Mobil, Online, Krypto: Die Schweiz macht Riesenschritte beim digitalen Bezahlen

Junge Frau mit Smartphone beim mobilen Bezahlen
Bild: Visa

Das Verhalten beim Bezahlen hat sich in kurzer Zeit stark verändert: der kurze Weg vom digitalen Ausprobieren zur digitalen Gewohnheit.

Was hinlänglich bekannt ist: die Corona-Pandemie hat die digitalen Verhaltensweisen von Konsumentinnen und Konsumentin stark beeinflusst und verändert. Die digitalen Sprünge sind jedoch grösser als gedacht und sind nicht beim kontaktlosen Bezahlen stehengeblieben. 

Eine aktuelle und repräsentative Visa-Studie bestätigt, was man schon zu wissen glaubt, bringt jedoch auch neue Erkenntnisse, die eher überraschen.

Mobiles Bezahlen legt zu

Zu den Bestätigungen gehört, dass sich kontaktloses Bezahlen in der Schweiz fest etabliert hat, inzwischen auf hohem Level: 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer bezahlen kontaktlos. Das Wachstum gegenüber 2021 fällt deshalb nur noch gering aus, deutlicher ist der Zuwachs beim mobilen Bezahlen im stationären Handel:

Gesamtschweizerisch stieg der Anteil der Personen, die in Geschäften durch Auflegen des Smartphones oder Wearables bezahlten, auf 28 Prozent (+3 Prozentpunkte). Am normalsten ist es für die Jüngeren der Generationen Y und Z: 44 Prozent der unter 35-Jährigen nutzen bereits das Mobilgerät zum Bezahlen an der Ladenkasse.

Dabei stieg bei Personen, die mobil bezahlen, auch die Nutzungshäufigkeit im Vergleich zum Vorjahr markant. Bereits jede und jeder Zweite verwendet mehrmals pro Woche das Mobilgerät an der Kasse (+ 9 Prozentpunkte).



Hauptsache einfach, schnell und sicher

Weiterhin im Vordergrund beim Bezahlen steht Schnelligkeit. Das wünschen sich zwei von drei Schweizerinnen und Schweizern (64 %) – weiterhin mit steigender Tendenz.

Ineressant ist, dass durch die intensive Nutzung in den vergangenen Jahren auch das Vertrauen ins digitale Bezahlen gestiegen ist. Oder umgekehrt: die Bedenken haben deutlich abgenommen. 

Beim Kauf im Internet sorgen sich nur noch 13 Prozent sehr vor einem Datenabgriff, ein Rückgang um sechs Prozentpunkte in nur einem Jahr. Im stationären Handel machen sich in diesem Jahr gerade noch 9 Prozent grosse Sorgen über Datenabgriffe. 

Sicherheit generell steht weiterhin im Vordergrund, die eigenen neuen Gewohnheiten haben jedoch Vertrauen geschaffen und Bedenken abgebaut.

Santosh Ritter, Country Manager bei Visa für die Schweiz und Liechtenstein, sieht durch die aktuelle Studie bestätigt, dass der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Trend zum beschleunigten digitalen Bezahlen keine Eintagsfliege war:

Konsumentinnen und Konsumenten legen weiter besonderen Wert auf schnelle, sichere und zuverlässige Bezahlmöglichkeiten jenseits des Bargelds und auch über die klassische Plastikkarte hinaus

Was Konsumentinnen und Konsumenten an Kartenzahlungen weiterhin besonders schätzen: dass sie bei nicht autorisierten Zahlungen ihr Geld zurückerhalten.

Vertrauen in Online-Zahlungen steigt

Noch stärker als im physischen Handel ist die Nutzungsintensität von Mobilgeräten im Online-Handel. Inzwischen haben zwei Drittel der Konsumentinnen und Konsumenten (65 %) schon einmal Waren oder Dienstleistungen mobil mit Smartphone und Co. im Internet gekauft. Das entspricht gesamtschweizerisch einem Wachstum von 7 Prozent. Die Deutschschweiz hat hier wie im Vorjahr die Nase vorn: 66 Prozent shoppen mobil im Internet (+ 6 Prozentpunkte).

Durch die intensive Nutzung von Onlinekanälen im Zuge der Pandemie hat sich der Ruf des Kaufs im Internet verbessert: 22 Prozent geben an, dass sie Onlinezahlungen heute positiver sehen als vor Beginn der Covid-19-Pandemie und 32 Prozent kaufen häufiger online ein. Mittlerweile kauft generell fast jede und jeder (97 %) zumindest ab und zu online ein – mehr als sechs von zehn regelmässig.



In der Deutschschweiz hat das Smartphone das Portemonnaie überholt

Das Smartphone gewinnt gegenüber dem Portemonnaie insgesamt weiter an Relevanz: Müssten sie zwischen den beiden auswählen, entscheiden sich in der Deutschschweiz mit 51 Prozent inzwischen mehr Menschen für das Handy (+7 Prozentpunkte) als für das Portemonnaie (47 %).

In der Romandie ist es heute noch umgekehrt: hier schlägt das Portemonnaie (52 %) weiterhin das Mobilgerät (41 %).



Schweizerinnen und Schweizer mögen Kryptos – und sie bezahlen auch damit

Im Vergleich mit Deutschland und Österreich ist die Krypto-Affinität der Schweizer Bevölkerung deutlich stärker ausgeprägt. Fast ein Viertel der Schweizerinnen und Schweizer (23 %) besitzt inzwischen Kryptowährungen. Bei den unter 35-Jährigen ist der Anteil mit 44 Prozent sogar noch wesentlich höher.

Für viele Kryptobesitzer sind die digitalen Währungen nicht nur eine Geldanlage. Mehr als ein Drittel (38 %) hat sie schon einmal zum Bezahlen eingesetzt und jeder Vierte geht inzwischen davon aus, dass es in fünf Jahren ganz normal sein wird, mit digitalen Währungen im Alltag zu bezahlen.



Auffällig ist, dass Kryptos besonders bei Männern beliebt sind – statistisch besitzen Männer fast dreimal so häufig digitale Währungen wie Frauen (32 % vs. 13 %).

Im Ländernvergleich mit Deutschland und Österreich liegen jedoch sowohl Frauen und Männer deutlich vorn. In Deutschland besitzen gerade einmal 7 Prozent der Menschen Krypto-Assets und von ihnen haben auch erst 14 Prozent damit bezahlt. In Österreich besitzen 14 Prozent der Menschen Kryptowährungen und 37 Prozent dieser Gruppe hat bereits mit ihren Kryptos bezahlt.

Der Schub wirkt nachhaltig – Notwehr hat Gewohnheiten verändert

Die Corona-Pandemie hat digitalen und kontaktlosen Zahlungsmethoden einen starken Schub gegeben. Das war gewissermassen Notwehr. Einerseits sind viele Menschen im Lockdown neu ins Online-Shopping eingestiegen, auf der anderen Seite hat im stationären Handel längere Zeit niemand Bargeld anfassen wollen, was kontaktlosem Bezahlen und Mobile Payments eine neue und grosse Bühne geschaffen hat.

Interessant ist: diese Verhaltensänderung aus Notwehr hat dazu geführt, dass viele Menschen den Komfort und die Möglichkeiten des digitalen Bezahlens offenbar auf Dauer in ihren Alltag integriert haben. Eine Seuche hat im Nebeneffekt bewirkt, was Marketing in diesem Tempo nicht geschafft hätte: eine starke Bewegung mit einer nachhaltigen Verhaltensänderung.