Neo-Banken

Revolut operiert antizyklisch und behält die ganze Welt im Blick: die Challenger-Bank startet in fünf weiteren Ländern

Gesicht eines Jungen mit aufgemalter Weltkarte auf dem Gesicht
Bild: duncan1890 | Getty Images

Experten empfehlen Neo-Banken keine geografische Expansion, sondern Konsolidierung bestehender Märkte, um profitabel wachsen zu können – Revolut geht andere Wege.

Eine aktuelle Studie hat festgestellt, dass nur zwei der 25 grössten Neo-Banken kostendeckend arbeiten, MoneyToday.ch hat berichtet. Von den rund 400 Neo-Banken weltweit schaffen es weniger als fünf Prozent über die Gewinnschwelle.

Der Grund für die fehlende Profitabilität liegt unter anderem darin, dass zahlreiche Neo-Banken schnell wachsen wollten und deshalb laufend mit hohen Markteintrittskosten neue Länder eroberten, ohne zuvor ihre bestehenden Märkte auf Rentabilität getrimmt zu haben.

Keine Frage, die Konkurrenz schläft nicht, aber Wachstum um jeden Preis kostet dann auch genau diesen Preis. Experten empfehlen deshalb Neo-Banken die Konsolidierung in bestehenden Märkten, um profitabel wachsen zu können. Zudem sollen die Nutzerinnen und Nutzer in diesen Kernmärkten mit neuen Funktionen und Services bei der Stange gehalten werden.

Treten zahlreiche Neo-Banken derzeit auf die geografische Expansionsbremse, um ihre Investoren bei Laune zu halten und ihre Bilanzen in die Richtung von schwarzen Zahlen zu bewegen, verfolgt die Challenger-Bank Revolut eine ganz andere Strategie.

Revolut startet in Sri Lanka, Chile, Ecuador, Aserbaidschan und Oman

Was in Zeiten verschärfter Sparmassnahmen ziemlich gewagt und extrem kostspielig klingt, ist es nicht unbedingt, wir kommen darauf zurück. Die Challenger-Bank unterstreicht jedoch mit ihrer Initiative einmal mehr den immer wieder und als Mantra gegen innen und aussen geäusserten Anspruch, die führende Super App weltweit werden zu wollen.

Dazu ist das FinTech auf gutem Weg, Revolut betreut mehr als 18 Millionen Kundinnen und Kunden in 33 europäischen Ländern sowie in Australien, Japan, Singapur und in den USA. Allein in der Schweiz nutzen 450'000 Kundinnen und Kunden die die Leistungen der App, keine andere Neo-Bank operiert im Moment in der Nähe dieser Zahlen.

Die bisher besetzten Destinationen sind Revolut nicht genug, auf ihrer Länderliste lockt die Challenger-Bank vielsagend: "Wir starten bald auf der ganzen Welt, also bleib dran!".

Wie ist der Spagat zwischen Konsolidierung in bestehenden Märkten und weltweiter Expansion zu schaffen?

Revolut führt im Sommer 2022 in Sri Lanka, Chile, Ecuador, Aserbaidschan und Oman eine "optimierte Version" der App ein. Optimiert meint nicht neue Funktionen und ein Mehr an Leistungen, wie man vermuten könnte, sondern ziemlich genau das Gegenteil. Die App wird abgespeckt, vereinfacht, es fliegt alles raus, inklusive Karten, was regulatorisch oder sonstwie Hürden aufstellen könnte. Die schlanke "streamlined" Version kann im Kern nur das: Senden und Emfpangen von Geld. Das dann aber schnell und kostengünstig, verspricht Revolut.

Geld soll blitzschnell in die ganze Welt geschickt werden können, alle Gebühren werden vor dem Senden in der App angezeigt und Revolut will einen günstigen Wechselkurs für internationale Überweisungen garantieren. Was sich wie die Kerndienstleistung von Wise liest, ist es auch, Revolut will neues und besetztes Terrain erobern. 

Für Geldtransfers zwischen Nutzerinnen und Nutzern fallen keine Gebühren an. Für Überweisungen an Konten ausserhalb von Revolut wird eine Gebühr von 1 Prozent erhoben, während die Nutzerinnen und Nutzer in den fünf neuen Ländern eine Mindestgebühr von 1 USD zahlen.

Momentan können Kundinnen und Kunden von Revolut Geld in über 50 Länder und in mehr als 30 Währungen überweisen. Mit den fünf neuen Destinationen erweitert sich die Liste für bestehende und für neue Nutzerinnen und Nutzer – und diese Länderliste soll weiterhin massiv wachsen.

Weltweite Expansions-Strategie auf kleiner Flamme mit hoher Reichweite

Nutzerinnen und Nutzer in den fünf neuen Ländern können die Revolut-App bereits runterladen und sich für den Zugang zur vereinfachten Version anmelden. Im Sommer soll die abgespeckte Mini-App dann freigeschaltet werden.

Mit Sri Lanka, Chile, Ecuador, Aserbaidschan und Oman markiert Revolut erst den Anfang ihrer Offensive, das FinTech verfolgt das Ziel, bis Ende 2022 in bis zu 90 Ländern starten.

Die gewählte Strategie ist insofern clever, als mit wenig Aufwand und geringen Kosten ein Schuh in Form einer schlanken App in zahlreiche Länder gestellt werden kann. Die Marke ist in Dutzenden Ländern mit einem gefragten Service präsent und Revolut kann mit einem wachsenden Kundenstamm laufend kommunizieren.

In ausgewählten Ländern, die ins Konzept und zur Strategie von Revolut passen, können später weitere Funktionen in der App freigeschaltet werden, sollte das Bedürfnis nach einer "richtigen" Banking App vorhanden sein. Das ist mit einem bestehenden Kundenstamm und einer eingeführten Mini-App unter dem Segel "Revolut" viel einfacher und kostengünstiger, im Gegensatz zur gewohnten Strategie, auf unbeackertem Boden von Null auf mit der Vollversion der Applikation zu starten.