Künstliche Intelligenz

2026 wird das Jahr, in dem KI liefern muss

Eine Roboter-Hand legt goldene Münzen auf einen Tisch

Nach kostspieligen KI-Experimenten steht 2026 ein Paradigmenwechsel bevor: KI muss jetzt Geld verdienen. Wie Banken und Versicherungen KI monetarisieren können.

Viele Finanzinstitute haben ambitionierte KI-Projekte gestartet, und ebenso viele sind gescheitert. Nicht, weil KI nicht funktioniert, sondern weil der Fokus fehlte. Zu oft wurden Leuchtturmprojekte gebaut, ohne klare Geschäftsziele, ohne belastbare Datenbasis und ohne Strategie, wie sich Investitionen monetarisieren lassen. Diese Phase endet jetzt.

Unternehmen haben gelernt, dass KI nur dann Wert schafft, wenn sie konsequent auf Effizienz, Umsatz und Resilienz ausgerichtet ist. Die zentrale Erkenntnis lautet: Nicht die Unternehmen, die am meisten Geld investieren, sind die Gewinner, sondern die, die am schnellsten skalieren. Und genau hier setzt der wichtigste Trend für 2026 an: KI-Agenten.

Agenten als Gamechanger

KI-Agenten markieren den Übergang von punktuellen Automatisierungen zur echten End-to-End-Steuerung. Sie handeln selbstständig, treffen Entscheidungen, interagieren direkt über Schnittstellen mit Software und orchestrieren ganze Prozessketten. Damit verändern sie die Arbeitsweise der Branche grundlegend. Immer mehr Anbieter integrieren entsprechende Agentenschnittstellen. In der Kundenkommunikation zeigt sich, wie leistungsfähig diese Systeme inzwischen geworden sind: Die KI agiert kanalübergreifend, etwa per Sprache oder SMS, und der Nutzen für Unternehmen wird unmittelbar sichtbar.

Diese Entwicklung führt zu einer neuen Ausgangslage: Banken und Versicherer müssen KI nicht mehr nur "ausprobieren", sondern produktiv einsetzen. Hier wird sich 2026 die Spreu vom Weizen trennen.

Der wahre Wert liegt in der Reduzierung von Prozesskosten

Die 2025 viel diskutierte Frage, ob KI etwa Empathie entwickeln kann, lenkt vom Wesentlichen ab. Für Finanzinstitute zählt etwas anderes: Wie stark reduziert KI Prozesskosten?

Noch immer werden im Tagesgeschäft immense Ressourcen verschwendet, insbesondere beim Umgang mit unstrukturierten Daten. In diesem Bereich ist KI den Menschen überlegen. Ob alte Verträge, Kundenkorrespondenz oder heterogene Dokumentensammlungen: KI kann mit Chaos erstaunlich gut umgehen. Sie kann Informationen sichten, extrahieren und aufbereiten, was bisher mühsame manuelle Arbeit erforderte. Damit schliesst sie technische Lücken, die sich über Jahre aufgebaut haben.

Entscheidend ist jedoch, dass Unternehmen verstehen, dass KI nicht deterministisch ist. Verlässliche Ergebnisse entstehen nur, wenn klar definiert ist, welche Daten benötigt werden und in welcher Reihenfolge. Wer diese Struktur herstellt, schafft die Grundlage für skalierbare Wertschöpfung.

Mehr Effizienz, mehr Wachstum, mehr Resilienz

Frühe KI-Anwender im Finanzsektor sehen bereits substanzielle Ergebnisse. Besonders in Altsystemen werden enorme Effizienzgewinne erzielt: Dokumentenprozesse werden automatisiert, Onboarding-Zeiten sinken von Tagen auf Stunden, manuelle Abstimmungen verschwinden. Gleichzeitig steigert KI die Genauigkeit im Risikomanagement, reduziert Fehlalarme, erkennt Anomalien früher und stärkt damit die operative Stabilität.

Auch beim Wachstum spielt KI ihre Stärken aus. Die mit KI verbundenen prädiktiven Angebote, präziseren Kundeninteraktionen und geringeren Abwanderungsraten machen Daten nicht nur nutzbar, sondern profitabel.

Der menschliche Faktor bleibt, aber anders

Auch 2026 wird KI nicht autonom "durchregieren". Der Mensch bleibt entscheidend, doch seine Rolle verändert sich. Kundinnen und Kunden erwarten heute nahtlosen, schnellen und digitalen Service. Gleichzeitig zeigt sich deutlich: Digital ersetzt nicht persönlich. Selbst die Generation Z, die digitale Tools voraussetzt, sucht bei wichtigen Finanzentscheidungen weiterhin Orientierung und Vertrauen.

Klar ist aber auch: Ein Berater, der ohne KI arbeitet, wird im Wettbewerb kaum bestehen. KI übernimmt die strategische Vorbereitung, analysiert Daten, filtert Informationen und strukturiert komplexe Inhalte. So können Berater Gespräche gezielter, schneller und fundierter führen.

Der eigentliche Mehrwert entsteht im Zusammenspiel beider Seiten: KI schafft Transparenz und Tempo, der Mensch bringt Empathie, Kontext und Sicherheit. Diese Kombination wird 2026 zum entscheidenden Erfolgsfaktor.

Warum 2026 entscheidend wird

Die Branche steht unter massivem Druck: Steigende Compliance-Kosten, wachsender Wettbewerb durch Digital-First-Anbieter, enge Margen und zunehmende Risiken belasten sie. Deshalb müssen Investitionen in KI künftig unmittelbar zur Wertschöpfung beitragen.

Die Erfolgsformel lautet: Zuerst muss klar definiert werden, welchen konkreten Wert ein KI-Einsatz schaffen soll. Darauf folgt ein konsolidiertes Datenfundament, das verlässlich, zugänglich und sauber strukturiert ist. Ebenso wichtig ist eine klare Governance, die Verantwortlichkeiten, Risiken und Qualitätsstandards festlegt. Statt weiterer isolierter Pilotprojekte braucht es skalierbare Plattformen, die echte End-to-End-Prozesse ermöglichen. Und schliesslich gilt: Ergebnisse müssen konsequent gemessen werden, damit ein lernfähiges System entsteht, das sich kontinuierlich verbessert und nachhaltig Wirkung entfaltet.

Vom Pilotprojekt zum profitablen Geschäftsmodell – das ist die Pflichtübung für das Jahr 2026. Für Führungskräfte in Banken und Versicherungen bedeutet das: Die kommenden zwölf Monate werden darüber entscheiden, ob sie KI als zentralen Treiber für Effizienz, Wachstum und Resilienz nutzen können oder ob sie wieder im Pilotmodus steckenbleiben.

Der Autor: Martin Suter

Martin Suter, Senior Vide President Product bei Smart Communications

Martin Suter ist seit 2021 als Chief Product Officer bei Smart Communications für das gesamte Produktportfolio verantwortlich. In dieser Funktion treibt er Strategien in den Bereichen Customer Communications Management, Kundenerlebnis und digitale Transformation voran.

Mit tiefem Fachwissen im Bereich Financial Services sowie seiner langjährigen Erfahrung im Produktmanagement, im Bereich Cloud-Technologien und in der M&A-Strategie ist Suter ein gefragter Speaker auf Branchenveranstaltungen.