Betreibungsauskünfte werden von Unternehmen angefordert, beispielsweise um die Kreditwürdigkeit von neuen Geschäftspartnern zu prüfen. Oder von Privatpersonen, welche das oftmals von Vermietern verlangte Papier bei der Wohnungssuche brauchen, um ihre Bonität nachzuweisen.
Der nationale Online-Schalter EasyGov ist ein komfortabler Einstieg für eine Betreibungsauskunft. Der digitale Anlauf wird im nächsten Schritt allerdings analog gleich wieder ausgebremst, weil der Registerauszug vom Betreibungsamt der Wohngemeinde ausgestellt wird. Die Betreibungsauskunft kommt dann in der Regel als Papier per Post.
Geht das auch anders?
Diese Frage haben die drei Unternehmen Block Factory, Crif und Intrum mit einer gemeinsamen, digitalen Lösung beantwortet. Credittrust ist eine digitale Alternative zum traditionellen Betreibungsregisterauszug. Das Blockchain-basierte Zertifikat ist seit wenigen Tagen verfügbar.
Von den Wirtschaftsauskunfteien Crif und Intrum kommen die Daten, die Block Factory liefert die Blockchain-Technologie, um innerhalb von drei Minuten online ein fälschungssicheres Credittrust-Zertifikat zu generieren. Dieses Zertifikat steht für die Bonität des Inhabers, die Authentizität des Zertifikats kann über ein Online-Verifizierungstool innerhalb von Sekunden überprüft werden.
Ist eine Alternative zur Betreibungsauskunft nötig?
Davon sind die Anbieter überzeugt und werfen neben den Punkten der schnellen, einfachen und digitalen Abwicklung vor allem das Argument der Fälschungssicherheit in die Waagschale. Die Macher verweisen auf eine Comparis-Studie (2017), welche belegt, dass auch Schweizer gerne und erfolgreich tricksen, wenn sie sich um eine Wohnung bewerben. Immerhin räumt nach dieser Studie jeder siebte Befragte ein, schon einmal falsche oder unvollständige Angaben zu seiner Person gemacht zu haben, um die gewünsche Wohnung zu ergattern. Nach der Studie hatte die Mehrheit Erfolg damit und würde es deshalb wieder tun.
Tricksen geht beim Credittrust-Zertifikat nicht, das weiss die Ethereum Blockchain zu verhindern. Zudem, argumentieren die Anbieter, sind beim klassischen Betreibungsauszug bei einem Umzug die historischen Daten nicht mehr vorhanden, weil jede Gemeinde ein eigenes Betreibungsregister führt. Dadurch wird mit jedem Umzug in eine andere Gemeinde der "Betreibungs-Zähler" wieder auf Null gesetzt. Eine Möglichkeit, so die Anbieter, die von sogenannten Miet-Nomaden zum Schaden der Vermieter genutzt wird.
Was sagen Vermieter und Immobilien-Plattformen?
Gut möglich, dass Vermieter und Immobilien-Verwaltungen dem Credittrust-Zertifikat als Beweis der Bonität etwas abgewinnen können, zumal die zugrundeliegende Datenbasis sehr viel breiter gefasst ist als nur gerade der Blick auf Betreibungen.
Mit dem Immobilien-Portal Newhome haben die Anbieter einen ersten Partner im Boot, der einen zusätzliche Aspekt ins Spiel bringt. Jean-Pierre Valenghi, CEO von Newhome, sagt:
«Als Schweizer Immobilienportal suchen wir ständig nach digital automatisierten Lösungen, welche einen Mehrwert für Inserierende und Suchende bieten. Mit Credittrust haben wir eine solche Lösung gefunden, welche durch Blockchain zukünftig die Datensicherheit optimieren und das Fälschungsrisiko minimieren wird und gleichzeitig unsere Benutzerfreundlichkeit und Prozessgeschwindigkeit erheblich steigern wird.»
Nische oder breit eingesetzte Blockchain-Anwendung im Alltag?
Über den Erfolg dieser Alternative zur klassischen Betreibungsauskunft wird mitentscheiden, ob, wie schnell und in welcher Breite die beiden Gruppen Private auf Wohnungssuche und Vermieter sich mit der Idee des Credittrust-Zertifikats anfreunden können.
Immerhin verfügen die beiden Marktgrössen Crif und Intrum über die Möglichkeiten, den neuen Service breit zu kommunizieren und auszurollen. Das erhöht die Chance, aus einer Idee eine akzeptierte und im Alltag eingesetzte Blockchain-Anwendung zu machen.