Digitale Schweiz

Sandra Tobler zur Zukunft der digitalen Schweiz

Sandra Tobler, CEO von Futurae
Foto: Boris Baldinger

In unserer Serie richten wir den Scheinwerfer auf die digitalen Macherinnen und Macher der Schweiz – heute auf Sandra Tobler.


Wer bist du und was muss ein junger Digital Native, der noch am Anfang seiner Berufskarriere steht, über dich, deine Organisation und ihre digitalen Initiativen wissen? 

Mein Name ist Sandra, ich bin Gründerin und CEO der Züricher Cybersecurity-Firma Futurae. Ich arbeite mit meinem Team von Top-Forschern der ETH Zürich daran, IT-Sicherheit und Datenschutz moderner und einfacher zu machen und Nutzer in den Mittelpunkt zu stellen, anstatt Technologie.

Futurae ist Vorreiter in Sachen einfache, sichere Logins für Kundenportale, E-Banking oder Mobile Banking. Dafür haben wir eine modulare Authentisierungs- und Transaktionssignatur-Suite entwickelt. Wir reagieren zusammen mit unseren Kunden schnell auf neue Gefahren und Bedürfnisse und zeigen auf, wie adaptive IT-Sicherheit funktioniert.

Mit welchem digitalen Macher möchtest du dich gerne einmal bei einem Kaffee austauschen, weil er für dich ein spannendes Rollenmodell oder gar Vorbild verkörpert? 

Sergey Brin hab ich bereits kennengelernt. Er hat mich als Person mit seiner Bescheidenheit sehr beeindruckt. Ihn würde ich sehr gerne mal länger auf einen Kafi treffen.

Was können Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Bildung und wir alle tun, damit es in Zukunft Google, Salesforce und Facebook aus der Schweiz gibt? 

Das Problem ist vielschichtig. Wir in der Schweiz sind keine "Risk-Taker", das zeigt sich durch alle Bereiche. Für Abgänger der Unis ist es oftmals einfacher, sich für ein schönes Salär und Work-Live-Balance zu entscheiden, als sich aufzubürden, mit Unsicherheit und Aufwand eine Techfirma aufzubauen. 

Schweizer Firmen wiederum arbeiten viel zu selten mit Startups, weil sie es oft als zu hohes Risiko ansehen, neue Technologien auszuprobieren oder auch nicht ehrlich Feedback teilen, wenn das Produkt kein Problem löst. Wenn junge Firmen nicht in angemessener Zeit genügend Kunden auf dem Heimmarkt oder im einfach zugänglichen Ausland finden, wird es auch mit der globalen Expansion schwierig, weil das Geld oftmals schlicht nicht so weit reicht.

Auch fehlt es oft am Verständnis in der breiteren Gesellschaft, was es heisst, eine Technologiefirma von null auf aufzubauen. Medien helfen da auch nicht, wenn sie Gründer öffentlich diffamieren oder bei Misserfolgen schadenfreudig ihre Berichte schreiben. Jedes junge Unternehmen, das Risiken eingeht, geht durch schwierigere Zeiten, das ist normal.

Fertig mit Lamentieren, was wir brauchen sind viele diverse Rollenmodelle, ehrliche Geschichten, erfolgreiche und gescheiterte, und vor allem den Mut, aufgeschlossen auf neue Technologien zuzugehen und diese ehrlich zu beurteilen. Es wäre super, wenn Jungunternehmern öfters auch mal Mut zugesprochen würde, gerade in härteren Phasen des Aufbaus. Misserfolge sagen selten etwas über die Qualität von Unternehmern aus. 

Was würde dein Teenager-Ich heute zu dir sagen und was würdest du deinem 15-jährigen Ich mit auf den Weg geben wollen für seine Zukunft? 

Mein Teenager-Ich würde sagen: Geniess dein Leben und verbringe Zeit mit Leuten, die dir guttun. 

Ich würde meinem Teenager-Ich sagen: Trau deinem "Guts Feeling", investiere deine Zeit in Dinge, wo du stark drin bist. Hör auf Feedback von Leuten, die in dem Bereich Bescheid wissen. Akzeptiere nichts als gegeben und versuch ständig dazuzulernen.

Welchen Stellenwert haben Anlässe wie der Digital Economy Award für die Förderung einer starken digitalen Innovationskultur in der Schweiz? 

Solche Anlässe haben ihren Wert darin, die Community zusammenzubringen. Das ist wertvoll und schafft Rollenmodelle. Man sollte sich jedoch gerade als junge Firma nicht von Awards blenden lassen. Was zählt, ist mit seinen digitalen Produkten einen Markt zu schaffen und mit Kunden zu arbeiten.

Gerade in der Schweiz trüben manchmal die nicht wenigen Awards die Sicht auf die eigentliche Entwicklung von jungen Firmen. Man könnte als junges Unternehmen tagtäglich an Veranstaltungen teilnehmen. Was zählt, ist jedoch die konsequente Umsetzung seiner Strategie, um die Firma aus dem Nichts aus dem Boden zu stampfen.

Die Interviewpartnerin: Sandra Tobler

Sandra Tobler ist Mitgründerin und CEO von Futurae Technologies. Die Cybersecurity-Firma, ein Spin-off der ETH Zürich, setzt sich für den Datenschutz ein, indem sie sichere Logins und Transaktions-Signaturen mit intuitivem Nutzererlebnis für Mobile Banking, E-Banking und Kundenportale anbietet.

Zuvor war die passionierte Unternehmerin viele Jahre in der IT-Industrie in Zürich und San Francisco beschäftigt. Für IBM war Sandra in grossen internationalen IT-Projekten engagiert. Bei Switzerland Global Enterprise (S-GE) hat sie Unternehmen aus der IT-Branche in Internationalisierungfragen unterstützt.

Sandra setzt sich für bessere Rahmenbedingungen für das Schweizer Tech-Ökosystem ein – auf mehreren Ebenen. Sie ist im Board von Startupticker, dem Sprachrohr der Schweizer Startup-Szene. Ebenso engagiert sie sich in vielen Initiativen rund um Finanzinnovationen und FinTech, zum Beispiel als Ambassador von Swiss Finance Startups.