FinTech

Ich bin auch ein Bancomat

Bild: Zinkevych | Getty Images

Ein Laden kann mehr als nur verkaufen, er soll über die App von Sonect seine Kunden auch mit Bargeld versorgen.

Geht's nach den Plänen des Zürcher FinTech Startups Sonect, dann fliesst das Bargeld in Läden und Restaurants bald in beide Richtungen. Das heisst, Kunden zahlen nicht nur, sie können im Laden auch gleich Bargeld beziehen.

Analog oder digital?

Diese Frage wird weder von Evangelisten noch von Experten entschieden, die Antwort kommt vom Markt. Deshalb ist die Idee als Angebot und Markttest grundsätzlich sympathisch, im Laden um die Ecke auch Bargeld beziehen zu können. Sonect will die analoge und die digitale Welt verbinden und mit ihrer App den Bargeldbezug möglich machen.

Das Startup sieht Potenzial in der Idee, weil Bargeld in der Schweiz weiterhin als Zahlungsmittel wichtig bleibt, tendenziell jedoch hohe Handlingkosten nach sich zieht. Nach eigenen Angabe zielt Sonect "auf die Reduktion der weltweiten Bargeldkosten in Höhe von 300 Milliarden Franken". Vorderhand werden die Brötchen noch etwas kleiner gebacken, die Idee geht aktuell regional in den Testversuch.

Pilotprojekt in Zürich und Winterthur

In ausgewählten Shops in Zürich und Winterthur sollen Nutzer einkaufen, zahlen und auch Bargeld beziehen können. Zudem ist geplant, im Kanton Waadt über einen Online-Food-Service ab Sommer 2017 nicht nur leckere Gerichte auszuliefern, Kunden können sich dann auch benötigtes Bargeld direkt nach Hause bringen lassen.

Der Start scheint gesichert, Sonect hat sich nach eigenen Angaben mit der PostFinance und dem Swiss ICT Investor Club in der ersten Finanzierungsrunde prominente Unterstützer ins Boot geholt.

Könnte klappen

Sofern Bekanntheit und Nutzung in eher kurzer Zeit die kritische Masse bei den beiden Gruppen Läden und Anwendern erreichen, kann die Idee funktionieren. Zumal der Service für Kunden praktisch ist, die für die nächsten Stunden oder Tage gerne beim Einkaufen und ohne Umwege etwas zusätzliches Bargeld beziehen möchten.

Für Shops ist das Konzept möglicherweise interessant, weil erweiterte Services angeboten werden können, die für den Händler mit Provisionen verbunden sind. Und auch, weil unter Umständen ein "Bargeldabbau" bis zum Ladenschluss erwünscht sein kann. Es sei denn, die Nachfrage übersteigt den Bargeldbestand, dann öffnen sich "logistische" Probleme. Vor dem Erfolg soll man sich jedoch nicht fürchten, Probleme sind ja zum Lösen da.

Ob die Idee bei Banken greift, wird sich zeigen. Sonect möchte hier eine Alternative zum Bancomaten schaffen, welche für Banken die Betriebskosten senken soll. Der Bancomat mit seinen erweiterten Funktionen steht jedoch vorerst nicht unbedingt in direkter Konkurrenz zur neuen Dienstleistung. Mit zu den Erfolgsfaktoren dürften auch die Kosten gehören und damit die Frage, wer für was wie viel bezahlen muss.

Dennoch, die Idee bleibt sympathisch, zumal verschiedene Modelle im Inland und im Ausland schon erfolgreich laufen, welche einen Shop multifunktional erweitern. Als Poststelle, als Zahlstelle für die Barzahlung von Rechnungen (zum Beispiel Barzahlen in Deutschland) oder für andere Dinge, die sich dort erledigen lassen, wo man ohnehin regelmässig hingeht.

Sonect: Die Idee des virtuellen Geldautomaten