Energiepreis Watt d'Or des Bundesamtes für Energie

Eine Schule steht unter Strom und gestaltet die Energiezukunft

Roger Balmer, Geschäftsführer Pro-Energie, und Markus Ruggiero, Banker und in seiner Wohngemeinde zuständig für das Ressort Infrastruktur in der Schulpflege der Sek Mättmi in Mettmenstetten
Roger Balmer, Geschäftsführer Pro-Energie, und Markus Ruggiero, Banker und in seiner Wohngemeinde zuständig für das Ressort Infrastruktur in der Schulpflege der Sek Mättmi in Mettmenstetten (Bild: BFE)

Mit einer intelligenten Energielösung erfüllt die Sekundarschule Mettmenstetten bereits heute die Energieziele 2050+ des Bundes.

Das Bundesamt für Energie (BFE) verleiht seit 17 Jahren den renommierten Schweizer Energiepreis Watt d'Or. Mit diesem Preis werden jedes Jahr innovative Schweizer Unternehmen und Hochschulen ausgezeichnet, welche die Energiezukunft mit herausragenden Lösungen erfolgreich und mutig in die Praxis umsetzen.

Die Suche nach der klimaneutralen Lösung für die Sek Mettmenstetten

Neu an der gestrigen Preisverleihung: zum ersten Mal ist eine Sekundarschule mit ihrer Schulanlage mit dem Gütesiegel für Energieexzellenz ausgezeichnet worden. Wie kommt's, dass eine ganz normale Sek den Watt d'Or vom Bundesamt für Energie verliehen bekommt?

Die Sekundarschule Knonau-Maschwanden-Mettmenstetten, kurz Sek Mättmi genannt, hat den Energiepreis in der Kategorie "Gebäude und Raum" erhalten. Um Gebäude und Raum ging es, als die Verantwortlichen der Schule nach einer neuen Energielösung suchten, die Klimaneutraltität, Energie-Selbstversorgung und Kosteneinsparungen unter einen Hut bringen kann. Und das alles mit einem vertretbaren Budget, dem eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger von Mettmenstetten zustimmen kann.

Zahlreiche Technologien und Lösungen wurden geprüft und verworfen. Auch aus der Einsicht heraus, dass ein intelligentes Energiekonzept nicht mit zusammengeschusterten Teillösungen realisiert werden kann – das funktioniert zu wenig vernetzt und wird zu teuer.

«Wir machten die Erfahrung, dass die Energieberater gerne bei ihrer Lieblingslösung bleiben und nicht über den Tellerrand hinausdenken. Auch die Kosten verlieren sie häufig aus den Augen», fasst Markus Ruggiero, Verantwortlicher für das Ressort Infrastruktur der Sek Mättmi, die lange Lösungssuche zusammen.

Ruggiero ist drangeblieben und fand die abgestimmte Lösung für die Schulanlage schliesslich im systemisch konzipierten Energiesystem mit Sektorkopplung durch die intelligente Energiezentrale Hybridbox. In Kooperation mit dem Spezialisten Roger Balmer von Pro-Energie ist es gelungen, für die Sek Mättmi einen energetischen Meilenstein zu setzen.

Die Energielösung der Sekundarschule Mettmenstetten in Zahlen und Fakten

Die Schulanlage der Sek Mettmenstetten umfasst fünf Gebäude und ein Hallenbad. Mit der neuen Energielösung fällt der gesamte frühere Ausstoss von rund 245 Tonnen CO2 pro Jahr weg, die Sek Mättmi ist heute vollständig klimaneutral,

Die Schule erreicht mit Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen und einer Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlage (WKK) übers Jahr gesehen einen Selbstversorgungsgrad von rund 54 Prozent, bei der Stromversorgung sind es sogar 70 Prozent.

Das neue Energiesystem deckt heute den Energiebedarf der Sek Mättmi im Sommer vollständig, klimaneutral und unabhängig. Dafür sorgen die Photovoltaik-Anlagen (PV) mit einer Leistung von 222 kWp, die Luftwärmepumpe und die Abwärmenutzung.

