Was Banken von Möbelbauern lernen können

Smart Home-Technologie mit Tradfri von Ikea
Bild: Ikea

Strategische Entscheidung: Ikea macht setzt bei ihren Smart Lighting-Produkten auf offene Standards und bietet damit Open Smart Lighting-Systeme.

Wenn ein schwedischer Möbelbauer in den Smart Home-Markt einsteigt, ist das allein noch nicht revolutionär, aber interessant. Im Falle von Ikea besonders, weil das schwedische Möbelhaus eine klare Strategie verfolgt. Und der Einstieg mit Lampen ist erst der Anfang.

Intelligente Beleuchtungssysteme statt Lampen ohne Fantasie

Seit Frühling 2017 sind Tradfri-Produkte von Ikea auch in der Schweiz erhältlich. "Tradfri" bedeutet drahtlos und bezeichnet schon mal eines der Talente der LED-Lampen. Die intelligenten Leuchtmittel sind über Fernbedienung oder App zu steuern, reagieren auf Bewegung, lassen sich dimmen oder verändern auf Wunsch die Lichtfarbe.

Das gab's bisher auch schon von anderen Anbietern. Ikea schafft mit dem Tradfri-Programm allerdings einige Unterschiede und mischt damit den Markt auf. Die intelligente Beleuchtung ist wesentlich günstiger, funktioniert sehr einfach und kann wahlweise als einzelne LED-Lampe oder als gesamtes System mit flexiblen Erweiterungsmöglichkeiten gekauft werden.

Alles Ikea oder Open Smart Lighting-System?

Mit dem wirklich wesentlichen Unterschied positioniert sich Ikea erst Ende Sommer 2017. Zahlreiche Anbieter im Smart Home-Bereich liefern geschlossene Systeme – mit der Absicht, dass Erweiterungen, Steuerung und andere Module beim selben Anbieter gekauft werden müssen. Kurzfristig mag die erzwungene "Markentreue" funktionieren, langfristig geht die Strategie nicht auf.

Kunden entscheiden sich für Smart Home-Technologien, aber nicht unbedingt für eine bestimmte Marke. Inkompatible und geschlossene Systeme werden auf Dauer keine Chancen haben, weil sie Erweiterungsmöglichkeiten limitieren und damit Kunden ärgern. Dazu kommt, dass kein Anbieter in jedem Bereich "das beste Gerät" oder "die beste Steuerung" hat. Deshalb wollen Kunden individuell kombinieren, um die für sie beste Smart Home-Lösung zu komponieren.

Die Strategie der Möbelbauer aus Schweden geht genau in diese Richtung. Bereits zum Start hat Ikea mit Zigbee auf einen Standard gesetzt, der die Kombination mit anderen Geräten möglich macht. Ab Ende Sommer 2017 lassen sich die smarten Beleuchtungs-Systeme von Ikea auch in der Steuerung individualisieren. Wie, wo und auf welche Weise Licht werden soll, lässt sich neu über Apps von Drittanbietern und auch über Sprachbefehle steuern. Heute schon bekannt und im Software Update von Ikea vorgesehen sind Alexa von Amazon, Assistant von Google, Apple Homekit und Siri. Durch die Steuerung über Sprachassistenten von Drittanbietern erweitert Ikea Leistungsumfang und Komfort ihrer eigenen Systeme.

Und was haben LED-Lampen jetzt mit Banking zu tun?

Ikea wird weiterhin konsequent auf offene Systeme setzen, zumal die Smart Lighting-Produkte erst der Anfang im Smart Home Business sein dürften. Der Markt und die Möglichkeiten für ein Einrichtungshaus sind ungleich grösser.

Die Gemeinsamkeit zum Banking liegt in der vorausschauenden strategischen Entscheidung zum offenen System. So kann Ikea intelligente Produkte von Drittanbietern in das eigene System integrieren. Und andere Anbieter können Tradfri-Produkte von Ikea in Smart Home-Konzepten vorsehen. Das wird nicht nur längerfristig den Umsatz und die Akzeptanz von Ikea-Produkten steigern, das macht vor allem Endkunden zufrieden. Weil Kunden ein Smart Home-Konzept und flexible Systeme haben wollen, die sich kombinieren lassen, ohne an einen bestimmten Anbieter gebunden zu sein.

Open Smart Lighting-Systeme können auch Exponenten anderer Branchen ein Licht aufgehen lassen. "Open" ist keine Worthülse und kein Hype, sondern schlicht die Zukunft in zahlreichen Branchen, Technologien und Systemen. Weil Kunden geschlossene Systeme nicht mehr akzeptieren werden.

Deshalb gewinnt auch Open Banking an Fahrt. Von offenen Systemen und neuen Möglichkeiten werden alle Parteien profitieren: Banken, Startups, Finanzdienstleister – und vor allem Kunden. Weil sie individuell genau das bekommen, was sie sich wünschen.

"Open" ist weder Trend noch Strafe, es ist schlicht die Zukunft

Das "Open" im Banking, im Smart Home Business und in zahlreichen anderen Branchen ist weder kurzlebiger Trend noch Strafe – vielmehr eine Entwicklung, die schon länger im Gange ist, verbunden mit grossartigen Chancen. Neue Technologien, Anbieter und Angebote sowie verändertes Kundenverhalten stehen in Wechselwirkung zueinander und beschleunigen damit die Veränderung von Märkten und Regeln – deshalb wird diese Entwicklung aktuell und in Zukunft sehr viel stärker spürbar.

Ikea Schweiz: Smarte Beleuchtung für das Smart Home

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