Die Geschichte des Startups Z22 Technologies

Was die Investment-Strategien von Z22 Technologies bewirken und was sie besser können

Armin Herbsthofer und Philipp Baumann | Gründer und Inhaber des FinTech Startups Z22 Technologies
Armin Herbsthofer und Philipp Baumann | Gründer und Inhaber des FinTech Startups Z22 Technologies

Im zweiten Teil der Geschichte des Startups Z22 Technologies gehen die Gründer ans Eingemachte – sie erklären im Detail, wie sie ihre Investment-Strategien bauen.

Wie ein Startup ohne Erfahrung und wie Gründer ohne graue Haare die Asset Management-Szene in Zürich nachhaltig verändern werden: Z22 Technologies hat einen rigoros wissenschaftlichen, meinungsagnostischen und somit emotionslosen Investment-Ansatz entwickelt – die Feuerprobe in der Corona-Krise und die erstaunlichen Resultate.

Die Gründer und Inhaber von Z22 Technologies erzählen die Geschichte ihres Startups. Über eine Idee, eine konsequent verfolgte Strategie, ein starkes Produkt und über einen Algorithmus, der auch bei Börsenkrisen keine Krise bekommt.

Teil 2: Emotionslose Investment-Strategien und zusätzliche Gewinnchancen bei Marktkorrekturen.


Wie wir mit Hilfe von Machine Learning emotionslose Investment-Strategien bauen

Der Markt ist ineffizient
Z22 Technologies gründet auf der Überzeugung, dass der Markt ineffizient ist. Das ist keine reine Annahme, es gibt unzählige Beispiele dafür. Einige davon sind in unseren Z22 Titan Notes Newslettern nachzulesen (Interessenten können sich gerne unter titan.notes@z22.ch anmelden). Beispielsweise könnten sich Blasen in einem effizienten Markt gar nicht bilden und einige Ineffizienzen sind sogar in akademischen Publikationen dokumentiert. Die Frage lautet also nicht, ob der Markt ineffizient ist, sondern nur wann, wo und wie lange. Genau solche Ineffizienzen versuchen wir mit intelligenten Algorithmen im Markt auszuloten und für unsere Strategien zu nutzen.

Algorithmen haben weder Meinung noch Emotionen
Ein wesentlicher Vorteil von algorithmischer Umsetzung einer Anlagestrategie ist auch, dass unsere Anlageentscheide von unseren eigenen, persönlichen und emotional geprägten Meinungen (gerade in Krisensituationen wie jetzt) komplett entkoppelt sind. Wir wissen nämlich schlicht und einfach nicht, wohin sich der Markt bewegen wird. Aus diesem Grund bestehen unsere Strategien immer aus einer Vielzahl von Bausteinen und Subsystemen, welche wir Alpha Streams nennen. Ein Alpha Stream ist, vereinfach gesagt, eine Erkenntnis darüber, wie die Märkte im Innersten funktionieren.

Verschiedene Alpha Streams sind wiederum jeweils für verschiedene Marktszenarien geeignet und durch deren hoch komplexe Kombination wiederum sind unsere Algorithmen in der Lage, sowohl in Bullenmärkten als auch in Marktkorrekturen positive Rendite zu erwirtschaften. Jeder Alpha Stream besteht in sich aus einer Vielzahl von Sub-Systemen, die alle wie winzige Zahnräder aufeinander abgestimmt funktionieren. Unsere Algorithmus-Architektur ist nicht zuletzt unser Erfolgsgeheimnis und die Ursache dafür, dass wir in der aktuellen globalen wertvernichtenden Krise am Markt eine ausserordentliche Rendite erzielt haben.

Datengetriebener Research-Prozess
Wir verfolgen einen rein datengetriebenen Research-Prozess. Dieser startet mit der Formulierung einer Idee oder einer wissenschaftlichen Hypothese zur Erforschung einer neuen Strategie oder der Verbesserung eines bestehenden Systems. In einer zweiten Phase erfolgt die wissenschaftliche Überprüfung der formulierten These und das Sammeln von datenbasierter Evidenz, welche die formulierte Idee unterstützen. Daraus wird ein Algorithmus programmiert. In einem nächsten Schritt wird der Algorithmus vom gesamten Team in einem Peer-Review Verfahren auf Herz und Nieren getestet. Dabei geht es darum, die These entweder zu validieren oder aber zu widerlegen.