Das rechnet sich auch in Franken und Rappen, sagt Ruggiero: «Pro Jahr können wir so rund 75’000 Franken, also rund die Hälfte der früheren Energiekosten, einsparen». Vor der Installation der neuen Energielösung bezog die Sek Mättmi 250 MWh Strom aus dem Netz. Jetzt kann sie übers Jahr nahezu drei Viertel ihres Strombedarfs selber produzieren.

Die Hybridbox ist das zentrale Element, das die Sektorkopplung ermöglicht. Sie regelt das Heizen, das Kühlen, die Abwärmenutzung, die Stromproduktion für den Eigenverbrauch oder die Einspeisung ins Netz. Und sie regelt auch die mit Biogas betriebene Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlage (WKK), die im Winter sowohl Wärme als auch Strom (90 kW) produziert. In der kälteren Jahreszeit läuft die WKK-Anlage mit Biogas aus dem eigenen Klärschlamm der Gemeinde zusammengefasst in der ARA Schönau Cham.

Ein Gemeinschaftsprojekt auf Gemeindeebene

Stemmt eine Schule ein Projekt dieser Art, müssen Bevölkerung und direkt Betroffene mit ins Boot geholt werden. Budgets werden von der Bevölkerung dann gutgeheissen, wenn die Relationen von Investitionen, Energieeffizienz und Einsparungen klar, transparent und plausibel kommuniziert werden. Das ist in Mettmenstetten offenbar gelungen. Markus Ruggiero fasst die Formel der Sek Mättmi mit einer einfachen Rechnung zusammen:

Wir stecken einen Franken rein und bekommen zwei Franken heraus

«Das verstehen auch die Steuerzahlenden, die letztlich die Budgets für klima- und energiefreundliche Lösungen bewusst bewilligen», ist Ruggiero überzeugt. Zudem, und auch das hat die Steuerzahler gefreut: die Einsparungen bei den Energiekosten sind so hoch, dass grob umgerechnet sogar der Steuerfuss um fast einen halben Prozentpunkt gesenkt werden könnte.

Für die Schülerinnen und Schüler gehört die vollständig erneuerbare und klimafreundliche Energieversorgung nun zum Schulalltag. Ihre Photovoltaik-Anlage haben die Sek-Schüler nicht erst fertig montiert auf dem Dach kennengelernt, sie haben mitgeholfen, die PV-Panels zu installieren.

Das wegweisende Projekt der Mettmenstetter könnte gesamtschweizerisch Schule machen

Eine Gemeinde, die auf der Anlage ihrer Sekundarschule Klimaneutralität, Energie-Selbstversorgung und Kosteneinsparungen unter einen Hut bekommt, hat vom Bundesamt für Energie 2024 den Watt d'Or verliehen bekommen.

Die Signalwirkung des Projekts geht jedoch weit über den verliehenen Preis hinaus. Markus Ruggiero, Roger Balmer, ihr Projektteam und die Bevölkerung von Mettmenstetten haben bewiesen, dass eine ganze Schule und ihre Anlage mit einer intelligenten Energielösung bereits 2023 die Energieziele 2050+ des Bundes erfüllen kann. Mit vertretbaren Investitionen und mit Kostenspar-Effekten, die sofort und überprüfbar greifen.

Die Gemeinde Mettmenstetten und die Sek Mättmi haben damit auch eine Blaupause geschaffen, die andere Schulen und Gemeinden übernehmen können. Das Energiekonzept der Schule ist in Form einer funktionierende Lösung in Betrieb. Das schafft Planungs- und Kostensicherheit für andere Gemeinden, die nicht experimentieren, sondern auf innovative und in der Praxis erprobte Lösungen setzen möchten. 

Die wachsende  Bevölkerung, die zunehmende Zahl der E-Autos und der Wärmepumpen erhöhen den Strombedarf. Das Beispiel der Sekundarschule Mettmenstetten zeigt, dass Schulen, kommunale Anlagen und Gemeinden mit eigenen Initiativen dazu beitragen können, dass auch morgen Strom und Energie in genügenden Mengen zur Verfügung stehen.