TV-Kritik zum Money-Special über Smartphone-Banken

Money auf Tele Züri – Machen "Experten" ihre Hausaufgaben, sind Zuschauerinnen und Zuschauer besser informiert

Standbild der Sendung Money auf Tele Züri
Bild: Money auf Tele Züri

Grossartig, wenn Experten am TV möglichen Nutzern die Welt der Smartpone-Banken erklären – immer vorausgesetzt, die Fakten stimmen und die Informationen sind aktuell.

Das TV-Format Money ist eine Info-Sendung von Tele Züri. Jeden Freitag ausgestrahlt mit der Idee, Informationen und Tipps zum "Vergleichen und Sparen im Alltag" zu bringen. Die Sendung entsteht in enger Zusammenarbeit mit den Experten des unabhängigen Online-Vergleichsdienstes Comparis.

Schwerpunkt Smartphone-Banken

Letzten Freitag bei "Money" im Fokus: Smartphone-Banken, nationale und internationale, deren Angebote auch in der Schweiz genutzt werden können. Eine gute Idee, wenn ein Sender mit Ausstrahlung und Reichweite interessierten Zuschauerinnen und Zuschauern Pros und Kontras zu Neo-Banken in verständlicher Sprache näherbringt.

Das hilft Konsumenten, im Angebots-Dschungel besser zu vergleichen und die für sie richtige Wahl treffen zu können.

Zwischen Auslassungen, halb richtig und schlicht falsch

Das funktioniert allerdings nur dann, wenn die von "Experten" zusammengestellten Fakten auch stimmen. Werden längst überholte Informationen von gestern als aktueller Stand der Dinge präsentiert, gerät auch ein gut gemeintes Info-Format nahezu zum nicht gewollten Smartphone-Banken-Bashing.

Ein Blick auf die zentralen Punkte zwischen Auslassungen, halb richtig und schlicht falsch, die uns innerhalb der Sechs-Minuten-Sendung aufgefallen sind.

Die Smartphone-Banken in der Schweiz

Moderatorin: "Welche Smartphone-Banken gibt es in der Schweiz?"

Experte: "Die bekanntesten Smartphone-Banken in der Schweiz sind Neon, Zak, Revolut und Transferweise."

Kommentar von unserer Seite: Schleierhaft, warum der Experte hier die Schweizer Neo-Bank Yapeal unter den Tisch fallen lässt. Immerhin die erste und einzige Neo-Bank mit einer FinTech-Lizenz der FINMA, Yapeal ist bereits seit einem halben Jahr aktiv im Markt.

Bei den Internationalen gehört Revolut-Rivale N26 auch nicht gerade zu den unbekannten und kleinen Lichtern, auch wenn N26 im Moment in der Schweiz nur Eurokonten anbietet.

Beim Onboarding wird's abenteuerlich

Moderatorin: "Wie kann ich denn ein Konto bei einer Smartphone-Bank eröffnen?"

Experte: "Während der Öffnungszeiten dieser Smartphone-Banken kann man das innert Minuten erledigen – man ruft dort an, hält die ID in die Kamera, in der Regel erfolgt auch die Identifikation mit Video-Chat."

Kommentar von unserer Seite: Der Comparis-Experte lebt im Gestern. Smartphone-Banken zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie weder Öffnungs- noch Ladenschlusszeiten kennen, ein Konto kann rund um die Uhr eröffnet werden. Zudem: Onboarding mit Video-Chat ist bereits seit längerem ein Auslaufmodell. Revolut, Yapeal, Zak und zahlreiche andere Neo-Banken sind seit Monaten und Jahren schon weiter. Die KYC-Prozesse (Know Your Customer) sind ausgefeilter, voll digital, kommen ohne Video-Identifikation aus und sind deshalb nicht an Öffnungszeiten gebunden. Warum das so ist und wie's funktioniert, gibt's hier und hier zu lesen.

Smartphone-Banken und ihre Gebühren

Moderatorin: "Wo liegt der Vorteil der Smartphone-Banken im Vergleich zu den klassischen Banken?"

Experte: "Smartphone-Banken erheben keine Kontoführungs-Gebühren."

Kommentar von unserer Seite: Stimmt, aber ohne Präzisierung klingt das Angebot der Smartphone-Banken "zu gratis". Praktisch alle Neo-Banken forcieren verstärkt ihre bezahlpflichten Premium-Konten. Je nach Anbieter und Abo liegen die Kosten für die in der Schweiz nutzbaren Angebote zwischen CHF 3.30 und CHF 15.20 pro Monat. Ein kostenloses Konto haben alle Anbieter im Programm. Das bietet in der Regel jedoch sehr viel weniger als die Premium-Modelle, zudem erkauft man sich das "kostenlos" durch höhere Gebühren bei Transaktionen oder Bargeldbezügen. Kostenlos-Konten sind in der Regel ein guter Einstieg, um erste Erfahrungen mit der ausgewählten Neo-Bank zu sammeln – wer mehr will oder braucht, wird über kurz oder lang upgraden.

So viel Hintergrund und Zusatzinformation darf in einem TV-Format, das interessierten Zuschauerinnen und Zuschauern die Welt der Smartphone-Banken erklären will, schon sein.

