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Warum die Neo-Bank Yuh einen neuen CEO braucht

Markus Schwab, CEO der Neo-Bank Yuh
Markus Schwab, CEO der Neo-Bank Yuh (Bild: Yuh)

Der simple Grund: der aktuelle CEO geht. Spannender ist die Frage: Warum verlässt Markus Schwab seine Neo-Bank – und warum gerade jetzt?

Die Ad hoc-Mitteilung der Berner Kantonalbank (BEKB) kam etwas überraschend: "Markus Schwab neu in der Geschäftsleitung drer BEKB". Mit dem Hinweis, dass Markus Schwab spätestens Anfang Februar 2026 bei der BEKB einsteigen wird. Als Leiter des neu geschaffenen Departements IT-Management und Value Streams.

Überraschend war die Meldung aus zwei Gründen. Zum einen: Weder Yuh noch Swissquote haben offiziell kommuniziert, dass Schwab seinen Sessel als CEO räumen wird – einzig die BEKB hat den Yuh-CEO als baldigen Neuzugang vermeldet.

Und zum anderen: Der Rückzug der Postfinance hat den Weg für ein nächstes entscheidendes Yuh-Kapitel freigemacht: die Expansion ins Ausland. Ein Weg, den Schwab nach eigenen Aussagen lieber heute als morgen eingeschlagen hätte.

Warum also der Absprung zu einer Zeit, in der sich neue Türen öffnen, welche die Möglichkeiten und den Spielraum einer erfolgreichen Neo-Bank stark erweitern? Spekulationen helfen hier nicht weiter, deshalb haben wir uns mit dem CEO von Yuh unterhalten.

Zuerst aber ein kurzer Blick in die Vergangenheit und auf vier Jahre Yuh.

Was hat Markus Schwab in vier Jahren erreicht?

Die Mutterhäuser Swissquote und Postfinance haben dem Projekt Yuh keine engen Fesseln angelegt, die Neo-Banken-Tochter konnte mit den Freiheiten und dem Spirit eines Startups entwickelt werden.

Zusammen mit seinem Team hat Markus Schwab diese lange Leine genutzt und im Mai 2021 eine Neo-Bank in den Markt gestellt, die sich von bestehenden Neos unterschieden hat. Durch ein Komplett-Angebot, das vom Start weg die relevanten Bereiche Zahlen, Sparen und Investieren abgedeckt hat.

Neue Features, Funktionen und Angebote sind in hoher Kadenz entwickelt und laufend eingeführt worden. Angebot und Dynamik sind im Markt gut angekommen, Yuh hat eine Neo-Bank nach der anderen überholt und steht heute mit über 350'000 Kunden an der Spitze der Schweizer Neo-Banken.

Grösser ist heute nur noch die britische Challenger-Bank Revolut, die allerdings auch mehrere Jahre Vorsprung hatte, um ihre über 1 Million Schweizer Kunden an Bord zu holen.

Ebenso bemerkenswert: Yuh arbeitet profitabel, als erste und bisher einzige Schweizer Neo-Bank. Die Gewinnschwelle hat das Startup nach knapp vier Jahren erreicht.

Ein Angebot zum genau richtigen Zeitpunkt

Schwab verlässt seine Neo-Bank auf dem Höhepunkt des machbaren Erfolges der letzten vier Jahre. Sämtliche definierten Ziele der ersten Phase sind erreicht und sogar deutlich übertroffen worden. 

Das Angebot der BEKB kam offenbar zum genau richtigen Zeitpunkt. Weitere vier Jahre mit der zweiten Phase und erweiterten Möglichkeiten für die Neo-Bank Yuh? Oder eine Funktion, die neu geschaffen worden ist, um eine klassische Bank in Sachen Innovation und Digitalisierung voranzubringen?

Schwab hat sich mit dem Hintergrund der geschaffenen Stärke von Yuh für den Reiz der neuen Herausforderung entschieden. Vor allem auch aus persönlichen Gründen, die man etwas romantisiert auch mit Heimatgefühl umschreiben könnte. Der gebürtige Berner – er bezeichnet sich selbst als "Bärner Giel" – lebt mit seiner Partnerin und zwei Kindern in der Region Bern.

Der Coming-home-Aspekt ist offenbar eine Spur stärker als die Wehmut, die nun fast erwachsene Neo-Bank in andere Hände zu geben. Der Noch-CEO freut sich allerdings, eine Neo-Bank in Bestform übergeben zu können. Ein FinTech, das auf solidem Boden steht, erfolgreich geschäftet, weiterhin wächst und mit einem eingespielten Team sehr viel nutzbares Potenzial für die Zukunft bietet.

Das Team bleibt, ein neuer CEO kommt. Wann genau und wer das sein wird, ist noch offen, die Suche startet erst. Deshalb bleibt Schwab die nächsten Monate noch an Bord, um der oder dem Neuen einen guten Einstieg zu ermöglichen. Spätestens Anfang Februar 2026 wechselt er vom Lager der Neo-Banken auf die Seite der klassischen Banken. Als Geschäftsleitungsmitglied der BEKB und als Leiter eines neu geschaffenen Departments.

Ein unerwarteter, aber interessanter Schritt. Zumal die Stichworte "digitale Weiterentwicklung, neue Impulse und Innovation" in der Jobbeschreibung Felder öffnen, die klassische Banken verändern und weiterbringen können. 


Die Schweizer Neo-Banken-Landschaft im Überblick

Die Zusammenstellung der in der Schweiz aktiven Neo-Banken mit den jeweils zuletzt gemeldeten Nutzerzahlen vermittelt einen ungefähren Eindruck der aktuellen Grössenverhältnisse und Marktanteile.

Schweizer Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Alpian (F-ISPB) Oktober 2022 20'000 20'000
Kaspar& März 2022 7'000 7'000
Neon März 2019 237'000 237'000
Radicant (BLKB) August 2023 18'000 18'000
Yapeal Juli 2020 10'000 10'000
Yuh (Swissquote) Mai 2021 340'000 350'000
Zak (Bank Cler) März 2018 70'000 70'000
Aktive Schweizer Apps: 7      
       
Ausländische Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
N26 Schweiz 2019 8 Millionen keine Angaben
Revolut Schweiz 2017 60 Millionen 1'000'000
Wise März 2010 16 Millionen keine Angaben
Aktive ausländische Apps: 3      
       
Neo-Banken Verticals Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Relio Oktober 2023 Angaben folgen Angaben folgen
Aktive Vertical Apps: 1      
       
Neo-Banken in Umwandlung      
CSX (Credit Suisse)
UBS plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Key4 Banking Pure von UBS
Oktober 2020 400'000 400'000
Coop Finance+ (Coop)
Coop plant keine eigenständige
Weiterführung der App
Wechselangebot an Kunden:
Lila Set von Valiant
Oktober 2023 keine Angaben keine Angaben
       
Neo-Banken in Liquidation      
FlowBank
FINMA: Konkurs eröffnet am
13. Juni 2024
November 2020 keine Angaben keine Angaben
Swiss4
FINMA: Konkurs eröffnet am
4. März 2025
April 2024 keine Angaben keine Angaben

Hinweis der Redaktion: Neo-Banken, die ihre aktuellen Kundenzahlen nicht korrekt gespiegelt sehen, weil länger nicht kommuniziert, dürfen Letzteres jederzeit gerne nachholen, hier, damit Ersteres auf den neusten Stand gebracht werden kann.