Risikokapital

Inyova und Relai – hat Crowdinvesting den beiden FinTechs das erhoffte Kapital eingebracht?

Wegweiser mit der Aufschrift Funding
Bild: BackyardProduction | Getty Images

Fast zeitgleich haben das Impact-Investing-FinTech Inyova und das Bitcoin-FinTech Relai ihre Crowdinvesting-Kampagnen gestartet. Wir zeigen, was dabei herausgekommen ist.

Professionelle und institutionelle VC-Investoren treten tendenziell spürbar auf die Bremse – alternative Finanzierungs-Kanäle werden für Startups und FinTechs zunehmend wichtiger.

Tokenisierung der eigenen Aktien mit direkter Beteiligung der Community oder Crowdinvesting-Kampagnen über spezialisierte Portale öffnen Wege zu frischem Kapital. Was der eine oder andere Weg in der Vergangenheit für Unternehmen wie Fintune, Hopr, Neon, TBô, Yapeal und andere FinTechs gebracht hat, haben wir jeweils im Einzelnen vorgestellt, eine Zusammenfassung gibt's hier.

Wichtiger Aspekt: Diese Art der Finanzierung bringt Startups und FinTechs nicht nur benötigtes Kapital, sondern vor allem auch Kitt und Nähe zu ihrer Community. Neue Geldgeber und Investorinnen in beträchtlicher Zahl werden zu Teilhabern und Aktionärinnen – und damit zusätzlich zu Botschaftern für ihr "eigenes" Unternehmen. 

Aktuell haben zwei Schweizer Startups ihre Crowdinvesting-Kampagnen abgeschlossen: das Impact-Investing-FinTech Inyova und das Bitcoin-FinTech Relai. Ein Blick auf die erzielten Resultate und die eingespielten Gelder.

Die Crowdinvesting-Kampagne von Inyova

Das FinTech Inyova, spezialisiert auf Impact Investing, hat seine Kampagne über die Plattform von Conda Schweiz am 27. April gestartet und am 4. Mai 2022 beendet. Das ursprüngliche Finanzierungsziel von einer Million Franken ist aufgrund hoher Voranmeldungen zuerst auf drei, dann nochmals auf fünf Millionen Franken erhöht worden. Eine Beteiligung war ab CHF 235 für eine Stammaktie möglich, das erlaubte Maximum-Investment lag bei CHF 50'000.

Die erste Schwelle von drei Millionen ist bereits 33 Minuten nach Start der Kampagne erreicht worden. Wenige Stunden später waren über 21'000 Stammaktien in der Hand von 2'000 neuen Investorinnen und Investoren, welche damit Anteile von insgesamt fünf Millionen Franken erworben hatten. Die Zahl der verfügbaren Aktien ist dann nochmals nach oben korrigiert worden.

Finales Resultat
Die Crowdinvesting-Kampagne von Inyova hat das Finanzierungsziel erreicht und mit 142 Prozent übertroffen. Insgesamt haben sich 2'979 Investorinnen und Investoren am FinTech beteiligt und dem Unternehmen den Betrag von CHF 7'090'597 in die Kasse gespült.

Die Crowdinvesting-Kampagne von Relai

Das FinTech Relai, ausgerichtet auf Bitcoin-Handel, hat seine Kampagne über die Plattform von Crowdcube organisiert. Relai hat seine Crowdinvesting-Kampagne in eine private und in eine öffentliche Phase aufgeteilt – die öffentliche Phase ist am 3. Mai gestartet und gegen Ende Mai abgeschlossen worden.

Die tiefe Einstiegshürde von 10 Euro sollte auch Anlegerinnen und Anleger mit kleinen Budgets dazu ermutigen, auf die Seite der Aktionäre zu wechseln. Auch Relai hat keine Partizipationsscheine ausgegeben, sondern Stammaktien angeboten. Das ist für Anlegerinnen und Anleger sehr viel motivierender, weil sie nicht nur stumme Kapitalgeber bleiben, sondern mit Stimmrechten den Kurs des Unternehmens mit beeinflussen können.

Relai hat mit der Kampagne die Zielmarke von insgesamt 1.5 Millionen Euro angepeilt, die von Investoren in der privaten Runde und von der Community in der öffentlichen Phase eingespielt werden sollten.

Finales Resultat
Die Crowdinvesting-Kampagne von Relai hat das Finanzierungsziel von 1.5 Millionen Euro erreicht und mit 143 Prozent übertroffen. In der privaten Finanzierungsrunde sind 1.2 Millionen Euro von mehreren VC-Unternehmen zusammengekommen, in der öffentlichen Phase danach haben sich mehr als 850 Anlegerinnen und Anleger beteiligt und sind mit zusätzlichen 960'000 Euro zu Aktionären geworden. Insgesamt hat Relai 2'159'470 Euro eingesammelt.

Alternative Wege der Finanzierung für Startups und FinTechs

Die beiden FinTechs sind in ihrer Mission nicht direkt vergleichbar. Das Team von Inyova besteht aus Nachhaltigkeitskämpfern, die beim Investieren Nachhaltigkeit zum Mainstream machen wollen. Das Team von Relai ist überzeugt davon, dass Bitcon der beste Weg ist, um über Sparanlagen langfristig zu investieren.

Gemeinsamkeiten gibt's aber schon. Inyova ist seit gut drei Jahren im Markt, Relai seit knapp zwei Jahren – beides sind junge FinTech-Unternehmen im Wachstum, deshalb mit einem steigenden Kapitalbedarf. Invoya wie auch Relai haben sich zuvor schon über Venture-Capital-Geber finanziert, haben nun jedoch die Geberqualitäten ihrer eigenen Community getestet – Inyova zu hundert Prozent und mit einem Ergebnis von 7 Millionen Franken, Relai zum Teil mit einem Resultat von 960'000 Euro von der Community und 1.2 Millionen Euro von VCs.

In Zeiten von dünner fliessenden Kapitalströmen aus der Richtung von VCs und Grossinvestoren, ist die Schiene von Crowdinvesting ein interessanter Weg, aus den Reihen der eigenen Community Kapitalgeberinnen und Investoren zu finden, die dadurch auch zu engagierten Botschaftern für das Unternehmen werden.