Digitale Bank

Revolut: Online Trading zum Frühstück

Bild: Revolut

Revolut nimmt Online Trading-Plattformen aufs Korn und kündigt den gebührenfreien Aktienhandel an.

Revolut-Gründer und CEO, Nikolay Storonsky, ist kein Mann der leisen Worte. Ankündigungen neuer Services lesen sich regelmässig wie Kampfansagen.

Und genau so sind sie auch zu verstehen. Storonsky hat seit der Gründung seiner digitalen Bank starken Worten konsequent und überprüfbar ebenso starke Taten folgen lassen. Das verschafft ihm Glaubwürdigkeit.

Seinen Worten sind inzwischen mehr als 2 Millionen Kunden gefolgt, welche das von Revolut neu definierte Banking offenbar schätzen: Konto, Visakarte, Zahlungsverkehr und Lastschriften, Fremdwährungen zu realen Wechselkusen, Peer-to-Peer-Kredite, vollautomatisiertes Sparen, Kryptowährungen, Reiseversicherung und mehr – sämtliche Leistungen zwischen sehr günstig und kostenlos.

Und jetzt: Online Trading und Aktienhandel zum Nulltarif

Nikolay Storonsky hat letzte Woche im Gespräch mit der Financial Times den neusten Service angekündigt: Aktienhandel, nicht günstig, sondern gleich kostenlos, ohne Kommissionen, ohne Provisionen.

Zum Start sollen online kommissionsfrei britische und US-Aktien gehandelt werden können, nach der Einführung der Online Trading-Plattform soll der Service auch auf europäische Aktien ausgeweitet werden.

Nikolay Storonsky zum neuen Service:
 

Um es klar zu sagen, wir werden beim Aktienhandel die gleiche Disruption wie im Bankgeschäft verursachen

Sollte das Online Trading von Revolut einschlagen und eher schnell eine grosse Zahl bestehender und neuer Kunden zum Aktienhandel motivieren, dürfte die in Aussicht gestellte Disruption spürbar werden. Bestehende Online Trading-Plattformen werden mit null Kommission nicht mithalten können. 

«Die Schmerzpunkte sind klar für uns und der Raum für Verbesserungen ist massiv»

Storonsky fokussiert mit dieser Aussage nicht nur auf Kosten und Gebühren, er ortet auch Mängel bei bestehenden Plattformen und fährt Konkurrenten eher schonungslos an den Karren.

Benutzerschnittstellen etablierter Broker bezeichnet er als "normalerweise umständlich, langsam und für Kunden verwirrend". Revolut will bald Abhilfe schaffen und mit einer Plattform starten, die nicht nur mit gebühenfreiem Traden, sondern auch mit Komfort, Einfachheit und Tempo überzeugt.

Aktienhandel ohne Kommissionen: Kann man sich das leisten?

Revolut hat bereits im April "Revolut Wealth" angekündigt, damals noch in einem Nebensatz und ohne Details. Wenn Nikolay Storonsky aktuell im Gespräch mit der Financial Times konkret wird, kann man davon ausgehen, dass die Pläne stehen und die Kalkulationen gemacht sind.

Mit dem Geschäftsmodell im Banking hat Revolut nach eigenen Aussagen im Dezember 2017 mit 1,5 Millionen Kunden Break-Even erreicht. Weitere 500'000 Kunden später kündigt das FinTech nun den kommissionsfreien Aktienhandel an. Eine Sparte, welche den täglichen Zuwachs von 6'000 bis 8'000 Kunden noch erhöhen dürfte. Vor allem mit einem zusätzlichen Kundensegment, das vielleicht noch weniger auf die Banking Services von Revolut reagiert, mehr auf die Aussicht, bisher bezahlte Kommissionen pro Trade nun sparen und in zusätzliche Trandes investieren zu können.

Mit genügend Kapital und einem langen Atem kann das gelingen

Mit der Series C-Finanzierungsrunde vom April 2018 hat sich Revolut zusätzliche 250 Millionen US-Dollar von namhaften Investoren gesichert und operiert jetzt mit einem Kapital von insgesamt 340 Millionen Dollar.

Das europäische Unicorn mit einer geschätzten Bewertung von 1,7 Milliarden US-Dollar verfügt über gut gefüllte Kassen, segelt nicht auf Sparkurs und kann offensichtlich rechnen. Und das Geschäftsmodell von Revolut ist nicht auf kurzfristige Erträge ausgerichtet. Der Erfolg soll sich langfristig und durch generierte Masse einstellen – durch 100 Millionen Kunden, die in den nächsten fünf Jahren erreicht werden sollen. Kunden aus den bestehenden Märkten in Europa und aus neuen Märkten wie USA, Kanada, Singapur, Hongkong, Australien und Neuseeland, die auf der Expansions-Landkarte von Revolut markiert sind.

Die Zukunft wird zeigen, was geht und was nicht. In der noch jungen Geschichte von Revolut hat das Startup bisher jede ausgesprochene "Drohung" gegenüber der Konkurrenz wahrgemacht und jedes abgegebene Versprechen an seine Kunden erfüllt. Das eine wie das andere in einem oftmals atemberaubenden Tempo, was mit zu den Erfolgsfaktoren gehört. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die weitere Geschichte von Revolut genau so weitergeschrieben wird.