Bitcoin und Kryptowährungen

Was sich in einer kurzen Krypto-Woche tut und welche Rolle Grossbanken und Börsen dabei spielen

Bitcoin-Münze auf Dollarscheinen
Bild: Denis_prof

Über die Haltung von SIX, Börse Stuttgart, Goldman Sachs und Citigroup zu Bitcoin und über die Initiativen von FinTechs rund um Kryptowährungen.

Die Nachrichten zu Services und Angeboten rund um Kryptowährungen werden dichter. News zu Anbietern aus allen möglichen Richtungen, welche ihren Kunden auf die eine oder andere Weise den Handel mit Kryptowährungen oder Derivaten möglich machen. 

Eine Nachricht allein macht noch keinen Krypto-Frühling. Deshalb einige Ereignisse der letzten Woche in der Zusammenfassung. Erstaunlich ist dabei nicht die blosse Zahl der Nachrichten, bemerkenswert sind auch die beteiligten grossen Namen.

Zum Beispiel Börsen

Über die Schweizer Börse SIX und ihre inzwischen über 80 Kryptoprodukte haben wir bereits letzte Woche ausführlich berichtet.

Börse Stuttgart
Aktuell meldet die Börse Stuttgart zwei neu gelistete Exchange Traded Notes (ETNs). Damit können Anleger jetzt erstmals ETNs auf die beiden Kryptowährungen Cardano und Stellar handeln. Die beiden Papiere des Emittenten 21Shares bilden jeweils den Wert der Kryptowährung im Verhältnis zum Euro ab.

«Das Interesse an Kryptowährungen steigt kontinuierlich weiter, die Marktdynamik ist nach wie vor gross. Mit den ETNs können Anleger nun auch über börsengehandelte Wertpapiere an der Wertentwicklung der Kryptowährungen Cardano und Stellar teilhaben», sagt Jürgen Dietrich, Leiter des Handels mit Blue Chips und Fonds an der Börse Stuttgart.

Die ersten Krypto-ETNs wurden an der Börse Stuttgart im November 2017 gelistet. Insgesamt sind 22 ETNs auf Kryptowährungen an der Börse Stuttgart handelbar – vier davon zählten im Jahr 2021 zu den 30 Exchange Traded Products (ETPs) mit den höchsten Orderbuchumsätzen. 

Zum Beispiel Banken

Grossbanken haben lange Jahre zu Kryptowährungen entweder geschwiegen oder dann gegen Kryptowährungen gewettert – solange, bis die Nachfrage und der Druck von Kundenseite zu gross geworden ist. Inzwischen sind zahlreiche Banken-Player mit unterschiedlichen Services und Produkten mit im Spiel, weitere werden folgen. Einfach deshalb, weil Bankkunden und Anleger Kryptoprodukte haben wollen. Bekommen sie die nicht von ihrer Bank, gibt's genügend FinTech-Plattformen, die ihnen den Zugang öffnen – und der Umsatz geht an der Hausbank vorbei.

Goldman Sachs
Goldman Sachs ist letzte Woche mit ihrem Trading Desk für Kryptoprodukte gestartet. Das kam nicht ganz überraschend, bereits im März hatte Goldman Sachs angekündigt, dass man sich aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage auf Kundenseite im Kryptobereich engagieren wolle.

Nach Berichten von CNBC sollen letzten Woche als Premiere zwei Bitcoin-Dervate gehandelt worden sein. Zudem hat Goldman Sachs ihr "Digital Assets Dashboard" aktiviert – eine Plattform, die Nutzern Kryptokurse und Nachrichten aus den Märkten in Echtzeit liefert. 

Eine Millionen-Finanzspritze von Goldman Sachs an Coin Metrics, ebenfalls letzte Woche gesetzt, kommt nicht von ungefähr. Coin Metrics generiert und liefert aufbereitete Kryptodaten. Als Investorin hat Goldman Sachs direkten Zugang und kann ihr neues Digital Assets Dashboard laufend bedienen.

Citigroup
Auch die Citigroup wendet sich den Themen von Handel und Verwahrung von Kryptowährungen zu, wie Itay Tuchman, Global Head of Foreign Exchange bei Citi, der Financial Times verraten hat. Ebenfalls forciert durch die stark gestiegene Nachfrage aus verschiedenen Kundensegmenten.

Nein, keine übereilte Übung, Citi prüft aktuell die Einführung eines möglichen Leistungspakets, das die Bank vorab mit den Aufsichtsbehörden abgeglichen haben will. Das macht Sinn, keine Frage. Erzählt Citi das in dieser Phase der Financial Times, darf man jedoch davon ausgehen, das die Abklärungen bereits Fortschritte gemacht haben. Immerhin kann eine Nachricht in der Finanzpresse die wartenden Kunden bei Laune halten.

