FinTech

Bemerkenswertes aus Norwegen: Ein Browser (Opera) kauft eine Bank

Küste mit bunten Häusern in Norwegen
Bild: Zarnell | Getty Images

Norwegen hat nicht nur Fjorde und hübsche bunte Häuser, die Norweger können auch Browser – und bald auch Bank.

Opera ist ein Webbrowser der norwegischen Opera Limited. Das Unternehmen gibt's bereits seit 1995 und der Infrastruktur-Anbieter operiert mit seinem Browser zwangsläufig ganz nahe bei den aktuell 360 Millionen Nutzern – auf dem PC oder auf dem Smartphone.

Die FinTech-Pläne von Opera

Bereits im Januar 2020 hat das Unternehmen das estländische FinTech Pocosys gekauft – ein FinTech, das auf Bankentechnologien für FinTechs spezialisiert ist. Schon damals konnte man sich fragen, weshalb ein Browser ein FinTech kauft. Das hängt damit zusammen, dass Opera Limited nicht nur Browser kann, sondern als Infrastruktur-Unternehmen in Sachen Technologie und Services über den Tellerrand hinausdenkt.

Krystian Kolondra, EVP Browsers und European FinTech bei Opera, brachte die Ambitionen auf den Punkt, er sagte damals:

Die Art und Weise, wie wir Finanzdienstleistungen nutzen, beginnt sich schnell zu ändern – wir sehen viel Potenzial für bessere und einfachere Dienstleistungen

Und jetzt eine Bank

Im Juli 2020 hat Opera ein Agreement unterzeichnet, um die Fjord Bank zu kaufen. Zehn Prozent der Anteile haben den Besitzer bereits gewechselt, die restlichen Anteile sollen folgen. Die Fjord Bank mit Sitz in Litauen ist eine lizenzierte Kreditbank, finanziert von norwegischen Investoren, und ebenfalls ein FinTech. Diese Bank will Opera nun vollständig übernehmen.

Warum kauft ein Browser eine Bank?

Möglicherweise genau deshalb, weil das Infrastruktur-Unternehmen Opera mit seinem Browser extrem nahe an Nutzergruppen operiert, die auch für Angebote und Services aus der Welt der Finanzen empfänglich sein können. Krystian Kolondra begründet den Kauf mit folgenden Worten:

Mit Blick auf den FinTech-Bereich in Europa glauben wir, dass mehr und grössere Herausforderer benötigt werden, die den Menschen intelligentere und leistungsfähigere Lösungen für ihre persönlichen Finanzen bieten sollten

Opera als Technologie-Unternehmen sieht sich offenbar in der Lage, mit dem Zukauf von FinTechs und Neo-Banken wahrgenommene Lücken im Bereich der persönlichen Finanzen zu füllen.

So oder so, ab sofort gehört neben Big Techs, FinTechs und Challenger-Banken ein weiterer Blick den Browser-Herstellern und -Betreibern. Aus naheliegenden Gründen: Nutzern frequentieren den Browser ihrer Wahl mehrfach täglich. Sind sie schon mal da, werden sie erweiterten Funktionen, die ihnen das Leben einfacher machen, eher offen gegenüberstehen. Umgekehrt gilt für Opera und alle anderen Browser-Betreiber: Unterscheidet sich ein Standard-Browser in den erweiterten Funktionen ganz erheblich von seinen Konkurrenten, wird auch in diesem Bereich ein neues Zeitalter eingeläutet.

Je nachdem, was da kommt, im besten Fall könnte Opera gelingen, was Safari (Apple) mit einem Umweg übers iPhone auch schon geschafft hat.