Innovation

Blockchain und IoT: Postfinance diversifiziert und automatisiert die Strom-Verrechnung

Fotovoltaik-Anlage auf dem Hausdach
Bild: SKatzenberger | Getty Images

Postfinance diversifiziert weiter, gründet mit Partnern ein Startup und lanciert eine Plattform für die Messung und Verrechnung von eigenproduziertem Strom.

Im Innovationslabor der Postfinance, dem PFLab, werden laufend neue, vielversprechende Zukunftsthemen diskutiert und als Projekte vorangebracht. Das aktuell sichtbare Resultat:

Mit dem neu gegründeten Startup Ormera verbinden Postfinance und Partner Energie Wasser Bern (EWB) die Enegiewirtschaft mit dem Zahlungsverkehr – über die Blockchain.

Die neue Plattform für die einfache Stromverrechnung

Im September 2019 haben Postfinance und Energie Wasser Bern (EWB) das Startup Ormera gegründet. Das junge Unternehmen bietet ein einfaches, übersichtliches Portal für die Messung und Verrechnung von eigenproduziertem Strom. Der Prozess verläuft über eine sichere, in der Schweiz betriebene Blockchain, ist voll automatisiert und reduziert damit den administrativen Aufwand für die Anwender. Die Idee zu Ormera hat Postfinance im Rahmen ihres Innovationsprozesses gemeinsam mit EWB entwickelt.

Die Details zum Projekt

Die cloudbasierte Ormera-Plattform vereinfacht die komplexe und aufwendige Verrechnung von Strom. Sie verknüpft intelligente Stromzähler als Internet-of-Things-Komponenten mit einer Blockchain. Dort werden die Stromproduktionsdaten gespeichert und jeweils für die automatische Abrechnung der Verbrauchs- und Produktionsdaten genutzt.

Hintergrund von Ormera ist der Wandel im Schweizer Energiesystem: Während die Energieversorgung früher vor allem zentral organisiert war, geht der Trend heute immer stärker in Richtung dezentrale Produktion und lokaler Konsum. Seit Inkrafttreten des neuen Energiegesetzes dürfen Hauseigentümer den Strom, den sie beispielsweise über ihre eigene Fotovoltaikanlage produzieren, weiterverkaufen.

Die damit verbundenen administrativen Prozesse sind jedoch komplex. Deshalb bietet die Ormera-Plattform eine Lösung, damit der gesamte Stromverrechnungsprozess vollautomatisch funktioniert. Ormera richtet sich in erster Linie an Energieversorgungs-Unternehmen, Energie- und Immobilien-Dienstleister sowie an Liegenschafts-Verwaltungen.

Blockchain schafft Transparenz und Sicherheit

Die Blockchain-Technologie bildet die Basis, um Daten transparent und vertrauenswürdig zu speichern und weiterzuverarbeiten. Daten in der Blockchain können rückwirkend nicht mehr verändert und Transaktionen können sicher nachgewiesen werden.

Ormera läuft auf der Ende 2018 lancierten, gemeinsam von Post und Swisscom betriebenen Blockchain-Infrastruktur. Diese ist die erste sogenannte "Private Blockchain" der Schweiz, die gemeinsam von Partnern betrieben wird. Die Daten bleiben vollständig in der Schweiz und die Infrastruktur erfüllt die hohen Sicherheitsanforderungen von Banken.

Open Innovation mit den richtigen Partnern

Postfinance ist bei diesem Projekt dem Open-Innovation-Ansatz gefolgt, also der Öffnung des Innovationsprozesses gegen aussen, um die notwendigen Kompetenzen zu bündeln. Im Falle von Ormera holte das PFLab Energie Wasser Bern (EWB) von Anfang an mit an Bord.

Das Energieversorgungs-Unternehmen der Stadt Bern brachte so von der ersten Stunde an wertvolles Know-how aus der Energiebranche mit ein. Nach einer erfolgreichen Pilotphase im Herbst 2018 wurde die Plattform im Mai dieses Jahres mit diversen Partnern lanciert, darunter die Energiedienstleister Eniwa AG, Società Elettrica Sopracenerina SA (SES) und IB Langenthal AG.

Ormera arbeitet zudem mit dem Technologiepartner ABB zusammen, um die direkte Verbindung zwischen den Messdaten und der Blockchain zu vereinfachen. Seit September 2019 ist die von Postfinance und EWB gegründete Ormera AG als eigenes Startup unterwegs.