerbare Quellen
Der Anteil von 47.6 Prozent an fossilen Energien setzt sich folgendermassen zusammen:
- 38.2 % Erdgas (grösste Einzelquelle)
- 8.9 % Kohle
- 0.5 % Öl
Der Anteil der grünen und erneuerbaren Energiequellen ist in den letzten Jahren stark gestiegen und wird weiterhin wachsen. Dazu kommt, dass Mining-Unternehmen zunehmend grünen Strom selber produzieren und temporäre Überkapazitäten anderen zur Verfügung stellen. Miner sind deshalb nicht nur Stromverbraucher, sie können auch Energielieferanten sein.
Zudem spielen Mining-Unternehmen in Kooperation mit Energiegesellschaften oftmals eine wichtige Rolle bei der Lastverteilung im Stromnetz. Durch ihren hohen Stromverbrauch können sie auf Unregelmässigkeiten im Stromnetz schnell und wirksam reagieren und helfen dadurch mit, die Stabilität der Stromnetze zu gewährleisten.
Der Cambridge Digital Mining Industry Report zum Runterladen
Der Report des Cambridge Centre for Alternative Finance umfasst über 140 Seiten und beleuchtet sämtliche Aspekte des weltweiten Bitcoin-Mining-Geschäfts. Unter anderem auch, in welchen Ländern die Miner heute schürfen, wie sich das Business und Technologien entwickeln und was Mining-Unternehmen am meisten Sorgen bereitet.
Die aktuelle Studie steht als PDF kostenlos zum Runterladen zur Verfügung, gleich hier: