Vorsorge Säule 3a & Freizügigkeit

Es rappelt hörbar im Karton der FinTech-Vorsorgelösungen: Neues von Viac, Frankly, Selma und Sparbatze

Junge Pflanzen werden mit Wasser versorgt
Bild: RomoloTavani | Getty Images

Mit "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not" waren junge Zielgruppen nie so richtig zu begeistern – mit neuen Sparformen und digitalen Anlagelösungen hingegen schon.

Dass Konkurrenz und wirklich neue Lösungen das Geschäft beleben, ist eine Binsenwahrheit. Lange hat es allerdings gebraucht, bis diese Binsen in der Schweiz zur Form der Wahrheit gefunden haben.

Das einstmals digital stiefmütterlich behandelte Gebiet der Vorsorgelösungen hat seit einiger Zeit Konjunktur und zahlreiche Anbieter geben alles, um Sparkunden auf ihre Seite zu ziehen.

Viac hat den Vorsorgemarkt aufgemischt und steigt neu in die Freizügigkeit ein

Vor gut zweieinhalb Jahren hat das Startup dem leicht angestaubten Vorsorgesparen mit der Säule 3a ein neues Gesicht gegeben. Die digitale App, der Komfort und die spielerisch einfache Art von Sparen und Anlegen ist vom Markt und von der Zielgruppe der Jungen angenommen worden, Viac ist sehr schnell gewachsen.

Mit über 27'000 aktiven Kunden und mehr 450 Millionen Franken an verwaltetem Vorsorge-Vermögen ist Viac heute mit einem komfortablen Vorsprung im Markt der digitalen Anlagelösungen unterwegs.

Neu lanciert das FinTech seine Freizügigkeitslösung und will den Erfolg der Säule 3a auch in diesem Bereich wiederholen. Freizügigkeit bewirtschaftet die bisher für die Vorsorge angesparten Gelder, zum Beispiel bei einem Wechsel des Arbeitgebers oder bei einer längeren Weltreise ohne festen Job und gewohnte Vorsorge.

Die digitale Verwaltungsplattform für die ehemaligen Pensionskassengelder soll flexible Investitionen zulassen und Viac will auch hier als "Preisbrecher" auftreten. Mit Kosten von durchschnittlich 0,38 Prozent operiert das FinTech nach eigenen Angaben rund dreimal günstiger als die traditionelle und etablierte Konkurrenz.

Frankly knackt die 100-Millionen-Marke und löst ein erstes Versprechen ein

Zwei Monate nach dem Start von Frankly meldet die Säule-3a-App der Zürcher Kantonalbank, dass das Community-Vermögen die Grenze von 100 Millionen Franken überschritten hätte. 

Deshalb löst Frankly ein erstes Versprechen ein, bringt den Community-Rabatt ins Spiel und reduziert die All-in-Fee von 0,48 Prozent auf neu 0,47 Prozent. Den nächsten Sprung auf 0,46 Prozent macht die Gebühr, welche sämtliche Kosten einschliesst, bei einem erreichten Vermögen von 500 Millionen.

Auch Frankly setzt in Groove, Look, Ansprache, App und Gebühren auf junge Zielgruppen und auf die Community. Eine Schiene, die zu 100 Millionen Anlage-Vermögen innerhalb von zwei Monaten geführt hat. Die Dynamik der wachsenden Community wird dazu beitragen, das insgesamt verwaltete Vorsorge-Vermögen ebenfalls zunehmend schneller wachsen zu lassen.

Selma legt zu und investiert in die Netflix-Generation

Das FinTech lässt seinen jungen Anlegern die Wahl zwischen 3. Säule oder freier Anlage. Selma ist die digitale Anlageberaterin, welche im laufenden Jahr "trotz Corona-Krise ein Wachstum von über 1'000 Konten" meldet. Als Branchen-untypisch bezeichnet das FinTech seine Anleger-Struktur, 77 Prozent der Selma-Kunden liegen altersmässig unterhalb von 40 Jahren. Ein Indikator dafür, dass jüngere Zielgruppen fürs Sparen zu begeistern sind, wenn Ansprache, Anlageformen, Komfort und App überzeugen.

Nach eigenen Angaben wächst Selma vor allem durch die Community, im laufenden Jahr hat das FinTech einen "Anstieg von +68 Prozent durch Empfehlungen von Freunden und Familie" verzeichnet. Das weitere Wachstum will Selma durch die Expansion in neue Märkte forcieren – und auch durch eine "komplett neue Nutzer-Experience in der Finanzberatung". Selma soll noch deutlich stärker "zum Smart Assistant in allen Fragen rund um Vorsorge und Vermögen werden", gibt das FinTech zu Protokoll.

Sparbatze ist neu im Spiel und will sich ein Stück vom Vorsorge-Kuchen holen

Das FinTech Sparbatze startet seine Plattform im Juli 2020 mit dem Angebot: "Unkomplizierte Säule-3a-Lösungen auf Basis von Anlagethemen und Anlagefonds, die sich vollumfänglich per Smartphone abschliessen und bewirtschaften lassen". Die digitale Vorsorge-Plattform, gegründet von Oliver Steeg und Ivan Sosio, hat aktuell Peter Schnellmann als Partner mit ins Boot geholt. Schnellmann ist ein Bank- und Vorsorgeprofi mit langjähriger Erfahrung, zuletzt und bis 2019 war er als Mitglied der Geschäftsleitung bei der Bank Cler engagiert.

Wie die anderen Vorsorge-FinTechs will auch Sparbatze über Digitalisierung, Individualisierung und Emotionalisierung punkten – und natürlich auch über den Preis. Das Startup verspricht beim Thema Gebühren bereits heute: "Bis zu 50 Prozent günstiger als die grossen Anbieter". Wie Sparbatze sich im Vergleich zu den bisherigen FinTech-Anbietern behaupten kann, wird sich zeigen. Mehrere Player mit kreativen Lösungen agieren bereits erfolgreich auf dem Spielfeld der digitalen Vorsorgelösungen – das Feld bleibt jedoch gross genug für weitere Anbieter mit überzeugenden Lösungen.

Kunden profitieren von der disruptiven Bewegung in der Vorsorge

Vor nicht allzu langer Zeit war die Säule 3a wohl eine Sparform mit Varianten, aber ohne grosse Unterschiede und ohne viel Kick und Komfort. Das hat sich geändert und wird sich auch weiterhin in neue digitale Richtungen entwickeln. Neben traditionellen Banken springen auch etablierte FinTechs wie Descartes Finance auf den Vorsorgezug auf, 2019 hat das Unternehmen mit Descartes Vorsorge spezielle 3a- und Freizügigkeitslösungen in den Markt gestellt.

Jeder zusätzliche Anbieter ist ein Gewinn für spar- und anlegefreudige Kunden. Mit jedem Player öffnet sich der Fächer in Bezug auf Angebote, Komfort und tiefe Gebühren ein Stück weiter und Kunden haben die Wahl, welche Plattform ihre individuellen Wünsche am besten erfüllt.