Open Banking

Das Open Banking-Paradoxon

Fassaden im Bankenviertel
Bild: bluejayphoto | Getty Images

Die wirklichen Umsatzbringer im Open Banking liegen nach einer aktuellen Studie von Accenture nicht im Privatkundengeschäft, sondern im Geschäftskundenbereich.

Der Managementberatungs- und Technologie-Dienstleister Accenture wirft einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen im Open Banking.

Die Studienautoren Dr. Martin Bentele, Managing Director, Accenture Payments Lead für Deutschland, Österreich und Schweiz sowie Hakan Eroglu, Accenture Global Open Banking SME Lead, beschreiben das Potenzial für Banken im Geschäftskundensegment mit folgenden Worten:

Umsatzwachstum von 10 Prozent mit verhältnismässig geringen Investitionen und die Chance für Banken, in neue Geschäftsmodelle einzusteigen.

Risiko: Die passive Rolle von Banken im Open Banking

Durch weltweite Open Banking-Regulierungen – unter anderem durch die PSD2 in der EU und UK Open Banking in Grossbritannien – werden Banken verpflichtet, FinTechs und anderen Drittanbietern kostenfrei Zugriff auf Kundenkonten zur Verfügung zu stellen. So können Drittanbieter über API-Schnittstellen Transaktionsdaten, Kontostände und Zahlungen auslösen.

Dadurch laufen Banken Gefahr, zum reinen Infrastrukturanbieter degradiert zu werden und den Kundenkontakt an der Kundenschnittstelle zu verlieren, während FinTechs und Technologie-Giganten wie Apple oder Google den attraktiveren Teil der Wertschöpfungskette übernehmen. 

Dieses Risiko verschärft sich dann, wenn Banken passiv bleiben und das Feld weitgehend den Mitspielern überlassen, die zunehmend aktiv werden.

Chance: Die aktive Rolle von Banken im Open Banking mit Geschäftskunden

Die Autoren verweisen darauf, dass es Open Banking im Privatkundengeschäft bereits vor der PSD2 gegeben hat – zumindest in Teilen. Es wird sich jetzt durch neue APIs und durch die wachsende Zahl von Anbietern einfach noch stärker durchsetzen. Neuartige Finanzmanager und digitale Ökosysteme mit Drittanbietern halten Einzug.

Allerdings, und das ist der spannende Aspekt, liegen die wahren Umsatzbringer laut der Accenture-Studie im Geschäftskundenbereich. Die Studie belegt, dass KMUs und Grossunternehmen bereit sind, Gebühren für friktionslose und automatisierte Prozesse durch APIs und Drittanbieterlösungen zu bezahlen.

Banken, die ihren Geschäftskunden Open Banking-Lösungen anbieten, können ihre eigenen Ökosysteme erweitern, Plattformen schaffen und neues Wachstum generieren. Zudem können Innovationen, die im Open Banking beim Privatkundengeschäft bereits realisiert werden (zum Beispiel verbesserte User-Experience), auch im Geschäftskundenbereich zum Einsatz kommen.

Es kommt noch besser

Die Accenture-Studie zeigt, dass 77 Prozent der 660 weltweit befragten Unternehmen bereits heute Open Banking nutzen oder im Jahr 2019 nutzen werden. Und es kommt noch besser für Banken:

67 Prozent der europäischen Unternehmen wünschen sich den Zugang zum Open Banking-Ökosystem nicht etwa über FinTechs oder andere Third-Party-Players, sondern über ihre Hausbank. Dieses bemerkenswerte Teilergebnis der Umfrage darf als Einladung verstanden werden.

Die Studie liefert konkrete Zahlen und Fakten zu dieser erfreulichen Ausgangslage, die Banken interessante Perspektiven bietet.

Das Open Banking-Paradoxon

Das Paradoxon lösen die Studienautoren im Detail über festgestellte Widersprüche auf, insbesondere im deutschsprachigen Bankenmarkt. Im Kern geht's darum, dass Grossunternehmen wie auch KMUs Open Banking nutzen möchten und Wünsche haben, die von Banken noch eher schwach oder gar nicht erfüllt werden.

Zudem decken sich die Open Banking-Bereiche, die für die Geschäftskunden laut der Accenture-Studie am interessantesten sind (zum Beispiel friktionslose miteinander verbundene Lösungen mit Kreditplattformen, Onlinebezahlfunktionen, Buchhaltungslösungen), nicht mit den Kernbereichen der Banken, die sich eher auf Silo-basierte eigene Bankprodukte fokussieren.

Marktanteile in Gefahr

Die Studie belegt, dass Open Banking bei den Geschäftskunden längst angekommen ist und die Nachfrage auf Seiten der Grossunternehmen und KMUs steigt. Die Autoren sehen für Banken mit einem Open Banking-Ökosystem eine vielversprechende und effektive Möglichkeit, relevanter, innovativer und profitabler zu werden.

Die Warnung der Studienautoren: Banken, die jetzt zögern und die Vorteile von Open Banking für KMUs und Grossunternehmen nicht nutzen, laufen Gefahr, dieses wertvolle Segment an neue Markteinsteiger zu verlieren. Denn diese sind bereit, Geschäftskunden mit personalisierten, integrierten und wertschöpfenden Finanzdienstleistungen zu bedienen.

Die Studie zum Runterladen

Der Studienbericht bringt zahlreiche Erkenntnisse, untermauert mit Zahlen, und liefert auch konkrete Empfehlungen für Banken, wie der Weg zum Open Banking beschritten oder abgekürzt werden kann.

Die Studie "It's now Open Banking" kann kostenlos als PDF direkt bei Accenture runtergeladen werden, über den Link gleich unen.