Smartphone-Banken liegen bei allen Kontotypen in der Regel in Kosten und Gebühren deutlich tiefer im Vergleich mit klassischen Banken, aber: die nicht belasteteten Kontoführungs-Gebühren werden durch die monatlichen Abokosten ersetzt. Für diese Pauschale als eine Art von Flatrate wird allerdings sehr viel geboten, die monatliche Fee schliesst zahlreiche Leistungen, Services und Komfort mit ein, faire Währungskurse bei Zahlungen im Ausland jeweils inklusive.

Sprachbarrieren können zu Probleme führen

Moderatorin: "Es gibt bestimmt auch den einen oder anderen Nachteil bei diesen Smartphone-Banken."

Experte: "Wenn man ein Problem hat, dann erfolgt der Support in der Regel via Chat oder E-Mail. Gerade bei Anbietern wie Revolut ist die Sprache oft Englisch und nicht Deutsch, das kann zu Problemen führen."

Kommentar von unserer Seite: Das war mal, auch hier ist der Experte nicht auf dem aktuellen Stand oder hat keinen der Services selbst getestet. Heute wird jedes FinTech und jede Neo-Bank im eigenen Interesse darauf achten, Kunden im DACH-Raum (auch) in deutscher Sprache unterstützen zu können. Der Experte nennt explizit Revolut, deshalb ein Blick auf den Kundendienst dieser Smartphone-Bank: Der Chatbot von Revolut "spricht" aktuell Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Japanisch, Litauisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch und Spanisch. Die realen Menschen der Support-Crew kommunizieren im Chat seit einiger Zeit in der Sprache des jeweiligen Benutzers. Spricht ein Support-Mitarbeiter nicht Deutsch, nutzt er im Chat mit deutschsprachigen Kunden den vorgeschalteten digitalen Spachübersetzer.

Das haben wir kürzlich selbst getestet, die Kommunikation funktioniert gut und flüssig, die Supporter bei Revolut agieren freundlich, kompetent und problemlösungsorientiert.

Auch der Support von N26 und Transferwise operiert, neben zahlreichen anderen Sprachen, ebenfalls in Deutsch. Der Knackpunkt liegt heute bei Neo-Banken nicht mehr in der Sprache, oftmals eher in den teilweise langen Wartezeiten. Zudem, und von uns bereits mehrmals angemahnt: Für dringende Notfälle braucht's eine Hotline, die direkt, ohne Umwege und Wartezeiten, sofort Hilfe bieten kann.

Die in der Schweiz verfügbaren Angebote und die Kontomodelle der Anbieter

Unsere Tabelle gibt eine Übersicht und hilft bei der ersten Orientierung. Die ausgewiesenen Tarfie sind jedoch nicht direkt miteinander vergleichbar – pro Anbieter variieren Leistungen, Gebühren und Transaktionskosten bei den einzelnen Kontotypen. Je nach individuellen Nutzungsgewohnheiten (Inland, Ausland, Fremdwährungen, Bargeldbezüge etc.) kann das eine oder das andere Angebot für einen bestimmen Kunden die bessere Wahl sein. 

Smartphone-Banken weisen ihre Kosten und Gebühren praktisch durchwegs transparent aus und belasten keine versteckten Gebühren. Deshalb fällt es nicht schwer, für das eigene Nutzungsverhalten das passende Angebot zu finden. Informationen zu den Leistungen der einzelnen Anbieter gibt's jeweils unter dem Link "Leistungen" in der Tabelle.


Smartphone-Banken | Schweiz und International

Neon

CH Neon Neon Green    
Leistungen   kostenlos * Monatsgebühr    

Yapeal

CH Loyalty Private Private +  
Leistungen   kostenlos 4.90 CHF 8.90 CHF  

Zak Cler

CH Zak Zak Plus    
Leistungen   kostenlos 8.00 CHF    

N26

DE N26 Standard
(Eurokonto)
N26 Smart
(Eurokonto)
   
Leistungen   kostenlos 4.90 €    

Revolut

GB Standard Plus Premium Metal
Leistungen   kostenlos 2.99 € 7.99 € 13.99 €

Transferwise

GB Multi-Währungs-Konto Überweisung Ausland    
Leistungen   ** kostenlos ** Fees variabel    

Bemerkungen zur Tabelle
* Neon Green ist im Moment in der Pilotphase, die Gebühren stehen noch nicht fest.

** Das Multi-Währungs-Konto ist ein Spezialmodell und nicht direkt mit anderen Neo-Banken vergleichbar. Das virtuelle Kontomodell zielt darauf ab, in x Währungen ohne Überweisungsgebühren und zu tiefen Wechselkursen via Debitkarte bezahlen zu können.


War am Tele Züri-Special zu den Smartphone-Banken alles schlecht?

Nein, das war es nicht. Zuschauerinnen und Zuschauer haben in sechs Minuten einiges über Smartphone-Banken erfahren. Allerdings streckenweise mit längst überholten Fakten, die heute schlicht nicht mehr zutreffend sind. Für Zuschauer mit etwas Informations-Vorsprung hat die Sendung deshalb zu spontan und unvorbereitet gewirkt. Ein Experte schüttelt Informationen aus dem Ärmel, die offenbar seit längerem nicht mehr überprüft und revidiert worden sind. Dieser überholte Stand der Dinge wird in ein Info-Format gepackt und ausgestrahlt.

Unser Kritikpunkt: Erklären Experten Nicht-Experten die Welt, sollte die Messlatte in Bezug auf Korrektheit der Informationen und mit Blick auf den wirklichen Stand der aktuellen Entwicklung höher gelegt werden. Schade, eine verpasste Chance. Tele Züri kann das besser. Comparis auch.