Internationale Geldtransfers

FinTech Atlantic Money würdigt die "grossartige Arbeit" von Wise, Revolut und PayPal – und will jetzt übernehmen

Neeraj Baid & Patrick Kavanagh, die Gründer des FinTechs Atlantic Money
Neeraj Baid & Patrick Kavanagh, die Gründer des FinTechs Atlantic Money | Bild: Atlantic Money

Wise, Revolut & Co haben sich durch tiefe Gebühren bei Auslandsüberweisungen einen Namen gemacht. Atlantic Money sagt: Wir können das besser. Und viel günstiger.

Ein Mangel an Selbstbewusstsein ist bei den Gründern des FinTechs Atlantic Money nicht auszumachen. Patrick Kavanagh und Neeraj Baid thematisieren einen Konstruktionsfehler im Konzept ihrer Konkurrenten, wollen ebendiese im Bereich der internationalen Geldtransfers aus dem Markt fegen, zumindest auf die hinteren Plätze verweisen, und sie sind der Meinung: das können wir einfacher, besser und viel günstiger.

Das Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr. Die beiden Gründer gehörten zu den ersten Mitarbeitern von Robinhood und haben den amerikanischen Neo-Broker mit aufgebaut. Sie wissen deshalb, wie Startup und FinTech geht. Und sie wissen ebenfalls, dass vollmundige Versprechen zwingend und überprüfbar eingelöst gehören, damit Interesse in nachhaltigen Erfolg umgewandelt werden kann.

Der Konstruktionsfehler

Bei ihrer Arbeit mit dem globalen Devisenmarkt haben die beiden Gründer erkannt, dass die grossen Institutionen Geld beinahe zum Nulltarif um die Welt bewegen, da sie direkt miteinander kooperieren. Die steigenden Gebühren, die Privatkunden analog zum Überweisungsbetrag in Rechnung gestellt werden, gibt es demnach nicht – die Zuschläge dienen der eigenen Ertragsmaximierung.

Dennoch, so die Gründer, haben die etablierten Geldtransferanbieter ein Geschäft aufgebaut, das auf diesem Prinzip beruht – je mehr Geld man sendet, desto mehr zahlt man. Dies geschieht über eine flexible Gebühr oder einen Aufschlag auf den Wechselkurs. In der globalisierten und digital vernetzten Welt senden Konsumentinnen und Konsumenten jedoch häufig grössere Beträge ins Ausland und zahlen dadurch ungerechtfertigt hohe Gebühren, sind die Gründer überzeugt. Das betrifft beispielsweise Menschen, die im Ausland leben und ihr Gehalt in Deutschland erhalten, eine grössere Anschaffung tätigen, zum Beispiel ein Auto oder eine Wohnung, die Studiengebühren bezahlen müssen oder Familie im Ausland haben. 

Diese Einsichten haben die beiden Macher in ihr Geschäftsmodell einfliessen lassen und eine schlichte und funktionale App gebaut, die den Mittelsmann ausschaltet. Mit der Intention, Kundinnen und Kunden Zugang zu institutionellen Preisen zu verschaffen und die Preismodelle der etablierten Anbieter drastisch zu unterbieten.

Patrick Kavanagh, Mitgründer von Atlantic Money, zum Angebot des FinTechs:

«Geld ins Ausland zu schicken sollte einfach, schnell und kostengünstig sein – und zwar für jeden Betrag. Mit Atlantic Money bieten wir genau das an und haben ein neues Angebot geschaffen, mit dem die etablierten Anbieter nicht mithalten können. Die erste Generation der FinTechs wie Wise, Revolut oder Paypal hat zwar grossartige Arbeit im Markt geleistet, allerdings bestrafen sie durch ihre flexiblen Kosten die Nutzer, die viel und häufig Geld ins Ausland schicken müssen. Mit unserer fixen Gebühr von 3 Euro pro Überweisung ist das nicht mehr der Fall.»

Die Antwort von Atlantic Money: eine Lösung ohne Konstruktionsfehler

Das Versprechen der Gründer: Nutzerinnen und Nutzer erhalten Auslandsüberweisungen von institutioneller Qualität. Die Preise, die bisher den Banken vorbehalten waren, können nun auch von normalen Kunden in Anspruch genommen werden, sodass die Kosten für Transaktionen über 1'000 Euro mit Atlantic Money niedriger sind als bei allen anderen lizenzierten Geldtransferanbietern auf dem Markt.

