Crowdinvesting

Patrizia Laeris Startup ElleXX hat 1.43 Millionen eingespielt

Das Team von Patrizia Laeris Startup ElleXX
Das Team des Startups ElleXX (Bild: ElleXX)

Nach einer erfolgreichen Crowdinvesting-Kampagne kommt die wichtigste Phase: der Vorschuss von Vertrauen muss durch Resultate gerechtfertigt werden.

Der vorprogrammierte Erfolg von vier gleichzeitig gestarteten Crowdinvesting-Kampagnen hatte sich bereits nach den ersten drei Tagen abgezeichnet, MoneyToday.ch hat berichtet. Vorprogammiert deshalb, weil die Macherinnen und Macher der Crowdinvesting-Plattform Oomnium als Profis mit sehr viel Erfahrung sämtliche Rezepturen und Notwendigkeiten für die erfolgreiche Durchführung von Kampagnen aus dem Effeff kennen.

Drei von vier Startups sind über die Ziellinie gelaufen

Drei Startups waren bereits 72 Stunden nach dem Start der Kampagnen an ihrer ersten Zielmarke angelangt oder hatten sie sogar übertroffen, nur ein Startup lag zurück. Dieses Bild hat sich gut zwei Wochen später bestätigt:

ElleXX hat die anvisierte erste Zielmarke von 1 Million Franken mit 143 Prozent übertroffen und damit 1.43 Millionen Franken eingespielt, ist jedoch nach Kampagnen-Ende unter dem hochgesteckten Maximalziel von 3 Millionen geblieben. Letzteres erklärt sich, trotz Popularität und wiederholt starker Medienpräsenz der Mitgründerin Patrizia Laeri, durch die aktuell noch überschaubare Community von 36'000 Personen. Diese Basis ist respektabel, für hohe Millionenbeträge aber noch zu klein.

Die beiden Startups Parkn'Sleep und Nanimale haben ihre erste Zielmarke von 200'000 Franken mit 169 und 168 Prozent übertroffen und damit intakte Chancen, auch ihre Maximalziele von 350'000 und 400'000 Franken zu knacken.

Drei Mal Erfolg, wie auch immer die beiden noch laufenden Kampagnen enden, sowie ein Startup ohne Neugeldzufluss aus der Crowd, weil das Minimalziel nicht erreicht werden konnte.

Die zwei noch laufenden Kampagnen sowie das erfolgreich abgeschlossene Crowdinvesting von ElleXX sind auf der Plattform von Oomnium sichtbar – Kampagnen ohne realisierte Investitionen bleiben offensichtlich ausgeblendet, das vierte Startup ist nicht mehr zu finden.

Das Vertrauen von Neu-Investoren ist als Vorschuss zu betrachten

Investorinnen und Investoren, die sich als Aktionäre an einem Unternehmen beteiligen, erwarten Resultate von ihrem Startup. Unabhängig davon, mit welchem Betrag sie sich engagiert haben. Das Vertrauen von Neu-Investoren ist gewissermassen ein Vorschuss, auf der Basis von Pitch und Angaben, die das jeweilige Startup im Investment Proposal gemacht hat.

Dieses Vertrauen muss nach erfolgreichen Kampagnen durch Resultate gerechtfertigt werden, die nicht allzuweit von Plänen und formulierten Zielen im Investment Proposal entfernt sein dürfen. Das gilt für alle drei Startups, insbesondere für Patrizia Laeris ElleXX. Dies deshalb, weil ElleXX durch die Bekanntheit und die mediale Präsenz von Laeri einen Vorteil ausspielen konnte, der sich in der höchsten eingespielten Summe und in der grössten Zahl der Investorinnen und Investoren ausgezahlt hat. 

1'379 neue Aktionärinnen und Aktionäre haben sich mit insgesamt 1.43 Millionen Franken an ElleXX beteiligt. Das Startup ist erst seit gut eineinhalb Jahren im Markt, hat 2022 einen Umsatz von 181'000 Franken erwirtschaftet und bewertet sich aktuell selbst mit einem Unternehmenswert von 16 Millionen Franken. 

Die zahlenden Members sollen von heute 1'000 bis Ende 2025 sprunghaft in die Region um die 30'000 wachsen. Im laufenden Jahr 2023 will ElleXX einen Umsatz von 1 Million Franken erreicht haben, für das Jahr 2026 prognostiziert das Startup einen Umsatz von 26.3 Millionen Franken. Das sind sehr ambitionierte Ziele – ob sie auch realistisch und erreichbar sind, werden die nächsten zwei, drei Jahre zeigen.

An diesen Zahlen, Zielen und Prognosen muss sich das Startup mit 1'379 neuen Aktionärinnen und Aktionären an Bord bereits für 2023 und auch für die nächsten Jahre messen lassen. Etwas langsamer unterwegs zu sein als gedacht, wäre noch kein Beinbruch. Meilenweit entfernt von den formulierten Zielen zu operieren, wäre hingegen ein Glaubwürdigkeitsverlust und damit verspieltes Vertrauen, das als Vorschuss gewährt worden ist. Mit anderen Worten: ElleXX ist in der Pflicht zu liefern.

Der Unterschied zwischen Fans und Investoren

Was für ElleXX gilt, betrifft auch Startups wie zum Beispiel Neon oder Inyova, die in den letzten Monaten ebenfalls über Crowdinvesting-Kampagnen Millionenbeträge eingespielt haben. Auch sie haben ihre Community motiviert, sich am Unternehmen zu beteiligen. Mit Erfolg, die Community hat den Startups Vertrauen als Vorschuss geschenkt.

Ob sich Crowdinvesting auf Dauer zu einem interessanten Finanzierungs-Kanal für Startups und KMU entwickeln kann, wird von diesen Vorreitern mitbeeinflusst. Betrachten diese Startups ihre Community in erster Linie als Fans, die alles verzeihen, kann es ziemlich schwierig werden. Stufen die Pioniere des Crowdinvesting ihre Community als ernstzunehmende Investoren und Aktionärinnen ein, denen man etwas schuldig ist in Form von Resultaten und Dividenden, kann sich der spannende Kanal schneller und solider etablieren.

Diesen Punkt im Auge zu behalten, ist für alle Startups wichtig, die über Finanzierung und den Kanal von Crowdinvesting nachdenken. Fans verzeihen (fast) alles. Macht man Fans zu Investoren, reduziert sich in der neuen Rolle die Spanne der zumutbaren Enttäuschungen und nicht erfüllten Erwartungen ganz erheblich. Ein zurückschlagendes Pendel kann zu harschen Reaktionen und Imageverlusten führen, die keinem Startup gut bekommen.

Startups sollten deshalb darauf achten, bei Crowdinvesting-Kampagnen nicht ihre Träume mit der Community zu teilen, belastbare Zahlen und realistische Prognosen sind ehrlicher und helfen mit, Problemen aus dem Weg zu gehen. 

Hier sind, im eigenen Interesse, auch die Crowdinvesting-Plattformen in der Pflicht. Hochfliegende Bewertungen oder traumtänzerische Umsatz- und Gewinnprognosen sollten nicht nur auf wie auch immer geartete Plausibilität der Aussagen, sondern vor allem auf Machbarkeit und Realitätsbezug geprüft werden. Belastbare Angaben in den jeweiligen Investment Proposals schaffen Vertrauen – ohne den Fanbase-Vorschuss unnötig auszureizen – und können mithelfen, das spannende Finanzierungs-Instrument Crowdinvesting schneller auf eine respektable Flughöhe zu bringen.