Risikokapital

Crowdinvesting als Finanzierungs-Kanal für Startups: Inyova und Relai haben ihre Funding-Kampagnen gestartet

Junge Leute schauen lachend von oben in die Kamera
Bild: Kar-Tr | Getty Images

Gleich zwei Schweizer FinTechs setzen auf Crowdinvesting – spielt die Community mit und kommt für Inyova und Relai genügend Kapital zusammen?

Crowdinvesting kann für Startups und FinTechs eine interessante Alternative sein, um eher schnell frisches Kapital zu beschaffen. Schnell heisst: die Kampagnen auf spezialisierten Plattformen laufen wählbar einige Tage oder wenige Wochen, um das gewünschte Finanzierungziel zu erreichen.

Hat die Kampagne Erfolg, fliesst nicht nur das benötigte Kapital in die Kassen des Startups, im Nebeneffekt können Crowdinvesting-Kampagnen den Kitt zur bestehenden Community verstärken und Kleininvestoren motivieren, Teil der Community zu werden.

Einige erfolgreiche Crowdinvesting-Kampagnen von Schweizer Startups haben wir in den letzten Monaten porträtiert, letztmals hier. Aktuell sind zwei Kampagnen von FinTechs am Laufen. 

Wie sieht's aus bei Inyova?

Das Impact Investing FinTech Inyova hat seine Crowdinvesting-Kampagne letzten Mittwoch gestartet und will über die Plattform von Conda Schweiz zusätzliches Kapital einsammeln. Eine Beteiligung ist ab CHF 235 für eine Stammaktie möglich, das erlaubte Maximum-Investment liegt bei CHF 50'000.

Das ursprüngliche Finanzierungsziel von einer Million Franken ist aufgrund hoher Voranmeldungen zuerst auf drei, dann nochmals auf fünf Millionen Franken erhöht worden.

Die erste Schwelle von drei Millionen ist bereits 33 Minuten nach Start der Kampagne erreicht worden. Wenige Stunden später waren über 21'000 Stammaktien in der Hand von 2'000 neuen Investorinnen und Investoren, welche damit Anteile von insgesamt fünf Millionen Franken erworben hatten. 

Das FinTech hat das Finanzierungsziel der Kampagne kurzfristig nochmals erhöht, die Marke steht nun bei acht Millionen Franken. Auch der Weg zu diesem neuen Ziel dürfte eher ein Spaziergang als ein Hürdenlauf sein – die Kampagne läuft noch fünf Tage und erfahrungsgemäss geht nach einem fulminanten Start einer Kampagne die Euphorie nicht vorschnell in die Knie. Sie schwächt sich etwas ab, der Trend setzt sich in der Regel jedoch fort.

Bei Redaktionsschluss waren rund 2'600 Investorinnen und Investoren mit einem Gesamtinvestment von knapp 6.3 Millionen Franken mit an Bord. Die zusätzlichen 1.7 Millionen dürften zu schaffen sein.

Im Gegensatz zu Crowdinvesting-Aktionen, bei denen Partizipationsscheine ausgegeben werden, erhalten die neuen Aktionärinnen und Aktionäre von Inyova mit ihren erworbenen Stammaktien auch Stimmrechte. Ein zusätzlicher und möglicherweise zentraler Faktor, um die neuen Investoren näher ans eigene Unternehmen zu binden.

Wie sieht's aus bei Relai?

Ebenfalls am Start steht das Bitcoin FinTech Relai, das über die britische Crowdinvesting-Plattform Crowdcube weitere Millionen einsammeln will. Auch Relai bietet tiefe Einstiegshürden, mit 10 Euro ist man bereits im Spiel, der Weg zur Aktionärin und zum Aktionär soll nicht durch beschränkte Budgets behindert werden. Wie Inyova gibt auch Relai keine Partizipationsscheine aus, sondern Stammaktien.

Relai hat seine Crowdinvesting-Kampagne in eine private und in eine öffentliche Phase aufgeteilt. Die öffentliche Phase kommt erst, die startet am 3. Mai 2022. Seit gestern sammelt das FinTech Kapital in der privaten Runde von den grösseren Investoren ein. Bei Redaktionsschluss war das Ziel von 1.5 Millionen Euro bereits erreicht und überschritten – die Crowdinvesting-Plattform Crowdcube zeigte einen mit rund 1.7 Millionen Euro gefüllten Topf an.

Nach Aussagen des FinTechs war der bisherige Hauptinvestor von Relai, Redalpine, auch in dieser Runde mit dabei. Zu den weiteren Investoren gehören Polytech Ventures, Fulgur Ventures und ACE & Company. Julian Liniger, CEO und Gründer von Relai, zur privaten Runde:

In der privaten Phase der Crowdcube-Kampagne hat unser wichtigster VC-Investor, Redalpine, das grosszügigste Commitment abgegeben, während wir auch von anderen führenden europäischen und US-amerikanischen Investoren unterstützt wurden

Man darf davon ausgehen, dass professionelle VC-Unternehmen nicht zufällig über die Crowdcube-Kampagne gestolpert sind, um gleich online zu investieren. Das sichtbar gemachte Beispiel der privaten Hauptinvestoren vor dem Start der öffentlichen Phase darf jedoch als Motivator für Investorinnen und Investoren mit kleineren Budgets aus der Community gesehen werden. Wie es diese Gruppe mit Investitionen hält, steht Ende Mai fest, dann endet die öffentliche Phase. Liniger ist zuversichtlich, tausende Nutzerinnen und Nutzer von Relai als Aktionäre gewinnen zu können.