FinTechs

Atlantic Money will die Disruptoren Wise und Revolut disruptieren

Neeraj Baid und Patrick Kavanagh, Gründer des Startups Atlantic Money
Neeraj Baid und Patrick Kavanagh, Gründer des Startups Atlantic Money (Bild: Atlantic Money)

Ein Startup operiert pauschal, schafft variable Gebühren ab und macht Überweisungen ins Ausland nochmals günstiger.

Die Gründer von Atlantic Money, Neeraj Baid und Patrick Kavanagh, wollen mit ihrem Service für internationale Geldüberweisungen nach eigenen Aussagen den gesamten Sektor verändern. Baid und Kananagh betrachten Platzhirsche wie Wise oder Revolut als Pioniere im Feld der internationalen Geldtransers, die ihre Schuldigkeit getan haben. Die Gründer lassen keinen Zweifel daran, dass ihr Unternehmen Atlantic Money jetzt mit einer besseren Idee übernehmen wird.

Diese bessere Idee liegt in der Abschaffung der variablen Gebühren. Baid und Kananagh betrachten flexible Gebühren, die mit der Höhe der Transfersumme ansteigen, als nicht gerechtfertigt – und deshalb als unfair. Atlantic Money hat die pauschale Gebühr für internationale Überweisungen eingeführt. Diese beträgt 3 Euro, unabhängig davon, ob 1'000 Euro, 100'000 oder eine Million überwiesen werden.

Was bei kleineren Überweisungsbeträgen nur zu minimalen Differenzen im Vergleich zu den bisher günstigsten Anbietern führt, schlägt bei grösseren Beträgen tatsächlich durch, da setzt sich Atlantic Money mit dem Pauschaltarif unangefochten an die Spitze der günstigen Gebühren.

Was durch FinTechs günstig geworden ist, soll noch viel günstiger werden

Die Gründer von Atlantic Money sind davon überzeugt, dass im Gebührenbereich noch viel Luft nach unten besteht. Baid und Kananagh orten einen Konstruktionsfehler im Geschäft mit internationalen Geldüberweisungen. Einen Konstruktionsfehler, den grosse Institutionen zur Umsatzmaximierung nutzen würden, den aber auch disruptive FinTechs wie Wise oder Revolut übernommen hätten. 

Bei ihrer Arbeit mit dem globalen Devisenmarkt haben die beiden Gründer erkannt, dass die grossen Institutionen Geld beinahe zum Nulltarif um die Welt bewegen, da sie direkt miteinander kooperieren. Die steigenden Gebühren, die Privatkunden analog zum Überweisungsbetrag in Rechnung gestellt werden, so Atlantic Money, gibt es demnach nicht – die Zuschläge sollen nur der eigenen Ertragsmaximierung dienen.

Die etablierten Geldtransferanbieter hätten ein Geschäft aufgebaut, reklamieren die Gründer, das auf diesem Prinzip beruht – je mehr Geld man sendet, desto mehr zahlt man. Dies geschieht über eine flexible Gebühr oder einen Aufschlag auf den Wechselkurs. In der globalisierten und digital vernetzten Welt senden Konsumentinnen und Konsumenten jedoch häufig grössere Beträge ins Ausland und zahlen dadurch ungerechtfertigt hohe Gebühren, sind die Gründer überzeugt.

Gründer aus eigenem Leidensdruck

Neeraj Baid wurde als Kind indischer Auswanderer in Amerika geboren. Seine Vision für Atlantic Money basiert auf persönlichen Erfahrungen. Er hat sich immer schon über die hohen Kosten gewundert und geärgert, die seine Familie bei der Überweisung von Geld nach Indien bezahlt hat. Mit rund 30 Verwandten im indischen Bundesstaat Rajasthan erkennt er in überhöhten Gebühren für Geldüberweisungen eine finanzielle und emotionale Belastung, die eliminiert gehört. Aus diesem Grund hat Baid zusammen mit seinem Co-Gründer Patrick Kavanagh einen Geldüberweisungsdienst entwickelt, der den gesamten Sektor verändern und etablierte Player disruptieren soll – bisherige Disruptoren inklusive.

