Digitale Bank

Revolut erreicht Break-Even

Bild: Revolut

Die digitale Bank Revolut hat immer schon durch Tempo überzeugt, die aktuelle Meldung kommt dennoch überraschend.

Im Tempo der Produkt-Entwicklung bleibt Revolut unangefochten an der Spitze. In schneller Folge schaltet die digitale Bank neue Funktionen und Features auf – das eben, was sich User wünschen. Die aktuellen Milestones, gleich zwei, überraschen dennoch.

Break-Even im Dezember 2017 und aktuell 1,5 Millionen Kunden

Der eine Milestone hängt mit dem anderen zusammen: Ende November 2017 hat Revolut die Marke von 1 Million Kunden geknackt, gut zwei Monate später steht der Zähler auf 1,5 Millionen Kunden. Dieses Tempo ist atemberaubend und bedeutet runtergerechnt, dass jeden Tag zwischen 6'000 und 8'000 neue Kunden bei Revolut andocken. Die schwarze Null im Dezember 2017 wird durch ebenso schwarze Zahlen im Januar 2018 bestätigt.

Für den DACH-Raum gibt das Unternehmen erstmals konkrete Kundenzahlen bekannt:

  • Deutschland: über 100'000 Kunden
  • Schweiz: über 50'000 Kunden
  • Österreich: nahezu 50'000 Kunden

Die Zahlen in der Schweiz sind insofern bemerkenswert, als Revolut offiziell den Markt Schweiz (noch) gar nicht bearbeitet. Ein Indikator dafür, dass die gut vernetzte Zielgruppe sich austauscht und weitererzählte gute Erfahrungen von Usern aus Zuhörern neue Kunden machen.

Was auffällt: Die beiden kleineren Märkte, Österreich und Schweiz, entwickeln sich im Vergleich zu Deutschland überdurchschnittlich, wie kommt's? Wir haben bei Revolut nachgefragt, die Ausführungen in der Zusammenfassung:

Der Erfolg im Markt Schweiz erklärt sich hauptsächlich durch das Fremdwährungsproblem im Nicht-Euro-Land, CHF gegen EUR – die tiefen Interbankenkurse und die kostenlosen Geldtransfers kommen deshalb bei Schweizer Kunden besonders gut an. Österreich ist für Revolut ein Testmarkt, viele Marketing-Massnahmen werden zuerst in Österreich getestet, bevor sie im grossen Muster Deutschland ausgerollt werden. Sobald mit der grossen Marketing-Kelle in Deutschland angerührt wird, ändern sich dann auch die Proportionen.

Claudio Wilhelmer, Revolut Country Manager DACH, zur Strategie:

Anstelle vom ersten Tag an eine Bank zu werden, haben wir uns in einem ersten Schritt ganz bewusst auf die Produktentwicklung und den schnellen Kundengewinn fokussiert. Diese Strategie zahlt sich nun aus , da wir uns als Marktführer in Europa positioniert haben und bald in der ganzen Welt sein werden.

Eine Bank will Revolut dennoch werden, die Banklizenz für die EU wird nach Aussagen des Unternehmens noch im ersten Halbjahr 2018 erwartet.

Kunden und Nutzer

Auch zu den Nutzern liefert Revolut aktuelle Zahlen:

  • Nutzer pro Tag: 350'000 aktive Kunden
  • Nutzer pro Monat: 800'000 aktive Kunden
  • Transaktionsvolumen: 700 Prozent Erhöhung innerhalb von 12 Monaten auf mehr 1,5 Milliarden US-Dollar

Das Unternehmen gibt sich sehr entschlossen, sämtliche bisher erreichten Marken auch in Zukunft zu steigern – ebenfalls und gewohnt schnell.

Neue Produkte und Leistungen

Neben den bisherigen kostenlosen Leistungen rund um Konto, Mastercard, Bezahlen, Währungen, Geldabheben und Geldtransfers hat Revolut kürzlich das Kaufen und Halten von Kryptowährungen integriert sowie eine intelligente Reiseversicherung mit an Bord genommen. Mit zwei weiteren Leistungen will Revolut bestehende und neue Kundensegmente überzeugen: Maestro-Karte und SEPA-Lastschrift.

Mit der SEPA-Lastschrift zielt das Unternehmen eher auf das Business-Segment, das zu den zahlenden Kunden gehört. Ausgebaute Leistungspakete für Business-Kunden sind für vergleichsweise sehr tiefe Monatspauschalen zu haben. 

Geografische Expansion

Aktuell ist Revolut in 42 europäischen Ländern vertreten und hat letztes Jahr angekündigt, in die Märkte USA, Singapur und Australien expandieren zu wollen. Das Unternehmen hat neu bereits die nächste Expansionswelle kommuniziert, die in weiteren Schritten angepackt werden soll: auf dem geografischen Wachstums-Fahrplan stehen Indien, Brasilien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Atempausen gehören nicht zum Programm

Revolut ist 2015 von zwei ehemaligen Bankern gegründet worden, Nikolay Storonsky und Vlad Yatsenko. Nach gut drei Jahren bereits Break-Even mit 1,5 Millionen Kunden – und in der Produkt-Entwicklung seit der Gründung mit einem Pulsschlag unterwegs, der jeden Herzchirurgen beunruhigen würde. Erstaunlich. Auf der anderen Seite: Die Rezeptur ist intelligent gemischt, klug kombiniert und kommt an. Ein Blick auf die Ziele von Revolut zeigt, was die Macher antreibt:

"Revolut hat es sich zum Ziel gesetzt die weltweit erste Alternative zu traditionellen Banken zu werden und Menschen in und aus der ganzen Welt gebührenfreies Überweisen und Bezahlen zu ermöglichen."

Die tun das. Und kommen deutlich schneller voran als erwartet. Natürlich hängt das auch mit dem Kosten- und Gebührenmodell zusammen, das Kunden in jeder Beziehung schont und weitgehend kostenlos ihre Finanzen und Zahlungen managen lässt. Eine starke Rolle spielt jedoch auch die Nähe zu den Wünschen der Kunden. Was fehlt, gewünscht ist und gebraucht wird, kommt sehr schnell mit ins Paket, wird dazuentwickelt und in einer sofort nutzbaren und tauglichen ersten Version ausgerollt. Zielgruppen, Kunden und Menschen fühlen sich ernstgenommen und honorieren das. Revolut wird im jeweils eigenen Netzwerk zum Thema – und das beschert dem Unternehmen massiv neue Kunden, die nicht umworben werden müssen. Eingesparte Marketingkosten fliessen in die Produkt-Entwicklung und was dabei herauskommt, stärkt die Treue und Haltbarkeit von bestehenden und von neuen Kunden. 

Hält Revolut diesen Marathon (oder Sprint?) durch und leistet sich keine ganz grossen Fehler, dann wird das Unternehmen vielleicht die erste, aber nicht "die weltweit" einzige "Alternative zu traditionellen Banken" bleiben – andere Digitalbanken sind auch unterwegs. Aber die Macher, Konzepter, Gestalter und Entwickler rund um Storonsky und Yatsenko werden zu den Grossen gehören und Taktgeber der neuen digitalen Banken bleiben.