Wohnen & Leben

Liiva: Banken und Versicherer wollen mehr als nur Hypotheken und Versicherungen verkaufen

Illustration der Wohnplattform Liiva
Quelle: Liiva

Mit Liiva geht eine weitere Plattform für Wohneigentum in den Markt – das Startup von Raiffeisen und Mobiliar hat grosse Pläne.

Wohnen gehört zu den zentralen Lebensbereichen, für fast alle Menschen. Wohneigentum ebenso, verbunden mit zahlreichen weiteren Aspekten. Das eine wie das andere begleitet Menschen durchs ganze Leben – kein Wunder, entdecken mehr und mehr Banken und Versicherer die Themen rund um Wohnen und Eigentum als Basis für erfolgversprechende Service-Plattformen.

Die neue Wohneigentums-Plattform von Mobiliar und Raiffeisen

Das Joint Venture von Mobiliar und Raiffeisen hört auf den Namen Liiva. Das gemeinsame Startup ist im Januar 2021 gegründet worden, der Versicherer und die Bank sind je zur Hälfte an der Liiva AG beteiligt. Die Früchte der Arbeit des Startups mit inzwischen bereits neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind seit gestern sichtbar, die Plattform ist live.

Mobiliar und Raiffeisen wollen nach eigenen Aussagen den traditionellen Immobilienmarkt aufmischen und die Digitalisierung der Industrie vorantreiben. Aus der Einsicht heraus, "Wohneigentum ist noch viel zu kompliziert" – die Plattform und die Tools von Liiva sollen nun das Leben von Menschen auf dem Weg zur optimalen Wohnsituation einfacher machen. 

Allein auf weiter Flur operieren Mobiliar und Raiffeisen nicht, UBS mit Key4 und auch Helvetia mit Moneypark sind bereits seit längerem im Spiel. Beide Anbieter mit Plattformen, deren Leistungen und Services laufend erweitert werden. Nicht erstaunlich wäre, wenn irgendwann die Vergleichs-Plattform für Hypotheken der Postfinance, Valuu, ebenfalls auf den Zug der lebenslangen Begleiterin aufspringen würde. Finanzierung und Hypotheken sind sicher ein wesentlicher Teil, aber dennoch nur ein Aspekt rund um die individuelle Lebens- und Wohnsituation. 

Liiva positioniert sich als digitale Begleiterin für Wohnträume

Zum Start deckt Liiva die Bereiche "Kaufen" und "Wohnen" ab, "Verkaufen" soll bald folgen. Beim Suchen und Kaufen einer Immobilie überrascht die Plattform mit smarten Tools und Services, welche die Suche, die Einschätzung von Ort und Lage, die Objektbewertung, Vergleiche sowie auch den Kaufprozess tatsächlich stark vereinfachen können.

Im Bereich "Wohnen" stellt Liiva Tools zur Verwaltung und Modernisierung der eigenen Immobilie zur Verfügung, die intelligent gedacht und gut umgesetzt sind. Über ein Cockpit haben Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit, Marktwert, Gebäudezustand, notwendige Investitionen für Renovationen und Modernisierung sowie energetische Optimierungslösungen zu ermitteln und zu planen. Mit dazu gehört, dass sämtliche relevanten Dokumente zur Immobilie im persönlichen Cockpit ein Zuhause finden und jederzeit verfügbar bleiben.

Die Oberfläche, das Design und die Ausgestaltung der verschiedenen Funktionen machen einen guten Eindruck. Die Tools sind einfach zu bedienen und der Leistungsumfang ist bereits zum Start der Plattform ziemlich umfangreich.

Liiva im Test

Wer die Funktionen im Detail kennenlernen möchte, kann einen kostenlosen Liiva-Account eröffnen oder den ersten Test zur Plattform lesen.

Andreas Dietrich vom IFZ der Hochschule Luzern hat Plattform und Angebote durchleuchtet und seine Erkenntnisse in einem ausführlichen Artikel zusammengefasst:

Die Zukunft der Plattformen für Wohnen und Leben

Die jüngste und auch die bestehenden Wohntraum-Plattformen werden von allen Anbietern, Banken und Versicherern, laufend erweitert. Stehen im Moment noch die Bereiche Kaufen, Verwalten und Verkaufen im Vordergrund, dürften in Zukunft Services rund um "Leben" dazukommen. 

Wohnen und Leben sind eng verknüpft. So wie für die Immobilie irgendwann zum Beispiel Services rund um Handwerker, deren Offerten und weitere Services addiert werden dürften, könnte der Bereich "Wohnen und Leben" ebenfalls ausgebaut werden. Wohnen lebt von Design und Einrichtung, zum Garten gehören Blumen, Pflanzen und die Gartenmöbel, die Bandbreite ist gross.

Der eine wie der andere Bereich ist stark ausbaufähig. Mit Tools und Services, welche das Leben auch im weiter gefassten Sinne einfacher machen. Dadurch eröffnen sich für Banken und Versicherer neue und interessante Ertragsquellen. Was die Anbieter der Plattformen nicht direkt und selber abdecken, übernehmen andere, die Vermittlungs-Provisionen fliessen zu den Betreibern der Plattformen.

Open Living ist die grosse Schwester von Open Finance

Denkt man über Menschen und ihre wechselnden Wünsche in verschiedenen Lebenssituationen nach, spielen Finanzen eine zentrale Rolle. Wohnen ebenfalls. Das Leben selbst mit zahlreichen weiteren Ansprüchen steht jedoch immer über allem. Und dieses Leben bietet zahlreiche Ansatzpunkte für Begleiter, die jeweils zum richtigen Zeitpunkt mit den passenden Services zur Stelle sind.

Deshalb denken Banken und Versicherer längerfristig möglicherweise nicht "nur" in den Dimensionen "Finanzen" und "Wohnen", sondern auch in der Dimension "Leben". Zumal in dieser Dimension das grösstmögliche Ökosystem möglich wird und wirken kann. Möglichweise auch das zeitlich längste, im besten Fall halten Verbindungen ein Leben lang.

Dieser Open Living-Gedanke wird von verschiedenen Autorinnen und Autoren laufend vor- und weitergedacht, zum Beispiel hier. Der Vorsprung kann genutzt werden, immerhin sollte der Stoff, aus dem die Gamechanger der Zukunft gemacht sind, schon heute gewoben werden.