Buy Now Pay Later

Buy Now Pay Later ist im Sinkflug, glauben zahlreiche Experten. Stimmt das – oder genau andersrum?

Malte Huffmann, Co-Gründer und CEO von Mondu
Malte Huffmann, Co-Gründer und CEO von Mondu | Bild: Mondu

Klarna, Affirm, Afterpay und andere FinTechs sind mit BNPL gross geworden – betrifft der aktuelle Dämpfer primär die FinTechs oder das Geschäftsmodell BNPL an sich?

Buy Now Pay Later (BNPL) ist das bemerkenswert erfolgreiche Geschäftsmodell der Kurzzeit-Kredite, die Kundinnen und Kunden bei ihren Einkäufen auf Rechnung in Form von Ratenzahlungen eingeräumt werden. Ein Geschäftsmodell, das mehrere FinTechs auf der ganzen Welt in erstaunlich kurzer Zeit gross gemacht hat.

Die Börsenkurse von BNPL-FinTechs wie Affirm oder Afterpay sind in den letzten Monaten massiv eingekellert. Klarna, lange Zeit nahezu schon das Synonym für Buy Now Pay Later, hat bei der letzten Finanzierungsrunde im Juli 2022 von den Investoren die Unternehmensbewertung von 45.6 auf 6.7 Milliarden US-Dollar um volle 85 Prozent reduziert bekommen. Diese Nachrichten haben zu medialen Abgesängen auf BNPL geführt, verschiedene Experten sind der Meinung, dass die Tage von Buy Now Pay Later gezählt sind. Diese Betrachtung spiegelt aktuelle Ereignisse an der FinTech-Front, greift jedoch möglicherweise viel zu kurz.

Sind die spezialisierten FinTechs im Sinkflug – oder ist BNPL am Verglühen?

FinTechs, die ausschliesslich oder stark im Bereich BNPL engagiert sind, haben im Moment Mühe. Dass Inflation, steigende Zinsen, höhere Refinanzierungskosten und höhere Kreditausfälle diesen FinTechs aktuell zu schaffen machen, ist nicht erstaunlich. Zumal das Geschäftsmodell mehrerer Anbieter darauf ausgelegt war, den Kurzzeit-Kredit mit Abzahlung über drei Raten kostenlos und zinsfrei einzuräumen. Bekommt Geld gewissermassen über Nacht wieder einen Preis und wird über steigende Zinsen teurer, kommt kurzfristig Sand ins Getriebe des blühenden Zahlungsmodells.

Dazu kommt, dass Regulatoren in verschiedenen Ländern einen kritischen Blick auf das Prinzip von Buy Now Pay Later geworfen haben. Aus dieser Ecke sind straffere Regeln und engere Vorgaben zu erwarten. Ob damit kreditgebende Finanzinstitute vor unliebsamer Konkurrenz oder Konsumenten vor Überschuldung geschützt werden sollen, darf dahingestellt bleiben – im Ergebnis trübt auch diese Entwicklung die Zukunftsaussichten der BNPL-FinTechs ein. Zumindest vorübergehend. Hier sind übrigens klassische Finanzinstute mit und ohne BNPL-Ambitionen klar im Vorteil, sie erfüllen die zu erwartenden Vorgaben der Regulatoren bereits, BNPL-FinTechs müssen sich erst anpassen.

In unserer Betrachtung stehen aktuell diese FinTechs vor einigen neuen Herausforderungen, ohne dass dadurch der Kern und das Prinzip von Buy Now Pay Later an sich tangiert sein muss. Der Erfolg von BNPL der letzten Jahre zeigt, dass Rechnungskauf und Ratenzahlungen einem Bedürfnis entsprechen – daran wird sich auch in Zukunft kaum etwas ändern. Möglicherweise ist sogar das Gegenteil der Fall. In Zeiten von Inflation und steigenden Preise erhöht BNPL den individuellen Spielraum von Konsumentinnen und Konsumenten.

Schwer vorstellbar deshalb, dass BNPL als Prinzip und Angebot an Nutzungsintensität verlieren sollte, warum auch? Gut möglich allerdings, dass die Zeit der kostenlosen Kurzzeit-Kredite gezählt sind. Bekommen Ratenzahlungen wieder einen Preis, wird das Käuferinnen und Käufer kaum davon abhalten, BNPL-Optionen zu nutzen, solange die Konditionen fair bleiben. 

