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Business-Software Bexio knackt die Marke von 60'000 Kunden

Die Papierflut von Papierstapeln und Ordnern im Büro
Bild: RosZie | Pixabay

Wie es begann, wo das FinTech heute steht und warum der Exit der Gründer vor fünf Jahren hohe Wellen geschlagen hat.

Die Lust an Büro-Administration, Buchhaltung, Bundesordner und Papier hält sich bei den meisten Selbstständigen, Startups und Kleinunternehmen in Grenzen. Bexio ist vor zehn Jahren mit dem Versprechen gestartet, die Administration für diese Kundengruppen einfacher, schneller, komfortabler und weitgehend papierlos zu machen.

Inzwischen sind 60'000 zahlende Kundinnen und Kunden dem Ruf der cloudbasierten Software gefolgt, wie das Unternehmen bekanntgibt. Das Scaleup will weiterhin am Ball bleiben, indem die Software funktional laufend erweitert und auch das Ökosystem ausgebaut werden soll. Ökosystem bedeutet in diesem Fall, dass das bereits heute umfangreiche Programm an zuschaltbaren Apps, Schnittstellen und Partnerangeboten ebenfalls weiterwachsen soll.

Mit zum Wachstum gehört die Pflege von Treuhand-Partnern, welche auch als Multiplikatoren agieren, weil sie über Bexio mit ihren Mandanten direkt kooperieren können. Für die Rolle der "digitalen CFOs" ihrer Kundinnen und Kunden haben sich nach Angaben von Bexio bereits 1'300 Treuhänderinnen und Treuhänder zertifizieren lassen. 

Das Schweizer Software-Unternehmen beschäftigt rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an zwei Standorten, Rapperswil und Vevey. Einen starken Akzent legt Bexio auf den Inhouse-Support, so sollen innerhalb der letzten acht Monate 83'661 Anfragen vom Support-Team erfolgreich gelöst worden sein.

Ein Schweizer Startup und ein Exit

Nach dem Start 2013 hat das Team um Co-Gründer Jeremias Meier die Software fünf Jahre lang "in Freiheit" entwickelt und vertrieben. Danach lancierten die drei Gründer einen erfolgreichen Exit, die Mobiliar hat Bexio 2018 übernommen. Der Deal hat in der Startup- und Software-Branche hohe Wellen geschlagen, weil der kolportierte Verkaufspreis von 115 Millionen Franken in keinem Verhältnis zur damaligen Bewertung stand, MoneyToday.ch hat berichtet, hier

Die Nebengeräusche des Exits waren insofern lustig, als zum Zeitpunkt der Übernahme von Bexio durch die Mobiliar unter Konkurrenten ziemlich maliziös die These rumgereicht worden ist, Bexio wäre das Geld ausgegangen, deshalb müsste das FinTech sich jetzt unter den schützenden Schirm des Versicherers retten. Der nicht bestätigte Übernahmepreis von 115 Millionen hat in gewissen Kreisen zu erhöhtem Puls, Schnappatmung und hitzigen Diskussionen geführt, zumal diese Megasumme nicht zum Gerücht eines Notverkaufs passen wollte.

Die finanzielle Situation von Bexio beim Verkauf wie auch der effektiv bezahlte Übernahmepreis bleiben als Fakten weiterhin unter Verschluss. Die Geschichte hat jedoch einen gewissen Charme – sie zeigt exemplarisch, wie schnell zurückgelehnte Boshaftigkeit durch Neid und rote Köpfe ersetzt werden kann.

Die hochgehenden Wogen beim Exit haben sich längst gelegt, seit 2018 operiert das Unternehmen als Tochter des Versicherers. Bexio ist eine eigenständige Firma geblieben und nicht ins Mutterhaus integriert worden – eine bewusste und strategische Entscheidung, um den Schwung des FinTechs nicht zu bremsen.

Welche Verfolger holen auf?

Bexio ist erfolgreich im Markt unterwegs, allerdings nicht ohne Konkurrenten. Der härteste Verfolger dürfte Swiss21 sein. Das cloudbasierte Kampfprodukt von Abacus bietet einen ähnlichen Umfang wie Bexio, mit einem Unterschied: in der Startausführung ist Swiss21 im Gegensatz zum Starter-Paket von Bexio kostenlos. Das bleibt es auch, solange die Grenze von 1'000 Dokumenten oder 1'000 Adressen und Produkten pro Jahr nicht überschritten wird.

So wie Bexio bietet auch Swiss21 drei Pakete an, nutzt jedoch das kostenlose Starter-Paket als Türöffner und Einstiegsdroge. Das Gratis-Paket lockt mit umfangreiche Leistungen und einigen verschmerzbaren Limitierungen. Um die Lust aufs Upgrade zu den kostenpflichten Paketen dennoch etwas zu forcieren, hat Swiss21 die Dokumenten-Grenze von ursprünglich 2'100 vor einiger Zeit auf 1'000 runtergeschraubt. Für Kleinunternehmen immer noch komfortabel, aber der Wechsel zu den grösseren Paketen mit erweitertem Leistungsumfang dürfte dadurch früher und schneller erfolgen.

In Sachen Kundenzahl sind Bexio und Swiss21 in etwa auf demselben Level unterwegs. Swiss21 ist Ende 2018 gestartet und gibt die Zahl der Kunden nun schon seit einiger Zeit mit "mehr als 50'000 Kleinunternehmen" an. Die von Bexio an Bord geholten 60'000 Kunden dürften auch für Swiss21 in Reichweite liegen oder inzwischen schon erreicht worden sein.

Der Markt der Selbstständigen, Startups und Kleinunternehmen ist mit mehr als 500'000 Firmen jedoch gross genug für Bexio, Swiss21 und einige weitere Anbieter, die ebenfalls mitmischen. Zudem gehören Startups zu den "nachwachsenden Ressourcen". Jährlich über 40'000 Neugründungen, zum grössten Teil Kleinunternehmen mit Bedarf nach unkomplizierter Business-Software, schaffen für alle Anbieter mit smarten Lösungen den Boden, um auch in Zukunft wachsen zu können.