Der Disruptor der Disruptoren

Die spitze Bemerkung der Gründer bleibt denn auch nicht aus, dass etablierte FinTech-Unternehmen wie Wise oder Revolut den Konstruktionsfehler erkannt und das Geschäft der internationalen Überweisungen bereits perfektioniert haben sollten. In den Augen der Gründer ist das offenbar nicht passiert. Deshalb sehen die Macher Nachholfbedarf und positionieren Atlantic Money als einzigen internationalen Geldtransferanbieter, der Auslandsüberweisungen zu einer pauschalen Gebühr und zum aktuellen Wechselkurs ohne Aufschläge anbietet. Viel günstiger als die traditionellen Anbieter und nochmals günstiger als die Pionier-FinTechs im Bereich der internationalen Geldtransfers.

Neeraj Baid, CEO und Mitgründer von Atlantic Money, zu Zielen, Plänen und ersten Erfolgen:

«Wir haben Atlantic Money gegründet, um das Problem der variablen Preisgestaltung auf dem internationalen Geldüberweisungsmarkt anzugehen. Verbraucher sollten nicht mehr zahlen, wenn sie mehr überweisen. Unsere Zahlen für das erste Jahr sind für uns daher ein Beleg dafür, dass wir einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung getätigt haben.»

Auslandsüberweisungen von 185 Millionen Euro im ersten Jahr

In seinem ersten Jahr hat Atlantic Money Auslandsüberweisungen in Höhe von insgesamt 185 Millionen Euro abgewickelt. Das Startup sieht darin eine Bestätigung des Marktes für seinen USP: Überweisungen, die immer das Gleiche kosten.

Das von Atlantic Money realisierte Volumen nimmt sich im Vergleich zum FinTech Wise, das inzwischen monatlich 10 Milliarden Euro an grenzüberschreitenden Transaktionen abwickelt, noch ein bisschen bescheiden aus. Deshalb hat Atlantic Money nachgerechnet und das eigene erste Startup-Jahr mit dem Start-Jahr seiner wichtigsten FinTech-Konkurrenten verglichen.

Die Macher rechnen weiter und kommen zum Schluss, dass Nutzerinnen und Nutzer bei ihren Überweisungen aufgrund der pauschalen Preisstruktur von Atlantic Money 750'000 Euro an Gebühren eingespart hätten. Dies nicht im Vergleich zu Banken, da sind die Unterschiede ungleich grösser, sondern im Vergleich zu den etablierten FinTechs, die bisher als mit am günstigsten galten.

Dabei orientiert sich Atlantic Money stark an Platzhirsch Wise und bietet einen Vergleichsrechner mit dem FinTech Wise an, das – im Vergleich zu Banken – als günstigster Anbieter bekannt ist. 

Wohin kann die Reise gehen?

Die Gründer glauben, dass die aktuell veröffentlichten Zahlen vom ersten Jahr in Zukunft stark steigen werden. Mit dazu beitragen soll die Öffnung weiterer Märkte. Atlantic Money bietet neu seine Überweisungen nach Indien an, dem weltweit grössten Ziel für Geldüberweisungen. Neben dem Start von Überweisungen in indische Rupien will Atlantic Money noch in diesem Jahr in drei wichtige globale Märkte expandieren: Kanada, Australien und USA.

Ob Atlantic Money die Preisbrecher-Strategie durchhalten kann und dabei auf seine Kosten kommt, wird sich erst zeigen. Die Gründer nehmen selbstbewusst für sich in Anspruch, das Thema der Geldüberweisungen ins Ausland "endlich zu Ende gedacht zu haben". Und die sind fest entschlossen, "kostengünstig" neu und pauschal zu definieren.

Interessant bleibt, dass es schon längst nicht mehr nur um klassische Banken mit sehr hohen Gebühren geht, aktuell werden auch die Disruptoren von gestern zu den Disruptierten von heute.