Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist mit ihrem FinTech-Projekt Frankly im März 2020 gestartet und seit fünf Jahren mit der Säule-3a-App im Markt unterwegs. Seither sind auch andere Kantonalbanken der Spur der ZKB gefolgt und haben eigene Vorsorge-Apps in den Markt gestellt.
So erfolgreich wie Frankly operiert keine dieser Lösungen im Markt. Wie kommt's?
Was die ZKB mit Frankly gut gemacht hat
Die ZKB hat offenbar einiges richtig gemacht, zu den wichtigsten Faktoren für den anhaltenden Erfolg gehören jedoch die folgenden:
Komfortable App: Frankly ist mit einer einfachen, modernen und leicht bedienbaren App gestartet. Keine Hürden bei Online-Registrierung und Konto-Eröffnung. Die Angebote werden übersichtlich präsentiert – zum Start Säule 3a, später auch Freizügigkeit.
Sprache: Informationen kurz, knapp, klar, denoch vollständig, aber ohne Schnörkel. In der Ansprache zielgruppenbewusst locker und in Du-Form, aber ohne verkrampft jung und anbiedernd zu wirken.
Smartphone- und Web-Version: Die App ist übers Smartphone verfügbar, Frankly bietet jedoch auch eine Web-Version für Kundengruppen, die sich PC gewohnt sind oder sich mit grösseren Devices einfach wohler fühlen.
Preisbrecher: Mit zu den wichtigsten Punkten gehört das Pricing. Beim Start von Frankly war das Pionier-FinTech Viac bereits knapp drei Jahre im Markt und hat bewiesen, dass Säule 3a auch günstig geht. Die ZKB hat mit Frankly nicht den Fehler gemacht, bestehende, eher teure Angebote in eine lässige App für Junge zu verpacken und neu zu etikettieren. Mit dem Mut zur Kannibalisierung der bestehenden ZKB-Produkte ist Frankly als Preisbrecher gestartet.
All-in-Fee: Der damalige ZKB-CEO Martin Scholl hatte bereits im Vorfeld der Lancierung "ein radikal neues Preismodell" angekündigt. So kam es dann auch. Frankly ist mit einer tiefen All-in-Fee von 0.48 Prozent gestartet, die ohne Wenn und Aber und Ausnahmen sämtliche Kosten für die Anlageprodukte wie auch für das Konto einschliesst.
Das kam und kommt gerade bei jüngeren Kundengruppen gut an. Bei nicht ganz jungen ebenfalls. Niemand hat Lust, aus einer Vielzahl von Gebühren-Elementen die schlussendlich hohe Gesamtgebühr mühsam zu berechnen.
Sinkende Gebühren: Frankly lockte und lockt zudem mit einem Community-Rabatt, der die All-in-Fee für alle Nutzer mit steigenden verwalteten Vermögen weiter reduziert. Das heisst konkret, je mehr Vermögen von Frankly verwaltet werden, desto günstiger wird die All-in-Fee. Die gesamten verwalteten Vermögen werden jeweils transparent ausgewiesen, die Nutzer können die Differenz zur nächsten Rabattstufe in der App einsehen.
Wo steht Frankly nach fünf Jahren?
Die Vorsorge-App Frankly ist im Look seit der Gründung frisch, eigenständig und visuell mit Startup-Groove aufgetreten. Die Zürcher Kantonalbank hat Frankly Mitte 2025 allerdings einen neuen Look verpasst, die erfolgreiche Startup-Tochter tritt jetzt in ZKB-Blautönen auf. Damit will die Mutter die Zugehörigkeit zur Zürcher Kantonalbank klarer kommunizieren.
Frankly hat bisher über 130'000 Kundinnen und Kunden angezogen. Das verwaltete Vermögen ist inzwischen über die Marke von 5 Milliarden geklettert. Eine Marke, welche erneut die All-in-Fee hat sinken lassen.
Wie sich die All-in-Fee seit dem Start reduziert hat und wie sich der Kundenstamm und das verwaltete Vermögen entwickelt haben, zeigt die folgende Tabelle.
| Community-Vermögen in CHF | Erreicht | All-in-Fee | Aktive Kunden |
| Start der App | März 2020 | 0.48 % | keine Angaben |
| 100 Millionen | Juni 2020 | 0.47 % | keine Angaben |
| 500 Millionen | Anfang 2021 | 0.46 % | keine Angaben |
| 1 Milliarde | Ende 2021 | 0.45 % | 49'000 |
| 2.5 Milliarden | Januar 2024 | 0.44 % | 95'000 |
| 3.3 Milliarden | August 2024 | 0.44 % | 108'000 |
| 4.3 Milliarden | Juni 2025 | 0.44 % | 130'000 |
| 5 Milliarden | November 2025 | 0.43 % | über 130'000 |
«Vor fünf Jahren haben wir mit der Lancierung einen mutigen Schritt gewagt. Heute wissen wir: Dieser Weg war richtig – und wir werden ihn konsequent weitergehen, um den Zugang zur privaten Vorsorge in der Schweiz weiter zu vereinfachen und zugänglich zu machen», sagt Urs Baumann, CEO der Zürcher Kantonalbank.
Mit dem "mutigen Schritt" hat Baumann recht – und dadurch unterscheidet sich Frankly auch von den meisten Vorsorge-Apps anderer Kantonalbanken. Der Mut zum Erfolg war offenbar grösser als die Angst vor Kannibalisierungs-Effekten, die im Mutterhaus zweifellos stattfinden.
Die Strategie der tiefen Kosten ist beibehalten worden. Die All-in-Fee wird in Schritten reduziert und Frankly gehört damit zu den preisgünstigsten Anbietern im Markt. Dazu zählen nur eine Handvoll FinTech-Lösungen.
Tiefe Gebühren sind das eine, starke Performance das andere. Auch in der Performance belegt Frankly bei Vorsorge-App-Vergleichen regelmässig Spitzenplätze. Das eine wie das andere beeinflusst die Höhe des individuell angesparten Vermögens. Diese Unterschiede lassen sich in konkreten Zahlen ausdrücken – und diese Zahlen liefern Kundinnen und Kunden offenbar überzeugende Argumente.
Mit eine Rolle bei der guten Entwicklung von Frankly spielt auch die beträchtliche Marketingpower der grossen Mutter ZKB. Dabei hat sich das Mutterhaus bisher nicht in den Vordergrund gedrängt, Frankly profitiert von hoher Präsenz und Sichtbarkeit in Werbung und Kommunikation, wird jedoch als eigenständige Marke wahrgenommen und kann mit dem Charme eines professionell geführten Startups operieren.