Was heisst das in Fakten, Zahlen und Leistungen? Kurz zusammengefasst beschreiben die beiden Macher das umgesetzte Versprechen mit folgendem Angebot:

  • Eine Pauschalgebühr von 3 Euro für Überweisungen bis zu 100'000 Euro
  • Den aktuellen Wechselkurs ohne Aufschlag
  • Einsparungen von bis zu 99 Prozent gegenüber Anbietern wie Paypal, Wise, Western Union
  • Einfache, schnelle und sichere globale Geldüberweisungen mit einer reibungslosen App
  • Die Standardüberweisung dauert zwei Werktage 
  • Expressüberweisungen sind für einen Aufpreis von 0,05 Prozent (5 Cent auf 1'000 Euro) möglich

Atlantic Monay rollt App und Angebot aktuell in Deutschland aus. Zum Start kann Geld aus Deutschland von Euro in neun Währungen überwiesen werden: GBP, USD, AUD, CAD, SEK, NOK, DKK, PLN und CZK. Neue Währungskorridore und erweiterte Produktfunktionen sollen kontinuierlich hinzugefügt werden. Ab Beträgen über 1'000 Euro erzielen Nutzerinnen und Nutzer die grössten Einsparungen. 

Die App ist vorsätzlich einfach gehalten, ohne unnötige Features, damit Nutzerinnen und Nutzer direkt das bekommenn, was sie brauchen: internationale Geldtransfers starten, ausgeführt mit wenigen Klicks.

 Neeraj Baid, Mitgründer von Atlantic Money, zum Thema:

«Wir sind angetreten, um die beste Lösung für Auslandsüberweisungen in jeder Höhe bereitzustellen – ohne unnötige Extras. Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern müssen wir dadurch keine zusätzlichen wie überflüssigen Dienstleistungen subventionieren und können unseren Nutzerinnen und Nutzern diese günstigen Überweisungen für bis zu 100'000 Euro ermöglichen.»

Etablierte Anbieter drastisch unterbieten – was heisst das genau?

Die Atlantic Money-Macher haben nachgerechnet und präsentieren die Resultate ihrer Vergleiche in der folgenden Tabelle. Die Zahlen basieren auf Transaktionen vom 12. Juli 2022.

Was gibt's zu verlieren, was gibt's zu gewinnen?

Nach den Berechnungen von Atlantic Money jeweils mehr oder weniger, je nach Anbieter und Umfang der Überweisung. Die Zahlen basieren auf Transaktionen vom 13. Juli 2022.

Das FinTech: offiziell reguliert und stark finanziert

Das angriffslustige FinTech, 2021 gegründet, ist seit März 2022 in Grossbritannien und Nordirland aktiv und wird dort von der Financial Conduct Authority (FCA) reguliert. Im Juni 2022 erhielt das Unternehmen seine offizielle EU-Lizenz bei der National Bank of Belgium (NBB) und rollt nun seine App in Deutschland und in Belgien aus. Der Start in weiteren europäischen Ländern soll bald erfolgen.

Die Gründer von Atlantic Money sind überzeugt von der Durchschlagskraft ihres Konzepts und ihres Pricings. Einige namhafte Investoren offenbar ebenso, hinter Atlantic Money stehen die Investoren Amplo, Ribbit, Index Ventures, Kleiner Perkins, Elefund, 20VC, Day One Ventures und die Gründer von Robinhood, die insgesamt 7,5 Millionen US-Dollar in der Seed-Finanzierungsrunde investiert haben.

Neue Bewegung an der Front der internationalen Geldtransfers

Mit Atlantic Money betritt neu ein interessanter Player die Bühne. Die Gründer Patrick Kavanagh und Neeraj Baid scheinen sich ihrer Sache sehr sicher zu sein. Der aktuelle Markteintritt in Deutschland wird in einer bemerkenswerten Mischung aus Selbstbewusstsein und entspannter Aggressivität angekündigt. Das Startup greift frontal etablierte Player und FinTechs wie Paypal, Revolut, Wise und andere an.

Ob Atlantic Money die bisherigen Platzhirsche im Bereich der schnellen und kostengünstigen Auslandsüberweisungen beunruhigen oder disruptieren kann, wird sich zeigen. Hält das FinTech das aggressive Pricing durch und generiert Atlantic Money genügend Reichweite, dürfte jedenfalls neue Bewegung in den Markt der internationalen Geldtransfers kommen.