Sesselwechsel

Warum braucht die Neo-Bank Radicant einen neuen CEO?

Bruno Meyer, CEO der Neo-Bank Radicant
Bruno Meyer, neuer CEO der Neo-Bank Radicant (Bild: Radicant)

Jede Neo-Bank braucht einen CEO – gilt das auch für eine Neo-Bank, die es bald nicht mehr geben wird?

In der wechselvollen Geschichte der Neo-Bank Radicant hat das Mutterbank BLKB nun schon wiederholt Widersprüchlichkeiten kommmuniziert. Oder Pläne, die kurz danach bereits wieder gekippt und durch ein völlig anderes Vorgehen ersetzt worden sind.

Das ist nicht die alleinige Schuld der Basellandschaftlichen Kantonalbank, das hängt auch stark mit der basellandschaftlichen Politik zusammen, die völlig unterschiedliche Vorstellungen davon hat, ob und wie ein Neo-Bank zu einer Kantonalbank passt. Oder auch mit der FINMA, welche die Pläne einer wie auch immer gearteten Integration von Radicant ins Mutterhaus durchkreuzen kann.

Die Neo-Bank Radicant bekommt einen neuen CEO

Die Wahl eines neuen CEOs ist jetzt nicht unbedingt widersprüchlich, aber zumindest seltsam. Weil sich die Frage stellt, was macht und bewirkt ein neuer CEO in einer Neo-Bank, die möglichst schnell verkauft werden soll? Oder, diese Option hält sich die BLKB ausdrücklich offen, deren Banklizenz zurückgegeben werden könnte. Mit dieser letzten Bemerkung hat die BLKB die Chancen auf einen guten Deal minimiert und ihre Neo-Banken-Tochter eigentlich zum Ausverkauf zum Schleuderpreis freigegeben.

Bei einem Verkauf könnte der neue CEO "mitverkauft" werden. Das wird jedoch kaum passieren, weil das wichtigste Asset von Radicant deren Banklizenz ist. Wird diese von einer Revolut, einer Wise oder von sonstwem gekauft – mit etwas Neo-Bank drumherum – geht's dennoch nur oder in erster Linie um die Banklizenz. Diese würde ohne CEO eingekauft.

Gibt die BLKB die Banklizenz von Radicant zurück, wäre die Neo-Bank Geschichte. Auch für diesen Fall wird kein neuer CEO gebraucht – es sei denn, er sieht sich als temporärer Liquidator.

Wer ist der neue CEO von Radicant?

Bruno Meyer verfügt über 30 Jahre internationale Erfahrung in der Finanzbranche, war bei Grossbanken in Führungspositionen an Bord und bis Februar 2025 Leiter Corporate Services bei der Incore Bank.

Meyer verfügt folglich über genügend Bankerfahrung, die Frage stellt sich dennoch: Wofür genau soll bei Radicant diese Erfahrung genutzt werden – bei einer von Politik und Mutterhaus angezählten Neo-Bank, die es (wahrscheinlich) bald nicht mehr geben wird?

Marco Primavesi, Verwaltungsratspräsident der Radicant Holding und BLKB-Bankrat, unterstreicht vor allem Meyers Erfahrung und Expertise «in der Begleitung und Umsetzung von Change-Prozessen». Dadurch wäre der neue CEO «bestens geeignet, die nächsten Schritte von Radicant im Interesse aller Anspruchsgruppen sorgsam zu führen».

Welche Change-Prozesse da angepackt werden sollen, bleibt unklar. Ihre Ziele hat die BLKB – massiv unter Druck der Politik – klar formuliert: Verkauf, möglichst schnell, oder Banklizenz zurückgeben und Abwicklung von Radicant. Das eine wie das andere kommt ohne einen neuen CEO aus.

Aber, wer weiss, vielleicht setzen sich die Widersprüchlichkeiten in ungeahnte Richtungen fort und am Schluss kommt alles ganz anders, als man denkt. Sollten dabei Change-Prozesse gefragt sein, der neue CEO von Radicant startet bereits am 27. Oktober.