Update: Twint und Apple Pay legen zu

Spot mit Marc Sway & Beat Schlatter: Mit Twint bezahlen an Selecta-Automaten
Bild: Spot mit Marc Sway & Beat Schlatter | Mit Twint bezahlen an Selecta-Automaten

Drei Monate bis zum Twint-Relaunch, wie sind die Konkurrenten unterwegs?


Jedes Mal, wenn sich eine neue Bank als Issuer zu Apple Pay bekennt, geht ein mediales Raunen durch den Blätterwald und mündet in der rhetorischen Frage: Ist Twint am Ende? Nein, darf man beruhigend einwerfen, das neue Twint hat noch nicht mal angefangen und kommt erst im Januar 2017.

Neues zu Apple Pay

Die Graubündner Kantonalbank (seit August) und die Bank Linth (seit Oktober) bieten ihren Kunden Apple Pay, verändern dadurch jedoch keine Marktverhältnisse. Ebenso wenig der gewichtige Player Swisscard (Credit Suisse), der im Spätherbst mit Apple Pay starten wird. Allerdings ohne die Karten von Credit Suisse und Coop zu unterstützen, vorerst also gewissermassen Apple Pay light.

Neues zu Twint

Im Juni hat Twint mit digitec.ch und galaxus.ch zwei Schwergewichte im Online-Handel mit ins Boot geholt. Und der September-Deal mit Selecta und ihren roten Verpflegungs-Automaten (38'000 Verkaufspunkte in der Schweiz) stärkt Verbreitung, Sichtbarkeit und Basis zusätzlich.

Zahlen und Fakten

Hundert Tage nach dem Launch von Apple Pay hat Bonuscard erste Zahlen zum Nutzungsverhalten publiziert. Die sind insofern nicht sehr aussagekräftig, als sie das Verhalten von "etlichen tausend Kunden" (Zitat Bonuscard) spiegeln, also eine sehr dünne Basis repräsentieren. Zum Vergleich: Paymit/Twint wird von 500'000 Usern eingesetzt.

Mit Zahlen und Fakten ist der aktuellen Situation allerdings ohnehin nicht beizukommen. Twint als gross und Apple Pay als klein zu bezeichnen, wäre eine unzulässige Momentaufnahme, welche die wirklich entscheidenden Faktoren ausblendet.

Die entscheidende Frage ist: Was tun die Anderen?

Kunden und Anwender
Die Karten werden neu gemischt und die Märkte müssen sich erst entwickeln. Allem voran das Interesse und die Bereitschaft von Kunden, Cash oder Karten durch mobiles Bezahlen mit dem Smartphone zu ersetzen. Die Reise geht mit Sicherheit in Richtung von Mobile Payments, die Frage ist nur: gemächlich oder mit Tempo?

Bekannte und neue Mitspieler
Haben Mobile Payments als alltägliches Verhalten das Herz der User und die Märkte erobert, wird der Kuchen nicht zwischen Twint und Apple Pay aufgeteilt, weitere Player werden mitspielen. Die chinesische Lösung von Ant Financial ist mit Alipay bereits in Europa angekommen, Samsung Pay und Google mit Android Pay werden in ihren Strategien die Schweiz nicht auslassen. Von IBM Pay weiss man noch nichts Genaues, die Verbindung mit Watson und künstlicher Intelligenz lässt jedoch einiges erwarten.

Überzeugen und überraschen
Im Zentrum und deshalb Hauptprotagonisten bleiben Kunden und Anwender. Und die werden jeder Lösung die eiskalte Schulter zeigen, welche ihre hohen Ansprüche an Komfort, Schnelligkeit, Vielseitig und Mehrwertleistungen nicht erfüllen kann.

Deshalb ist der verschobene Twint-Relaunch von Herbst 2016 auf Frühjahr 2017 erstmal kein Problem. Zumal Paymit und Twint bereits seit längerem im Markt agieren und Terrain besetzen. Wirklich wichtig ist, dass Twint mit einer Lösung überrascht, die in jeder Beziehung überzeugt. Gelingt das, kann sich "Swiss Mobile Payment" als die oder als eine von wenigen Lösungen im Markt behaupten und etablieren.