Sollte sich herausstellen, dass die These belegt werden kann, wird der Algorithmus in einem nächsten Schritt zuerst in einem Shadow-Mode (zum Beispiel Paper Trading Account) live geschaltet und erst nach einer erfolgreichen Testphase schrittweise in ein bestehendes System integriert. Dadurch vermeiden wir zu massive und kurzfristige Veränderungen in unserem System. 

Automatisches Risikomanagement
Einer der wichtigsten Teile unserer Strategien ist und bleibt das automatische Risikomanagement. Bei unserer Hauptstrategie Z22 Smart Mirror geht es nicht darum, in einem gut performenden Markt gewaltige Überrenditen zu erzielen, sondern vielmehr darum, während einer Krise derjenige zu sein, der am wenigsten verliert. Dadurch kann man nachhaltig Mehrwert und Outperformance schaffen. 

Im Folgenden ein einfaches, jedoch eindrückliches Beispiel zur Veranschaulichung: Investiert man CHF 100 und verliert davon 1%, muss man wiederum rund 1% Performance gut machen, um wieder zu den ursprünglichen CHF 100 zurückzukehren. Verliert man hingegen 50%, muss man sage und schreibe 100% gut machen, damit man seine ursprünglichen CHF 100 wieder zurück hat. Somit lautet unsere Devise: Schlaglöcher (Verluste) um jeden Preis vermeiden! Auch hier ist wiederum die Kombination verschiedener Bausteine das wichtigste Mittel, um diesen Schlaglöchern aus dem Weg zu gehen.

Ein Fehler, den viele Quants begehen: während einer Krise, von ihren Emotionen eingeholt, zu glauben, sie wüssten besser, wohin der Markt sich bewegt und dann das eigene System zu überschreiben. Eine unserer wenigen und wichtigsten Regeln, die wir bei uns intern haben: "NEVER EVER overwrite the computer". 

Was unsere Investment-Strategien besser können

Im Gespräch mit unseren Kunden haben wir festgestellt, dass diese auf der Suche nach Produkten sind, welche in Krisensituationen dem Portfolio einen stabilisierenden Effekt bringen, sprich: weniger verlieren als der Markt, ohne dabei in guten Börsenjahren zu viel Performance "auf der Strasse" liegen zu lassen.

Nach über 10 Jahren "Bullen-Markt" war es nur eine Frage der Zeit, dass der Markt wieder in eine gravierende Korrektur schlittern würde. Dementsprechend spürten wir bereits vor Jahren eine steigende Nachfrage nach Produkten, welche die Eigenschaften besitzen, sowohl in guten wie auch in schlechten Börsenzeiten zu performen.

Die Frage der Absicherung
Ein Kunde hat heutzutage oft nur die Wahl zwischen Produkten mit einem kompletten Marktexposure oder Produkten mit einem reinen Absicherungszweck. Die Entscheidung der optimalen Mischung zwischen den beiden Produkten oder dem idealen Zeitpunkt, ein Absicherungsprodukt ins Portfolio aufzunehmen, muss der Kunde dann meist selber treffen. Zudem ist der Kunde permanent mit der Frage konfrontiert: Welches Absicherungsprodukt eignet sich überhaupt in Krisen? Wer absichern will, muss also sehr viele Entscheidungen treffen. Das ist nervenaufreibend, zeitaufwändig und in einer komplexen Welt für ein menschliches Gehirn gar nicht mehr wirklich möglich. 

Am Markt gibt es unzählige Absicherungsprodukte, die dem Kunden versprechen, in Krisensituationen diesen stabilisierenden Effekt zu bringen. Genau diese Produkte haben es in der Regel aber an sich, dass sie in guten Börsenphasen sogar sehr viel Geld verlieren und dass die Gewinne in Krisen-Situationen, die über die Jahre angehäuften Verluste nicht zu kompensieren vermögen. Die Corona-Krise hat zudem einmal mehr demonstriert, dass vermeintlich unkorrelierte Asset-Klassen wie Gold oder Kryptowährungen in Krisen plötzlich doch korreliert sein können und dann ebenfalls Verluste verzeichnen müssen.