Die Zukunft von Buy Now Pay Later

BNPL als Angebot und als Zahlungsoption wird nicht verglühen. Buy Now Pay Later bekommt möglicherweise durch Regulierung einen neuen Rahmen und durch die aktuellen Marktverhältnisse einen angepassten Preis. Ansonsten dürfte das BNPL-Leben weitergehen. Der bisherige Erfolg, weltweit, kommt nicht von ungefähr – deshalb ist kein Grund in Sicht, warum plötzlich Millionen Konsumentinnen und Konsumenten ihr Verhalten ändern sollten.

Klarna wird am Ball bleiben, Affirm, Afterpay und andere spezialisierte FinTechs ebenfalls. PayPal hat's im Angebot, Amazon auch, Apple ist auf dem Weg, BNPL als Option eher grossräumig zu installieren, Neo-Banken wie Revolut spielen mit, mobile Bezahllösungen wie Twint haben BNPL in Planung. Alle diese und auch weitere Unternehmen setzen nicht auf einen kurzlebigen Trend, der gerade im Begriff ist, sein Leben auszuhauchen. Sie investieren in die Wünsche und Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden, die sich nicht verändert haben, was das Zahlungsverhalten angeht.

Die Wette der Investoren des BNPL-FinTechs Mondu

Das Berliner FinTech Mondu ist erst gerade knapp ein Jahr alt. Mondu setzt auf BNPL für Unternehmen und bietet B2B-Webshops komplette BNPL-Lösungen mit umfassenden Serviceleistungen. Das junge FinTech hat sich bereits drei Monate nach seiner Gründung mit einer ersten Seed-Finanzierung in Höhe von 14 Milionen US-Dollar und gerade erst im Mai 2022 mit weiteren 43 Millionen Dollar zusätzlich finanziert. 

Diese hohen Investitionssummen in ein sehr junges FinTech sind ungewöhnlich, das Vertrauen der renommierten Investoren macht sich jedoch an zwei Punkten fest. Zum einen: "Buy Now Pay Later"-Lösungen für Marktplätze und Händler, die auf Geschäftskunden fokussieren, gehören mit zu den erfolgversprechenden Zukunftsthemen. Zum anderen: die beiden Mondu-Gründer Malte Huffmann und Philipp Povel sind keine unbeschriebenen Blätter, sie verfügen über jahrelange Erfahrung im eCommerce und damit auch in erfolgreichen Checkout-Lösungen. Gemeinsam haben sie Dafiti in Südamerika aufgebaut, das ist gewissermassen das Zalando für Brasilien und Argentinien.

Interessant deshalb, wie Mondu-CEO Malte Huffmann die Situation und die Zukunftsaussichten von Buy Now Pay Later unter veränderten gesamtwirtschaftlichen Bedingungen einschätzt:

«In einem Umfeld von höherer Inflation und höheren Zinsen wird das BNPL-Produkt erstmal attraktiver für Händler, weil deren Kunden noch stärker von den flexiblen Zahlungszielen profitieren. Das wissen wir auch aus erster Hand, da wir lange in Brasilien und Argentinien als Händler mit Dafiti unterwegs waren, Ländern, die von hoher Inflation und hohen Realzinsen geprägt sind. Das heisst, dass wir kurzfristig höhere Nachfrage nach unserem Produkt sehen sollten. Gleichzeitig können die höheren Zinsen kurzfristig aber zu einer geringeren marginalen Profitabilität führen aufgrund der höheren Refinanzierungskosten. Dennoch ist zu beobachten, dass Spreads in Ländern mit höherer Inflation und höheren Zinsen tendenziell grösser sind – im Laufe der Zeit passen sich alle Konditionen und Margen dem neuen, höheren Zinsniveau an.»

Das Risiko der Wette von wagemutigen Mondu-Investoren dürfte sich in Grenzen halten. Checkout-Lösungen, die Warenkörbe vergrössern, Conversions-Raten erhöhen, für Händler Risiken minimieren und die Liquidität erhöhen, sind als Angebot bereits heute attraktiv und könnten im Umfeld von eingetrübten Wirtschaftsaussichten sogar noch besser landen.

Fazit: BNPL-FinTechs haben aktuell ein (lösbares) Problem. BNPL behält seine Attraktivität im B2C- wie auch im B2B-Bereich. BNPL wird nicht verglühen, eher noch zulegen. Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, wie bestehende und neue Mitbewerber die Zahlungsoption BNPL für ihre Kundinnen und Kunden ausgestalten.