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Steife Brise aus Westen: Französische Unicorns wollen in Deutschland aggressiv wachsen

Wehende Frankreich-Flagge
Bild: alexis84 | Getty Images

Zwei frisch gebackene Einhörner aus Frankreich haben vor allem den deutschen Markt im Visier – und beide operieren mit gefüllten Kassen.

Das französische FinTech Qonto ist nach Frankreich, Spanien und Italien vor zwei Jahren auch in Deutschland gestartet. Zum damaligen Zeitpunkt betreute das FinTech 65'000 Kunden, war mit frischen 104 Millionen Euro sehr gut für den Markteintritt in Deutschland finanziert und formulierte ehrgeizige Ziele.

Mit der Finanz-App für Selbstständige, Startups und KMU hat Qonto die Zahl der Kundinnen und Kunden inzwischen mehr als verdreifacht, heute setzen 220'000 Kunden in vier Märkten auf die Finanzlösung für Unternehmen. Zum Angebot des Geschätskontos gehören Karten, Zahlungsverkehr, klassische Bankgeschäfte sowie Buchhaltung und Ausgabenmanagement.

Besonders stark, so das FinTech, hätte sich das Wachstum in Deutschland entwickelt. In diesem Kernmarkt will Qonto den anhaltenden Rückenwind nutzen und weiterhin aggressiv wachsen.

Qonto sammelt 486 Millionen Euro ein

Letzte Woche hat das FinTech seine Series-D-Finanzierungsrunde abgeschlossen und wird von seinen Investoren nun mit stolzen 4.4 Milliarden Euro bewertet. Die hohe Finanzierung und die fantasievolle Bewertung sind das eine, die konkreten Ziele und Pläne von Qonto das andere.

Das FinTech will in Deutschland weiterhin markant zulegen und wird deshalb über 100 Millionen Euro allein in den deutschen Markt investieren. Erst ab 2023 soll die App in weiteren europäischen Märkten ausgerollt werden. Bis 2025 will Qonto europaweit 1 Million Nutzerinnen und Nutzer auf seiner Kundenliste haben und mehr als 2'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (heute 500) auf der Lohnliste.

Qonto tritt in Deutschland gegen Bunq, Kontist, Penta und weitere FinTechs an, welche ebenfalls Freiberufler und KMU im Visier haben. Zudem sind auch die Challenger-Banken Revolut und N26 mit im Spiel, welche Kontomodelle für Private anbieten und darüber hinaus mit ihren Business-Konten ebenfalls den Markt der Selbstständigen und der KMUs bearbeiten. Beide Anbieter haben seit einiger Zeit ihr Engagement im Bereich der Business-Konten verstärkt.

Spendesk sammelt 100 Millionen Euro ein

Das französische FinTech Spendesk ist spezialisiert auf Ausgabenmanagement, gehört ebenfalls zu den schnell wachsenden Unternehmen und hat gestern im Rahmen einer Erweiterung seiner Series-C-Runde (100 Millionen Euro im Juli 2021) weitere 100 Millionen Euro eingesammelt. In der Folge haben die Erwartungen und Fantasien der Investoren auch Spendesk in den Kreis der Unicorns katapultiert.

Spendesk hat Büros in Paris, London und San Francisco, in Deutschland zwei Standorte in Berlin und Hamburg. Das FinTech will die Kapitalspritze vor allem für die weitere Erschliessung des deutschen Marktes einsetzen. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland soll deshalb massiv erhöht werden.

Die Spendesk-Plattform vereint Firmenkarten, Rechnungszahlungen, Spesenabrechnungen, Budgets, Zahlungsfreigaben, Reporting und Buchhaltung in einer einfachen und skalierbaren Lösung – nach eigenen Angaben sind bereits mehr als 3'500 Finanzteams mit mehreren zehntausend Nutzern mit an Bord.

Das Spesen-FinTech tritt in Deutschland gegen die Lösungen von Konkurrenten wie Pleo, Yokoy und weiteren Anbietern an, die sich ebenfalls auf Tools und Services rund um das Ausgabenmanagement spezialisiert haben. Dazu kommen Challenger-Banken wie Revolut, die Spesenlösungen als Teilbereich für ihre Businesskunden anbieten.