Blockchain & Kryptowährungen

Kryptowährungen: Fakten, Entwicklungen und Betrachtungen

Bild: MicroStockHub | Getty Images

Ein Blick auf Kryptowährungen aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln – gestützt durch Fakten, getrieben durch Entwicklungen und beleuchtet durch Betrachtungen.

Die drei Teile unserer Artikels zu Kryptowährungen haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun:

1. Fakten aus Deutschland
2. Entwicklungen im Iran
3. Betrachtungen zur Schweiz

Auf den zweiten Blick rücken die drei Themen etwas näher zusammen. Einerseits, weil bei allen drei Berichten Kryptowährungen im Zentrum stehen. Vor allem jedoch deshalb, weil drei Perspektiven und Momentaufnahmen aus deutscher, iranischer und schweizerischer Sicht auf unterschiedliche Weise zeigen, dass Kryptowährungen erst unterwegs sind, um ihren Platz zu finden.

Das unterstreicht ein nüchterner Blick auf momentane Fakten in Deutschland, ein bewegter Blick in den Iran und ein eher entspannter Blick auf die Schweiz.

1. Fakten: Kryptowährungen zwischen Hype und Skepsis

Das Beratungsunternehmen BearingPoint hat in in Deutschland eine repräsentative Umfrage zu Kryptowährungen durchgeführt. Die Resultate sind nicht überaus überraschend, spiegeln vielmehr die Ernüchterung der einen und die verhaltene Neugier der anderen.

Die Bekanntheit
Der Bekanntheitsgrad von Kryptowährungen hat sich erhöht, das Vertrauen in die Preisstabilität ist gesunken, ebenfalls der Glaube, dass Kryptowährungen traditionelle Zahlungsarten ablösen könnten. In Anbetracht der Volatilität und der Entwicklung der letzten Monate, ist das weder überraschend noch erstaunlich. Die Resultate in der Grafik:

Wissen, Skepsis und Nutzung
Bei diesen Themen stechen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern ins Auge. Männer sind besser informiert, gehen den Dingen eher auf den Grund und sind experimentierfreudiger als Frauen. Bei beiden Geschlechtern sind Interesse und Neugier jeweils deutlich grösser als die Bereitschaft, in Kriyptowährungen zu investieren. Nur gerade 5 Prozent haben Kryptowährungen bereits gekauft. Die Grafik zeigt Resultate und Unterschiede:

2. Entwicklungen: Iran-Sanktionen verschaffen Kryptowährungen Auftrieb

Von unerwarteter Seite haben Kryptowährungen, insbesondere der Bitcoin, Auftrieb erhalten – durch die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Wochen. Nachdem die USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen sind, ist der Bitcoin für Teile der iranischen Bevölkerung verstärkt in den Vordergrund gerückt. Wie das Magazin Forbes berichtet, haben die schon länger andauernde Inflation und die aktuellen Nachrichten die wirtschaftlichen Turbulenzen im Land extrem verstärkt.

Das führt dazu, dass Kryptowährungen und entsprechende Handelsplattformen sehr viel stärker genutzt werden. Um die eigene inflationäre Währung, den iranischen Rial, über Kryptowährungen zu "stabilisieren" und Geld ausser Landes zu bringen. Die Möglichkeiten für Iraner, Bargeld aus dem Land zu schaffen, sind durch Restriktionen der Regierung aktuell stark eingeschränkt, der Weg über Kryptowährungen und Internet-Handelsplätze bleibt offen. 

Forbes zitiert einen Betroffenen mit folgender Aussage:
 

Die Börsen sind geschlossen und aufgrund der Sanktionen und des gewaltigen Wertverlustes des Rial, scheint es eine gute Idee zu sein, Bitcoin zu nutzen. Im Moment scheint Bitcoin buchstäblich die einzige Möglichkeit zu sein, Geld aus dem Land zu schaffen.

Diese Entwicklung kann sich auch in anderen Regionen der Welt wiederholen. Geraten bisher intakte Systeme aus den Fugen, nehmen politische und wirtschaftliche Turbulenzen zu und gerät die eigene Währung in Schwierigkeiten, werden offensichtlich Kryptowährungen genutzt, um vorhandenes Kapital zu schützen oder ins Ausland zu transferieren.

3. Betrachtungen: Blick aus der Schweiz auf die Schweiz

Konrad Hummler reflektiert entspannt über Kryptowährungen und Blockchain. Einmal als Rückspiegel im Oktober 2017 und einmal aktuell in diesen Tagen. Im einen wie im anderen Fall: Lesenswert und sehenswert.

Lesenswert: Konrad Hummler über Blockchain und Kryptowährungen

Der "Banker a. D.", der in Bezug auf ein Comeback in der Finanzbranche und damit für seine persönliche Zukunft «gar nichts mehr ausschliessen» mag, ist seit einigen Jahren stark in den Themen Blockchain und Kryptowährungen engagiert. Im lesenswerten Gespräch mit Stefan Barmettler von der Handelszeitung zeigt sich Konrad Hummler etwas überrascht, dass sich Zug als das Kryptozentrum Europas etabliert hat, wundert sich jedoch über einen ganz anderen Punkt, nämlich:
 

Noch mehr überrascht mich aber, dass die etablierte Firmenwelt sich nicht ernsthafter mit diesen schwierigen Themen auseinandersetzt

Hummler ist regelmässig Gast und Keynote Speaker an Kongressen und Tagungen zu den Themen Blockchain und Kryptowährungen. An diesen Anlässen begegnet er wohl Bankenvertretern, ist jedoch sehr erstaunt über die Absenz der obersten Führungsriege, die nicht präsent ist, um sich vor Ort zu informieren. Konrad Hummler platziert seine Meinung und seinen Appell dann auch gleich direkt im Gespräch mit der Handelszeitung:
 

Es kann in meinen Augen nicht sein, dass man die Entwicklung ein paar Juristen in Zug oder der Finma in Bern überlässt, da müssten Hochschulen oder Firmen Denkarbeit leisten

Sehenswert: Konrad Hummler über Blockchain und Kryptowährungen

Im Oktober 2017 hat Lukas Hässig von Inside Paradeplatz ausführlich mit Konrad Hummler über die Möglichkeiten und Auswirkungen von Blockchain und Kryptowährungen diskutiert. Ebenso über die Rolle der Banken, wenn die Blockchain Intermediäre überflüssig macht. 

Dass der Blockchain und peripheren Technologien eine grosse Zukunft mit zahlreichen Möglichkeiten und Anwendungen beschieden sein wird, steht ausser Frage. Bei Kryptowährungen sind die Felder noch nicht so klar abgesteckt. Hummlers entspannte und gleichzeitig wohlwollend neugierige Haltung Bitcoin und Kryptowährungen gegenüber, bestätigt eine Betrachtung, die wahrscheinlich nicht ganz falsch ist:

Kryptowährungen sind unterwegs und erst dabei, ihren Platz zu finden. Die Szene ist sehr bewegt und engagiert, eine grosse Community und damit sehr viel Kreatitivität und Brain helfen mit, mögliche Wege auszuloten und zu testen. Das Phänomen ist noch jung, deshalb dürfen Zeit und Spielräume genutzt werden, um eine bewegte Entwicklung in die richtigen Bahnen zu lenken und die passenden Ankerplätze zu finden.