Sesselwechsel

Mit Rouven Leuener geht ein weiterer Co-Gründer von Bord der Neo-Bank Radicant

Interims-CEO, Co-Gründer und Chief Product Officer Rouven Leuener von der Neo-Bank Radicant
Rouven Leuener, Co-Gründer, Interims-CEO und Chief Product Officer der Neo-Bank Radicant (Bild: Radicant)

Radicant scheint nach wie vor in unruhigen Gewässern zu fahren, die Neo-Bank fällt vor allem durch Rochaden und Sesselwechsel auf.

Die "digitale Nachhaltigkeitsbank" mit eigener Banklizenz ist nach einigen Irrungen und Wirrungen letzten August gestartet. Sieben Monate sind nicht genug, um mit konkreten Zahlen aufzuwarten. Aber auch erste Tendenzen oder Entwicklungen im Markt sind nicht wirklich greifbar, Radicant ist offenbar weiterhin vor allem mit sich selbst beschäftigt.

Die Unruhen vor und nach dem Start

Vor knapp fünf Monaten hat Anton Stadelmann auf dem heissen CEO-Sessel der Neo-Bank Platz genommen. Heiss ist der Sessel deshalb, weil Radicant als hoch finanzierte Tochtergesellschaft der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) unter Erfolgsdruck steht. Der kürzliche Abschreiber von 22 Millionen Franken, den die BLKB bei der kostspieligen Tochter vorgenommen hat, dürfte den Druck nicht verkleinert haben.

Zudem ist die Neo-Bank verschiedenen Strömungen ausgesetzt, die mit den Erwartungen der BLKB, des Verwaltungsrates und auch mitredenden politischen Kreisen zusammenhängen. Mehreren Herren zu dienen und unterschiedlichen Erwartungen gerecht werden zu müssen, dürfte ein Startup in der Aufbauphase eher bremsen als beflügeln.

Stadelmann hat als CEO die interimistische Doppelführung von Rouven Leuener, Chief Product Officer, und Roland Kläy, Chief Financial Officer, abgelöst. Die beiden Interims-Chefs waren als Krisen-CEOs eingesetzt worden, um die Lücke nach dem abrupten Rauswurf von Co-Gründer und CEO Anders Bally im Februar 2023 auszufüllen.

Aktuelle Rochaden und Sesselwechsel

Nun gibt's weitere Rochaden. Radicant verkleinert die Geschäftsleitung von sechs auf fünf Personen. In diesem Zuge wirft Co-Gründer, Interims-CEO, Chief Product Officer und sechstes Mitglied der Geschäftsleitung  Rouven Leuener das Handtuch, er verlässt die Bank Ende Mai. Mit Leuener geht bereits der zweite Co-Gründer von Bord der Radicant. Produkte-Entwicklung und Innovationen sollen nun direkt in den Business-Funktionen verantwortet werden, schreibt die Neo-Bank.

Zudem räumt der bisherige Head Portfolio Management Alexander Kostolany seinen Sessel, er wird ersetzt durch Helmut Kotschwar. Wie Radicant informiert, wird Kostolany das Unternehmen nach erfolgter Übergabe verlassen, also kurzfristig. 

Kotschwar, der neue Head Portfolio Management, bringt Hintergrund und Erfahrung aus zahlreichen Stationen bei Banken und Finanzinstituten mit, insbesondere auch im Bereich der nachhaltigen Anlagen. 

Marco Primavesi, Verwaltungsratspräsident von Radicant, kommentiert den Auszug von Leuener und Kostolany mit folgendem Statement: «Nach sechs Monaten im Markt befinden wir uns in einer Transformation. Mit diesen strukturellen Anpassungen schaffen wir die Voraussetzung für weiteres Wachstum und Innovation».

Ob die aktuellen Veränderungen Radicant zur Ruhe kommen lassen und tatsächlich den Boden für Wachstum und Innovation schaffen, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.