Neo-Bank Monzo ist mit 430 Millionen Dollar bereit für Europa

Hand mit Debitkarte der britischen Neo-Bank Monzo
Bild: Monzo

Die grossen Fundings sind rar geworden, aber es gibt sie noch – die britische Neo-Bank Monzo sammelt 430 Millionen US-Dollar ein.

Die britische Neo-Bank Monzo ist seit 2015 Im Markt und gehört damit wie Revolut, Starling und Atom zu den frühen FinTech-Pionieren in Grossbritannien. Starling und Atom arbeiteten profitabel, Revolut teilweise. Monzo ist auf Monatsbasis seit März 2023 profitabel und nach eigenen Aussagen auf dem besten Weg, 2024 die Gewinnzone auf Jahresbasis zu erreichen. Zudem ist die Neo-Bank mit einem gesunden Wachstum unterwegs. 

Monzo bedient heute mehr als 9 Millionen Kundinnen und Kunden, 1.6 Millionen davon sind 2023 dazugewonnen worden. Für 2023 meldete die Neo-Bank einen Umsatz von rund 450 Millionen US-Dollar, was einer Verdoppelung der Zahlen des Vorjahres entspricht. Die Kundeneinlagen sind Ende 2023 mit knapp 8 Milliarden US-Dollar beziffert worden.

Damit gehört Monzo zu den bedeutenden Neo-Banken und liegt in Grossbritannien in Bezug auf den Kundenstamm auf Augenhöhe mit Revolut und vor Starling und Atom. Revolut ist mit inzwischen 40 Millionen Kundinnen und Kunden weltweit wesentlich grösser, im Heimmarkt der britischen Neo-Banken ist Monzo allerdings ein Schwergewicht und kann Revolut das Wasser reichen. 

Hervorragender Ruf und ungewöhnlich starke Kundenbindung

Kundinnen und Kunden von Monzo scheinen ihre Neo-Bank nicht einfach nur zu mögen, die Beziehung der Community zu ihrer Bank ist deutlich inniger. Das zeigen die konstant guten Bewertungen. Die Community geizt nicht mit Superlativen, wenn sie Punkte und Sterne an Monzo verteilt.

Die Neo-Bank mit Vollbanklizenz scheint auf der einen Seite mit ihren Produkten und Services einen guten Job zu machen, glänzt jedoch vor allem durch einen gut ausgebauten und auch erreichbaren Kundenservice. Darauf hat Monzo immer schon Wert gelegt und deshalb auch massiv Geld und Ressourcen investiert. Diese Investitionen zahlen sich offenbar aus und spielen sich von Kundenseite in Form von Begeisterung, Treue und guten Bewertung zurück.

Ein weiterer Beleg für die Nähe von Monzo zu ihren Kunden – und umgekehrt – sind die Finanzierungen über die Crowd. Monzo ist auch über VC-Unternehmen finanziert, hat jedoch zusätzlich und mehrmals die Crowd involviert. Die erste Crowdfunding-Runde 2016 hat der Neo-Bank in nur 96 Sekunden 1 Million Pfund in die Kassen gespült. Der Andrang von Kundinnen und Kunden, die in ihre Neo-Bank investieren wollten, hat dannzumals die Server der Funding-Plattform in die Knie gezwungen.

Eine nächste Crowdfunding-Kampagne ein Jahr später war ebenfalls ungewöhnlich erfolgreich. Es existierte eine Warteliste und es musste ausgelost werden, wer investieren durfte. Nur rund 15 Prozent der invesitionswilligen Crowd kam zum Zug, dann war das Ziel von 2.5 Millionen Pfund erreicht. 

Ende 2018 hat die Crowd in einer breiter angelegten Investitions-Runde Monzo erneut die Türen eingerannt, 20 Millionen Pfund kamen von rund 36'000 privaten Investorinnen und Investoren aus der Community innerhalb von zwei Tagen zusammen. 

Fazit: Kundinnen und Kunden schätzen ihre Neo-Bank und vertrauen ihr. Monzo schätzt seine Kundinnen und Kunden und stellt das seit Jahren schon mit konkreten Leistungen unter Beweis. Letzteres hat mit Ersterem etwas zu tun, was offenbar zu einer sehr tragfähigen Beziehung führt, die in der Konsequenz weit über das gewohnte Kunden-Bank-Verhältnis hinausgeht.

Frisches Kapital für Monzo

In einer aktuellen Finanzierungsrunde hat Monzo 430 Millionen US-Dollar eingesammelt. Das ist im momentanen VC-Klima ein ungewöhnlich hoher Betrag. Die Runde wurde angeführt von CapitalG, dem VC-Arm von Google-Eigentümerin Alphabet. Mit im Boot ist neu auch die chinesische VC-Gesellschaft HongShan Capital, zudem sollen sich auch bestehende Investoren wie Tencent und weitere beteiligt haben.

Die Bewertung von Monzo ist moderat von bisher 4.5 auf neu 5 Milliarden US-Dollar gestiegen. Das entspricht in etwa dem Umfang des neu investierten Kapitals und zeigt, dass auch die Zeiten der abenteuerlichen und fantasiegetriebenen Bewertungen der Vergangenheit angehören.

Monzo ist bereit für Europa

Neben den USA hat Monzo seit längerem schon ein Auge auf Europa geworfen, insbesondere auf die Märkte Deutschland und Frankreich. Der CEO von Monzo, TS Anil, hat die Expansionspläne für Europa angedeutet, ohne sie bisher explizit bestätigt zu haben.

Es spricht jedoch vieles für einen Markteintritt in Europa. Zum einen ist der Heimmarkt Grossbritannien nicht unbedingt ausgereizt, aber von Revolut, Monzo, Starling und Atom straff bewirtschaftet. Zulegen werden alle Neo-Banken weiterhin, aber die Länge der Wachstums-Sprünge dürfte kürzer werden. Vor allem jedoch wirft der Umfang des aktuellen Fundings einen markanten Schatten in Richtung Europa voraus.

Die Expansionskasse von Monzo ist sehr gut gefüllt – wenig wahrscheinlich, dass die Neo-Bank das gesamte Kapital ausschliesslich im schwierigen und hart umkämpften Markt USA verpulvern will. Der europäische Konkurrent N26 hat sein USA-Engagement nach zwei Jahren Kampf Ende 2021 wieder abgebrochen. Das gilt nicht für alle Neo-Banken, Revolut ist in den USA nach wie vor am Ball. Es zeigt jedoch, dass eine starke einheimische Konkurrenz Playern aus Europa des Leben extrem schwer machen kann.

Ein Markteintritt in Europa ist auch kein Spaziergang, Mentalitäts-Hürden dürften jedoch für britische Neo-Banken tiefer liegen. Auch dafür kann Revolut als Beispiel herangezogen werden, die britische Challenger-Bank hat in den letzten Jahren in Sachen Neukunden-Gewinnung neue Masstäbe gesetzt, gerade in Europa.

Ob und wann genau Monzo die Bevölkerung in Europa mit smarten Banking-Angeboten überzeugen will, die bei Britinnen und Briten über alle Massen gut ankommen, wird sich zeigen. Die Haltung des Unternehmens, die Firmengeschichte, der Kundenservice und die hervorragenden Kundenreferenzen dürften dem neuen Player jedoch auch ausserhalb der Insel gute Chancen einräumen.