Das Thema Absicherung ist folglich sehr komplex und aufgrund der (zu) zahlreichen zu treffenden Entscheidungen auch eine hoch emotionale Angelegenheit. Ganz konkret ist der Kunde mit folgenden Fragen konfrontiert: Wann sichere ich ab? Wie sichere ich ab? Wie viel lasse ich mir die Absicherung kosten? Wann löse ich die Absicherung wieder auf? Wann steige ich in den Markt wieder ein? Die überbordende Fülle und der Schwierigkeitsgrad dieser Fragen führt in den meisten Fällen dazu, dass der Kunde sich zu spät oder in einem sehr ungünstigen Zeitpunkt absichert – zum Beispiel dann, wenn der Markt sich bereits im Sinkflug befindet. Analog zu einem bereits brennenden Haus wird die Brandschutzversicherung dann sehr teuer und auch die schnellste Feuerwehr kann den Schaden bestenfalls eindämmen, jedoch nie mehr komplett rückgängig machen. Dies hat wiederum einen grossen negativen Effekt auf die Performance. 

Wir sind mit der ambitionierten Mission gestartet, Produkte zu entwickeln, welche in allen Marktlagen ausserordentlich gute, risikoadjustierte Renditen erzielen und primär auf den absoluten Return abzielen. Denn niemand hat etwas von 5% Benchmark Outperformance, wenn der Benchmark selbst 50% verloren hat. Unser Ziel ist es, unseren Kunden ein Produkt zu bieten, das einerseits in guten Börsenjahren eine sehr solide Performance generiert, im Gegensatz zu anderen Produkten allerdings zusätzlich mit einem zuverlässigen "Airbag" für Unfälle (zum Beispiel Börsenkrisen) ausgestattet ist.

Unsere Flagship-Strategie Z22 Smart Mirror

Walk the talk oder genug der Theorie. Was bedeutet das nun in der Praxis und wie startet man eigentlich einen eigenen Hedge Fund? Anhand von unserer Flagship Strategie Z22 Smart Mirror möchten wir aufzeigen, wie wir in schwierigen Marktphasen einen bedeutenden Mehrwert schaffen. Z22 Smart Mirror haben wir im Oktober 2019 als Actively Managed Certificate (AMC) mit der UBS auf den Markt gebracht. Wie bereits erwähnt, kann das Produkt jederzeit öffentlich über gängige Informationsportale wie Bloomberg, Reuters oder die Webseite der UBS eingesehen werden. Somit ist die Strategie "real" und nicht einfach nur ein "schönes" Gedankenexperiment, denn wir sind uns absolut einig mit unserem Kunden: Am Ende zählt ausschliesslich die realisierte Performance in einer ISIN!

Genau wie im vorangehenden Abschnitt beschrieben, besteht auch Z22 Smart Mirror aus zwei unabhängigen Bausteinen: einem Aktienbaustein und einem dynamischen Absicherungsbaustein. An dieser Stelle muss klar gesagt werden, dass die jüngste, grosse Outperformance des Produktes grösstenteils über den Absicherungsbaustein generiert wurde, welcher in Krisen die Verluste der Aktien stark abfedert oder sogar überkompensiert.

Der Alpha Stream Aktien
Das Aktienexposure wird durch einen intelligenten Machine Learning-Algorithmus verwaltet, dessen Ziel es ist, zu jeder Zeit 100% in denjenigen US-Aktien investiert zu sein, welche von den zukünftig am besten performenden Fund Managern aktuell gekauft werden. Aber wer mögen diese besten Manager sein? Sind es bekannte Namen wie Ray Dalio oder Warren Buffet oder doch vielleicht innovative noch unbekannte Newcomer? Wir definieren nur eine Reihe von Merkmalen und Eigenschaften, welche jenen Manager beschreiben: 

Outperformance gegenüber verschiedenen Benchmarks, Outperformance gegenüber ihren Konkurrenten, risikobereinigte Renditen über verschiedene Zeiträume, verwaltetes Vermögen, Investmentstil und mehr. Unser Machine Learning-Algorithmus sucht nun nach Kombinationen von Merkmalen, die eine hohe Korrelationen mit der zukünftigen Outperformance dieser Manager aufweisen. Darüber hinaus durchforstet der Algorithmus systematisch die Käufe und Verkäufe von über 10‘000 Managern, welche sich in einem Universum von 20‘000 unterschiedlichen Instrumenten bewegen. Dazu haben wir eine Datenbank mit mehreren 100 Millionen Datenpunkten aufgebaut, die dem Algorithmus als Grundlage für seine Entscheidungen dienen. 

