Aktuell kristallisiert sich mehr und mehr heraus, welche Rolle Stablecoins im nationalen und vor allem im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr spielen werden. Was sich heute schon abzeichnet: es wird keine Nebenrolle sein.
Das ist auch der Grund, warum inzwischen bereits zahlreiche Banken und auch Unternehmen wie zum Beispiel Walmart oder Amazon eigene Stablecoins herausgeben. Dadurch sollen Zahlungen schneller und deutlich kostengünstiger durchgeführt werden können, gewissermassen mit einer hauseigenen Währung.
Ob eine Flut von verschiedenen Stablecoins der Welt einen grossen Nutzen bringt, darf bezweifelt werden. Wer jedoch mit dem hauseigenen Stablecoin geprobt hat, ist von der Infrastruktur her auch bereit, grosse Stablecoins wie USDT von Tether, USDC von Circle oder die europäische Hoffnung EURAU von AllUnity zu verarbeiten.
Die Schweiz rüstet auf für die Stablecoin-Bewegung
Auch die Schweiz will den Anschluss an diese Entwicklung nicht verlieren. Der Bundesrat hat Ende Oktober die Vernehmlassung zur Anpassung des Schweizer Regulierungsrahmens und konkret zu Änderungen des Finanzinstitutsgesetzes (FINIG) eröffnet, wir haben berichtet. In Zukunft soll die neu geschaffene Kategorie von Zahlungsmittel-Instituten in der Lage sein, Stablecoins herauszugeben. Nach der aktuell noch bestehenden Gesetzgebung ist das praktisch ausgeschlossen.
Das sind gute Nachrichten für mehrere Initiativen, die in der Schweiz laufen, insbesondere für das Startup Swiss Stablecoin. Die Branche sieht den Entwurf des neuen Rechtsrahmens als "guten Anfang", pocht jedoch auf Konkretisierung und Anpassungen in zahlreichen Punkten.
Die Swiss Blockchain Federation (SBF) hat in enger Zusammenarbeit mit den drei Verbänden Crypto Valley Association (CVA), der Swiss Fintech Association (SFTA) und der Capital Markets and Technology Association (CMTA) eine umfassende Stellungnahme zu den Plänen des Bundesrates und der FINIG-Vorlage erarbeitet, Details dazu hier.
Visa führt Stablecoin-Beratungsangebot in Europa ein
Die Kartennetzwerke Visa und Mastercard sind seit Jahren im Kryptobereich ebenfalls am Ball. Aus naheliegenden Gründen. Ob Kartenzahlungen über Fiatwährungen, über Bitcoin und andere Kryptowährungen oder über Stablecoins abgewickelt werden, die Kartennetzwerke verteidigen ihr Terrain und wollen jede Form von Zahlung möglich machen.
Visa geht jetzt noch einen Schritt weiter und startet mit einem Stablecoin-Beratungsangebot in Europa. Der Kartenriese berät Kunden künftig zum Einsatz von Stablecoins. Die neu geschaffene Beratungseinheit "Stablecoins Advisory Practice" soll Innovationen im europäischen Zahlungsverkehr vorantreiben.
Als Teil der hauseigenen Beratung "Visa Consulting & Analytics" soll die neue Einheit Banken, FinTechs, Händler und Unternehmen dabei unterstützen, Einsatzbereiche für Stablecoins zu identifizieren und die Technologie in Geschäftsprozesse zu integrieren.
«Stablecoins ermöglichen neue digitale Zahlungsströme», sagt Tobias Czekalla, Deutschlandchef von Visa. «Mit der spezialisierten Beratungseinheit wollen wir unseren Kunden in Deutschland und Europa praxisnahe Einblicke und massgeschneiderte Empfehlungen bieten, um mit Stablecoins und digitalen Assets Wachstumschancen zu erschliessen».
Die Marktkapitalisierung von Stablecoins hat inzwischen 250 Milliarden US-Dollar überschritten. Gleichzeitig erreicht das Abwicklungsvolumen bei Visa per 30. November 2025 auf das Gesamtjahr hochgerechnet 2.5 Milliarden US-Dollar. Auch der europäische Stablecoin-Markt wächst rasant, angetrieben von der Nachfrage nach effizienten grenzüberschreitenden Zahlungen und Innovationen im E-Commerce.
Das neue Beratungsangebot baut auf dem langjährigen Engagement von Visa zur Modernisierung des globalen Zahlungsverkehrs mit Blockchain- und Stablecoin-Technologien auf. Bereits 2023 pilotierte Visa als einer der ersten grossen Zahlungstechnologie-Anbieter das Settlement von Zahlungen mit dem Stablecoin USDC von Circle.
Bis heute hat Visa nach eigenen Aussagen mehr als 130 Projekte mit Stablecoin‑verknüpften Karten in über 40 Ländern umgesetzt. Zudem ermöglichen kürzlich gestartete Pilotprojekte von Visa Direct Unternehmen, grenzüberschreitende Zahlungen mit Stablecoins vorzufinanzieren und Stablecoins auf Wallets von Privatpersonen auszuzahlen.
Fazit: Auch bei den Kartennetzwerken steht das Thema der Stablecoins weit vorne, weil: Stablecoins werden keine Nebenrolle spielen und den Zahlungsverkehr sichtbar und spürbar verändern.