Social Media

Das Bakom sucht Anschluss an seine gesperrten Twitter-Konten

Mann auf grüner Wiese mit einem grossen Stecker in der Hand
Bild: mikkelwilliam | Getty Images

Die gesperrten Twitter-Konten des Bundesamtes für Kommunikation offenbaren eine gefährliche Willkür-Lücke bei Big Techs und Social Media-Plattformen.

Das Bakom kann seit acht Tagen nicht mehr twittern, der Zugriff auf die vier Twitter-Konten bleibt dem Bundesamtes für Kommunikation verwehrt. Twitter hat sämtliche Bakom-Konten am 28. September 2020 gesperrt. Ohne Vorwarnung und ohne Erklärung. Wie das Bakom in einer Medienmitteilung am 6. Oktober 2020 meldet, hat Twitter auf sämtliche Anfragen des Bakom bisher nicht reagiert.

Wie kommt's?

Das bleibt in solchen Fällen jeweils das Geheimnis von Twitter – genauso wie von Facebook und anderen Social Media Plattformen. In der Regel blenden die Plattformen bei gesperrten Konten online jeweils eine nichtssagende Meldung ein in Richtung von: Sie haben gegen unsere Richtlinien verstossen. Oder: User haben missbräuchliche Inhalte gemeldet. Das war's dann auch schon mit der einseitigen Kommunikation. 

Seriöse Nutzer tappen im Dunkeln

Bei einem Bundesamt für Kommunikation darf man davon ausgehen, dass die Account-Betreuer wissen, wie Kommunikation geht und nicht gegen Twitter-Regeln verstossen. Ebensowenig ist zu erwarten, dass ein Bakom anstössige Inhalte pulbliziert. Dennoch werden auch solche seriösen Info-Accounts ohne Vorwarnung geschlossen. 

Das kann mit einem durchgeknallten Algorithmus zusammenhängen, der sich eben nicht wie ein guter Algorithmus benimmt. Oder auch mit einem User, dem ein Post sauer aufstösst, anderer Meinung ist und deshalb missbräuchliche Inhalte meldet. In Zeiten wie diesen passiert das eher oft, weil empfindsame Zeitgenossen vermehrt dazu neigen, Inhalte als missbräuchlich zu werten, die ihre eigene Meinung nicht punktgenau spiegeln.

Oder dann kann's an den Heerscharen von eher schlecht ausgebildeten Mitarbeitern der Social Media-Plattformen liegen, welche auf der Suche nach Hatern oder Fake News nicht allzu trennscharf unterscheiden und vorschnell den Stecker ziehen.

Die Willkür-Lücke liegt in der fehlenden Kommunikation

Wird ein Social Media-Konto gesperrt, sollte der Inhaber den konkreten Grund der Sperrung erfahren und auch die Möglichkeit haben, sich zu erklären. Diese Möglichkeit besteht in aller Regel jedoch nicht, Anfragen bleiben meistens unbeantwortet. Mit etwas Glück öffnet sich der Account nach einigen Tagen oder Wochen wieder. Hat der Nutzer weniger Glück, bleibt das Konto dauerhaft geschlossen. Das ist ein unhaltbarer Zustand, weil damit alle Nutzer der Willkür und der Gnade der jeweiligen Plattform ausgeliefert bleiben.

Schon klar, bei Millionen oder Milliarden von Nutzern produzieren offene Zugänge zu den Plattformen massive Aufwände und Kosten. Deshalb sind auch ehrenhafte und unschuldige Teilnehmer, welche sich nichts haben zuschulden kommen lassen, der Willkür der jeweiligen Plattform ausgeliefert.

Ebenfalls klar, Leistungen von Social Media-Plattformen wie Twitter oder Facebook dürfen kostenlos genutzt werden und ein Anspruch auf Nutzung besteht nicht. Nur: Kostenlos ist die Nutzung nicht wirklich, jeder Nutzer "verkauft" laufend seine Daten als Treibstoff für das Geschäftsmodell von Big Techs. Durch diesen "Verkauf" wird er zum Geschäftspartner und hat zumindest Anspruch auf faire Behandlung und Klärung bei einer Konto-Sperre.

Fazit

Beim Bakom wird die Geschichte gut ausgehen, weil ein Bundesamt einen längeren Arm hat als ein privater Nutzer oder ein KMU. Dennoch erstaunlich, dass auch in diesem Fall vier Konten volle acht Tage blockiert worden sind, ohne dass ein Bundesamt die Möglichkeit gehabt hätte, mit einem Twitter-Mitarbeiter zu sprechen.

Bei zahlreichen anderen Usern mit weniger Gewicht geht die Geschichte nicht gut aus. Die Fälle der dauerhaft geschlossenen Accounts bei verschiedenen Plattformen häufen sich, weil die Sperrung und Löschung immer günstiger ist als der Prozess einer Klärung. 

Ein ungelöstes Problem, das so lange eines bleiben wird, bis die Zahl der gesperrten Konten so gross geworden ist, dass ein Image-Problem für Social Media-Plattformen daraus resultieren kann. Immerhin unterhalten viele Unternehmen ihre Accounts nicht aus reinem Spass, agieren seriös und professionell, investieren sehr viel Zeit und Aufwand und möchten sich deshalb darauf verlassen können, dass sie nicht willkürlich ausgesperrt werden.


Aktualisierung: Kurz vor Redaktionsschluss haben sich die Twitter-Konten des Bakom nach acht Tagen Sperrung und Schweigen wieder geöffnet.