Hunderte von US-Banken werden dieses Jahr folgen

Diese Aussage kommt vom Krypto-Verwahrer New York Digital Investment Group (NYDIG), einer Tochter des Vermögensverwalters Stone Ridge.

Nach einem aktuellen Bericht von CNBC werden laut NYDIG hunderte von US-Banken ihren Kunden noch dieses Jahr Bitcoin-Services anbieten. Ihr Wissen bezieht das Unternehmen aus dem direkten Kontakt mit Banken, welche die Dienstleistungen und Technologie von NYDIG nutzen können, um ihre Kunden zu bedienen. 

Nach Patrick Sells, Head of Bank Solutions bei NYDIG, sollen bereits heute hunderte von Banken Teil des ausgerollten Programms sein, das Banken den Zugang zu Krypto-Services öffnet.

Yan Zhao, der Präsident von NYDIG, sieht eine grosse Zahl von Banken unter Zugzwang, weil deren Kunden jetzt nach Bitcoin fragen. Und, so Zhao, diese Banken müssten zuschauen, wie diese Kunden ihre Dollars aus den Bankkonten abziehen und an Coinbase, Kraken und andere Krypto-Börsen senden.

Und was tut sich sonst rund um Krypto-Services?

Auch bei Handelsplattformen und FinTechs ist vieles im Gespräch und unterwegs:

eBay
In einem Interview mit dem TV-Sender CNBC gab eBay-CEO Jamie Iannone letzte Woche zu Protokoll, dass eBay eine Integration von Kryptowährungen als Zahlungsmittel prüfen würde. Offenbar will die Plattform generell ihre Zahlungsoptionen erweitern, dabei könnten auch Bitcoin und andere Kryptos eine Rolle spielen.

Trade Republic
Der Berliner Neo-Broker hat sein Angebot erweitert und hat seit letzter Woche auch Kryptowährungen im Programm. So wie bisher schon Wertpapiere können Kunden neu auch Bitcoin & Co. provisionsfrei kaufen, halten und verkaufen.

Bitpanda
Die international aktive Handelsplattform für Wertpapiere und Kryptowährungen hat sich letzte Woche zusätzlich finanziert, um mit neuen Produkten weitere Märkte zu erschliessen. Aktuell nutzen nach Angaben des Unternehmens 2,4 Millionen Kunden die Plattform des Unicorns.

Das FinTech aus Wien hat bereits im März 2021 den stolzen Betrag von 170 Millionen US-Dollar eingesammelt und jetzt nochmals erhöht. Mit zur geografischen Expansion gehört für Bitpanda auch die Schweiz, wie uns das FinTech kürzlich erzählt hat. Die investitionsfreudigen Anlegerinnen und Anleger der Krypto-Nation will sich das Unternehmen nicht entgehen lassen.

Revolut
Die Challenger-Bank hat im April kräftig aufgerüstet und elf weitere Kryptowährungen ins Programm aufgenommen, wir haben berichtet. Die Krypto-Schiene der Revolut-Plattform steht auch Schweizer Kunden zur Verfügung und wird stark genutzt.

Konnten gekaufte und gehaltene Kryptowährungen bisher nur innerhalb der Plattform wieder in Fiatgeld umgewandelt werden, öffnet das FinTech nun neue Wege: Kryptowährungen können zu anderen Plattform oder auch in eigene Wallets transferiert werden. Dieser zentrale Funktion ist vorerst für Nutzerinnen und Nutzer in Grossbritannien geöffnet, soll jedoch bald auch Kunden in anderen Ländern zur Verfügung stehen.

An den Nachrichten lässt sich die Bedeutung eines Phänomens erkennen

Wie gesagt, das sind nur die Nachrichten der vergangenen Woche – und noch nicht mal alle. Waren Nachrichten rund um Kryptowährungen lange Zeit fast auschliesslich vom Auf und Ab der Kurse dominiert, kommen seit einigen Wochen News und Nachrichten von zentralen Marktteilnehmern dazu.

Das ist nicht erstaunlich, aber erfreulich. Weil es nicht genügt, Kryptowährungen hochzujubeln oder zu verdammen, das ist auf Dauer langweilig. Spannend ist, wer auf welche Weise am Phänomen Bitcoin und Kryptowährungen partizipiert. Insofern hat sich die Nachrichtenlage insgesamt verändert. Das ist in mehrfacher Hinsicht bedeutungsvoll. Vor allem deshalb, weil nicht nur Bitcoin & Co. Nachrichten produzieren, umgekehrt beeinflussen Nachrichten zum Umfeld von Bitcoin & Co. auch die weitere Entwicklung von Kryptowährungen.