CBDCs

Ein Blick auf digitale Zentralbankwährungen – und können sich private Stable Coins neben CBDCs behaupten?

Bild einer Münze mit der Prägung CBDC
Bild: kertlis | Getty Images

Über 80 Prozent der Zentralbanken denken konkret über eine digitale Landeswährung nach oder haben sie bereits in Arbeit – wie liegt die Schweiz im Stable-Coin-Rennen?

Der Nutzen von Central Bank Digital Currencies (CBDC) ist inzwischen unbestritten. Lange genug haben Private mit ihren nicht staatlichen Stable Coins den Nationalbanken und Staaten vorgelebt, was ein CBDC bringt und wozu er eingesetzt werden kann. Deshalb sind nach einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens PwC inzwischen über 80 Prozent der Zentralbanken auf der Spur einer eigenen digitalen Zentralbankwährung.

Die Position der Schweiz

Bei den Retail CBDCs steht die Schweiz nirgends, weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht vorhat, Unruhe in die Reihen der Geschätsbanken zu bringen. Die Variante Retail CBDC steht für eine digitale Zentralbankwährung, welche von Privat- und Geschäftskunden direkt genutzt werden kann.

In dieser Variante liegt das grösste Potenzial für die Zukunft, allerdings befürchten Geschäftsbanken durch Retail CBDCs einen Verlust an Einfluss und Geltungsbereich – deshalb bleibt diese Ausführung der digitalen Zentralbankwährung in der Schweiz vorderhand nicht betretenes Neuland.

Ein anderes Bild zeigt sich beim Wholesale CBDC, das ist die enger gefasste Variante der digitalen Zentralbankwährung, die ausschliesslich Geschäftsbanken und andere Finanzinstitutionen wie zum Beispiel Versicherern zur Verfügung steht. Da ist die Schweiz mit im Spiel und rangiert in Position und Reifegrad sogar in den Top 10. Die Studien und Tests innerhalb des Projekts Helvetia zeigen offenbar Wirkung.

Die Autoren des Reports stellen die Top 10-Staaten in einem Kurzsteckbrief vor, hier der Steckbrief der Schweiz auf Platz 10:

Top 10: Wholesale-CBDC-Projekte

Den Entwicklungsstand der neun Staaten vor der Schweiz zeigt die Übersicht der Top 10. Erstaunlich, dass nur gerade zwei europäische Länder in der Rangliste vertreten sind, Frankreich und die Schweiz. Auch die USA fallen vorderhand noch durch Abwesenheit auf.

Top 10: Retail-CBDC-Projekte

Ebenso interessant ist, welche Staaten und Zentralbanken die Nase bei den Retail CBDCs vorne haben. Auch hier spielen mit der Ukraine und Schweden nur gerade zwei europäische Nationen in den Top 10 mit.

Dass China zur Spitzengruppe gehört, ist nicht erstaunlich – ungestützt gefragt hätte man China wahrscheinlich auf Position 1 gesetzt, weil der digitale Yuan seit längerem schon extrem forciert wird. Falsche Platzierung, die Chinesen müssen sich mit dem dritten Rang begnügen. Überraschend sind deshalb die Plätze 1 und 2, die von Nigeria und den Bahamas besetzt werden – überraschend im Sinne von nicht unbedingt erwartet.

Auch im Bereich der Retail CBDCs beschränkt sich der Report nicht auf Ranglisten, die Studie schürft tiefer und liefert zahlreiche wissenswerte Fakten zur Einordung und zu den Möglichkeiten der digitalen Währungen.

Private Stable Coins

Nicht staatliche Stable Coins sind aus der Krypto- und insbesondere der DeFi-Welt nicht mehr wegzudenken. Sie waren lange vor der Gegenthese der staatlichen Central Bank Digital Currencies da und haben die Entwicklung der CBDCs erst in Gang gebracht und befeuert.

Deshalb widmen die Autorinnen und Autoren der Studie diesen Privaten viel Raum und beleuchten sehr ausführlich ihre zentrale Rolle im Krypto-Ökosystem. Dazu gehört die Rangliste der zehn wichtigsten Stable Coins, jeweils mit einem Steckbrief pro Coin, der Charakteristik, regulatorische Einordung, Marktkapitalisierung und mehr porträtiert.

Haben private Stable Coins neben CBDCs eine Chance?

Ein eingeschobener Kommentar unserer Redaktion zum Thema Stable Coins: Im Moment haben die Privaten einen deutlichen Vorsprung und spielen in den Kryptomärkten und Ökosystemen eine sehr wichtige und tragende Rolle. Dieses Standing und das damit verbundene Gewicht dürfte verstärkt infrage gestellt werden, wenn staatliche und von Zentralbanken ausgegebene CBDCs in grosser Zahl in den Märkten spürbar werden und konkrete Funktionen übernehmen.

Es ist nicht wahrscheinlich, dass die Krypto-Community auf Retail CBDCs umsteigen möchte, das steht ziemlich im Widerspruch zum Kern und zum Charakter der DeFi-Bewegung. Genau diese DeFi-Bewegung wird jedoch von zahlreichen Staaten, Regulatoren und Zentralbanken als Gefahr für Banken und Systeme gesehen, weil Decentralized Finance das Finanzwesen völlig neu definiert und ohne Intermediäre auskommt. Dass DeFi die Banken in keiner Weise aussen vor lässt, sondern eigentlich nur Rollen und Funktionen neu ausschreibt und dadurch Räume für alle Beteiligten öffnet, wird heute noch nicht unbedingt erkannt, zumindest nicht auf breiter Ebene.

Deshalb dürften die privaten Stable Coins und deren grosse Bedeutung einer wachsenden Zahl von Zentralbanken mit eigenen CBDCs zum Dorn im Auge werden. Im Moment ist ein beträchtlicher Teil der aktiven Stable Coins mit teilweise hoher Marktkapitalisierung schwach oder gar nicht reguliert. Gut möglich, dass in Zukunft schwach regulierte Stable Coins engere Zügel angelegt bekommen und dass gar nicht regulierte Coins, wie zum Beispiel der aktuelle Dominator Tether, aus dem Markt reguliert und gefegt werden. Zumindest im Falle von Tether hätten die Verantwortlichen selbst Hammer und Nägel geliefert, um den Sargdeckel zuzunageln. Ihre Unlust auf Regulierung und der sichtbar fehlende Wille zu wirklicher Transparenz ist inzwischen beinahe schon sprichwörtlich.

Die momentane Ruhe im Lager der Regulatoren und Zentralbanken könnte sich als Ruhe vor dem Sturm herausstellen. Eher schwer zu glauben jedenfalls, dass in einigen Jahren private Stable Coins und CBDCs in friedlicher Koexistenz mit gleich langen Spiessen unterwegs sind. 

Die Studie zum Runterladen

Der Report "PwC Global CBDC Index and Stablecoin Overview 2022" geht ins Detail, umfasst knapp 70 Seiten und beleuchtet das Thema der CBDCs und Stable Coins von allen Seiten. Die Studie in englischer Sprache kann als PDF kostenlos runtergeladen werden, über den Link gleich unten.