All diese Prozesse laufen absolut vollautomatisiert, denn eine solch gewaltige Datenmenge könnte in so kurzer Zeit selbst von 100 Analysten gemeinsam nicht bewältigt werden. Am Ende dieses Prozesses generiert der Algorithmus quartalsweise (Quant heisst also nicht immer High-Frequency-Trading) ein Portfolio von zirka 100 Titeln. Ziel dieses Aktienbausteins ist es, dass wir zu jeder Zeit 100% Exposure im Markt haben und im Idealfall den Markt sogar noch um ein paar Prozent outperformen. (YTD hat der Aktienbaustein ein Alpha von rund 3.5% gegenüber dem S&P 500 generiert.)

Der Alpha Stream Volatilität
Auf der Suche nach der perfekten Ergänzung für unsere Aktienstrategie haben wir uns für die unglaublich spannende Asset Klasse "Volatilität" entschieden. Was ist Volatilität? Nun, Volatilität ist vereinfacht gesagt die Angst der Anleger. Sinken die Märkte, steigt die Volatilität oder eben die Angst der Investoren. Unsere Absicht besteht nun darin, die Angst zu kaufen, bevor sich ein unerhebliches Gerücht mit kleiner Angst zu einem Panik-Strohfeuer auswächst. Oder etwas technischer: 

Ein vom Aktienbaustein unabhängiger zweiter Algorithmus (auch Z22 VolaBoost genannt) überwacht permanent den Volatilitätsmarkt und ist auf der Suche nach Signalen für steigende Preise und Volumina. Wird ein Break-Out-Signal von mehreren separaten Subsystemen unseres Algorithmus bestätigt, nimmt das System eine strategische Position in einem Long-Volatilitäts-Instrument ein. Da die Angst sich jeweils auch wieder schnell beruhigt, ist die Bewirtschaftung dieser Position von höchster Relevanz. Die Gewinne und Verluste dieser Position werden in den Aktienteil des Portfolios umverteilt, was zu einer insgesamt geringeren Portfolio-Volatilität und einer signifikanten Outperformance der Strategie in Marktkrisen führt. So auch bei der jetzigen, ausgelöst durch die Corona-Krise.

In Kombination ermöglichen diese beiden Haupt-Alpha-Streams, Aktien und Volatilität, die volle Partizipation an den Aufwärtsbewegungen des Aktienmarktes, bieten aber gleichzeitig auch zusätzlich Gewinnchancen bei Marktkorrekturen. 

In der nächsten Folge erklären wir, wie genau der Z22 VolaBoost Renditen generiert, während die Börse crasht.



Zwei Autoren, eine Geschichte

Philipp Baumann | Founder & Adventurer | Z22 Technologies

Philipp, geboren 1990 in der Schweiz, startete nach dem Studium in Banking & Finance an der Universität Zürich seine Karriere am Zürcher Bankenplatz. Während verschiedenen Anstellungen, unter anderem bei einem Family Office und einem Vermögensverwalter, absolvierte er auch einen Master an der HSG im Bereich Entrepreneurship & Technology und schrieb seine Thesis am Auto-ID Lab der ETH. Die natürliche Folge aus all diesen Stationen war die Kombination von Wissenschaft und Technologie sowie Markterfahrung und Unternehmertum. 

Armin Herbsthofer | Founder & Adventurer | Z22 Technologies

Armin, geboren 1993 in Österreich, trieb schon immer ein Interesse daran an, zu verstehen, wie die Dinge im Inneren funktionieren. Deswegen studierte er Physik, was in zuerst nach Wien und anschliessend nach Zürich an die ETH brachte. Gleichzeitig loderte in ihm auch immer das Feuer für das Unternehmertum, was ihn bereits in jungen Jahren dazu veranlasste, selbstständig zu werden und auch nebenberuflich ein Studium in Banking & Finance an der Universität Zürich zu absolvieren.