Blockchain-Serie

Christoph Jaggi: Token Economy wird an Bedeutung gewinnen

Christoph Jaggi

Die Serie zur "Blockchain Nation Switzerland". Mit Christoph Jaggi zur Frage: Was bleibt von 2018, was bringt 2019?


Dein persönliches Fazit zum Blockchain-Jahr 2018?

Die Blockchain ist eine Distributed Ledger Technology (DLT). Der Verzicht auf eine zentrale Datenspeicherung und auf zentrale Kontrolle sowie deren Ersatz durch eine dezentrale Datenspeicherung und durch Konsensus ermöglicht neue Lösungsansätze und neue Geschäftsmodelle.

DLT gehört zur Kategorie der Infrastrukturtechnologien und ist somit ein verfügbarer Baustein unter vielen. Sie kann für vieles verwendet werden, ist aber nicht für alles die beste Lösung. Mit ihren Eigenschaften kann sie Teil einer Lösung für bestehende, bisher nur unbefriedigend gelöste Problemstellungen sein. DLT ist aber weder eine Technologie, die unabhängig von anderen Technologien funktioniert, noch eine Technologie, welche alles Bestehende ablöst. Es ist auch nicht so, dass gesetzliche Regulatorien nicht greifen, nur weil DLT verwendet wird. 

Im letzten Jahr ist DLT etwas erwachsener geworden und fängt mittlerweile an, sich ihren Platz zu finden. Ausgereift ist die Technologie aber noch bei weitem nicht. Es ist "work in progress".

Schwerpunkte bei Blockchain und Crypto – deine Erwartungen für 2019?

Wer glaubt, dass nur DLT eine kryptographisch gesicherte Datenbank zur Verfügung stellt, liegt genauso falsch, wie der, der glaubt, dass bei Verwendung von Blockchain alles sicher ist. Auch hier wird sich zeigen, dass die Sicherheit einer Dienstleistung gesamtheitlich betrachtet werden muss und alle Angriffsvektoren berücksichtigt werden müssen. 

Für die effiziente Entwicklung und den Betrieb von Dienstleistungen braucht es geeignete Entwicklungsumgebungen und geeignete Auslieferungsinfrastrukturen. In beiden Bereichen besteht bei DLT noch viel Luft nach oben. 

Mit steigendem Verständnis der Vor- und Nachteile von DLT gegenüber von bestehenden Technologien findet DLT dort ihre Einsatzbereiche, wo die Vorteile deutlich überwiegen. DLT im Allgemeinen ist eher evolutionär statt revolutionär. 

Ein Bereich, der immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist die Token Economy. Token bilden einen Wert in digitaler Form ab. In dieser Form kann ein Wert einfach gelagert, gehandelt und transferiert werden. Tokens können für beliebige "bankable" und "non-bankable" Werte verwendet werden. DLT verfügt über gute Eigenschaften in Bezug auf die Aufzeichnung der Transaktionshistorie und den Eigentumsnachweis.

Crypto-Währungen wie Bitcoin, Ethereum etc. kann man entweder als Zahlungsmittel für die Nutzung von Dienstleistungen der jeweiligen DLT, als alternatives Zahlungsmittel für Geldüberweisungen oder als Spekulationsobjekt betrachten. Von Vorteil sind Crypto-Währungen primär dort, wo Fiat-Währungen nicht oder nur zu hohen Kosten transferiert werden können. 

2019 wird wie 2018 ein Jahr, in dem die Technologie Fortschritte macht und in dem sich klarer herauskristallisiert, für welche Anwendungsgebiete DLT die Vorteile bringt, die für mehr Effizienz sowie für neue und verbesserte Geschäftsmodelle notwendig sind.

Wo steht der Bitcoin-Kurs am 31. Dezember 2019?

Die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen. Der jeweilige Bitcoin-Kurs hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren mit unterschiedlicher Dynamik ab. Wie der Kurs Ende 2019 aussehen wird, das wird der Markt bestimmen.

Der Interviewpartner: Christoph Jaggi

Christoph Jaggi ist Experte für Digitalisierung, Technologien und Marketing. Die Verbindung dieser Kerndisziplinen mit der Orientierung auf Menschen, Märkte und Zielgruppen bildet die Basis für das Lösen komplexer Aufgabenstellungen in unterschiedlichen Bereichen. Und sie ist die Grundlage für das Erkennen und die Entwicklung von Marktstrategien. Christoph Jaggis internationaler Kundenstamm reicht vom Startup über KMU bis zum Grosskonzern.

Für einige Leute ist Christoph Jaggi IT-Experte, für andere IT-Sicherheitsexperte, für andere Marketingexperte, für andere Strategieexperte, für andere Managementexperte und für andere Medienexperte. Er selbst sieht sich allerdings vor allem als Problemlöser, der seine Kunden darin unterstützt, für aktuelle Herausforderungen die optimale Lösung zu finden. Und da sind fachliche Silos eher ein Hindernis.

Als Autor mit weitreichender Erfahrung in den Branchen ITC, Finanzen, Medien und weitere, publiziert Christoph regelmässig zu Entwicklungen in den Bereichen Digitalisierung und Technologie mit Fokus auf Anwender, Produkte und Märkte.