Neo-Banken

Neo-Banken verzeichnen weltweit steigende Kundenzahlen und wachsende Erträge

Vier Hände mit Debitkarten der Nubank
Bild: Nubank

Die globale Neo-Banken-Landschaft ist in Bewegung: Schliessungen, Neugründungen und erstaunliche Entwicklungen in der Spitzengruppe.

Die globale Unternehmensberatung Simon-Kucher hat weltweit rund 400 Neo-Banken durchleuchtet und ein Bild ihrer aktuellen Verfassung festgehalten. Der Befund dieses Gesundheitschecks ist als Trend für die gesamte Neo-Banken-Branche vielversprechend. Die Experten von Simon-Kucher haben die Resultate in einer Studie mit dem programmatischen Titel "Future of Neobanking – Profits at the End of the Tunnel" zusammengefasst.

Die Rahmenbedingungen haben sich für Neo-Banken verändert

Der allgemeine Teil der Analyse bietet keine Überraschung, er bestätigt lediglich ein Klima, das für Neo-Banken in allen Ländern deutlich rauer geworden ist. Die Finanzmittel fliessen knapper und verdünnt, das setzt Neo-Banken zunehmend unter Druck. Statt wie in den letzten Jahren exklusiv auf Wachstum zu setzen, müssen Neo-Banken sich nun vorwiegend auf Profitabilität konzentrieren.

Mit diesem grundlegenden Wandel und den veränderten Spielregeln kommen verschiedene Neo-Banken gut zurecht, andere tun sich deutlich schwerer.

Was bedeutet dieser Strategiewechsel für die globale Neo-Banken-Landschaft?

Die Anzahl neuer Neobanken scheint zu stagnieren. In den letzten 18 Monaten übertraf die Zahl der Neugründungen von Neo-Banken kaum die Zahl der Schliessungen. Das heisst konkret: Weltweit sind 36 neue Neo-Banken gegründet worden, 34 hingegen wurden geschlossen oder übernommen.

Die Schweiz scheint sich dem Trend der Stagnation zu entziehen, in den letzten Monaten haben die Neugründungen der Neo-Banken und Verticals Alpian, Radicant, Relio und Coop Finance+ andere Zeichen gesetzt.

Die Bereinigungsphase produziert Gewinner: Zuwachs bei Kunden und Erträgen

Neo-Banken, welche den Härtetest mit dem Strategiewechsel von expansivem Wachstum zu angestrebter Profitabilität unbeschadet überstehen, gehören zu den ersten Gewinnern. Nicht alle, aber eine zunehmende Zahl.

Neo-Banken werden immer beliebter, das drückt sich über den ganzen globalen Sektor gesehen in konkreten Zahlen aus. Nach der Analyse von Simon-Kucher ist Zahl der Kunden stark gestiegen und hat weltweit die Milliardengrenze überschritten. Rund 1.1 Milliarden Kunden werden derzeit von Neo-Banken betreut. Das entspricht einem Wachstum von über 30 Prozent in den letzten 18 Monaten.

Auch die Erträge haben stark angezogen: Die Branche verzeichnet ein Wachstum von über 40 Prozent. Die durchschnittlichen Erträge pro Kunde nahmen ebenfalls  zu – von 69 auf 75 US-Dollar – allerdings mit einer grossen Streuung zwischen den verschiedenen Märkten und Neo-Banken.

Christoph Stegmeier, Senior Partner bei Simon-Kucher, fasst die laufende Entwicklung mit folgendem Statement zusammen: 

Zwar wächst die Zahl der Neo-Banken kaum noch, die existierenden vermelden aber regen Kundenzulauf und können endlich ihre Erträge signifikant steigern

Stegmeier legt bei der aktuellen dynamischen Entwicklung den Finger auf den zentralen Punkt der richtigen Monetarisierungs-Strategie für die neu gewonnenen Kunden. Wichtig ist und darauf wird es ankommen, um auf Dauer erfolgreich zu bleiben, dass diese Strategie jetzt gefunden und wirkungsvoll umgesetzt wird.

Aufstieg von neuen Giganten?

Im Markt der Neo-Banken zeichnet sich eine weitere dynamische Entwicklung ab: Die 20 grössten Neo-Banken der Branche betreuen inzwischen mehr als zehn Millionen Kunden weltweit – weitere 20 betreuen mehr als fünf Millionen Kunden.

Damit gehören zahlreiche Exponenten dieser Gruppe bereits zu den fünf oder zehn grössten Banken ihres Landes. Eine erstaunliche Entwicklung, die vor zehn Jahren noch niemand für möglich gehalten hätte.

Die Bereinigung innerhalb der Neo-Banken-Branche geht jedoch weiter, nicht alle werden es schaffen, sich auf Dauer erfolgreich im Markt zu halten. Die Autoren der Studie haben in ihrer Analyse weltweit sechs Neo-Banken identifiziert, die ihren Mitbewerbern in Sachen Profitabilität einen wichtigen Schritt voraus sind. Die sechs Neo-Banken dieser Spitzengruppe kombinieren ein positives EBIT mit einem überdurchschnittlichem Wachstum. Mit dieser Konstellation haben diese Neos alle Chancen, sich in der Branche zu führenden Giganten zu entwickeln.

In der DACH-Region werden aktuell allerdings noch kleinere Brötchen gebacken, momentan gibt es in Deutschland, Österreich und in der Schweiz noch keine dieser "Better Growth"-Neo-Banken.