Crowdinvesting

Auch Crowdlending-Plattformen finanzieren sich über die Crowd

Das Team der Crowdinvesting-Plattform Swisspeers
Das Team der Crowdinvesting-Plattform Swisspeers (Bild: Swisspeers)

Die Crowdlending-Plattformen Lend und Swisspeers setzen auf ihre Community und finanzieren sich selbst über Crowdinvesting.

Crowdlending-Plattformen bringen der Crowd Vertrauen entgegen – und umgekehrt. Das liegt in der Natur des Geschäftsmodells. Crowdlending-Unternehmen machen die Crowd zu Anlegerinnen und Anlegern. Mit dem Geld dieser Investoren gewähren sie Privaten und KMUs Kredite. In der Regel zu günstigeren Konditionen im Vergleich zu klassischen Banken. Und manchmal auch als Alternative, wenn Banken geringes oder kein Interesse zeigen, zum Beispiel KMU Kredite einzuräumen.

Crowdlending-Unternehmen agieren als Vermittler zwischen Kreditnehmern und Kapitalgebern. Im Idealfall erhalten die einen Kredite zu günstigen Konditionen und die anderen, die Crowd, interessante Renditen für ihr investiertes Kapital.

Aufgrund dieser Verbundenheit ist das Verhältnis zwischen Crowdlending-Plattformen und der Crowd ein besonderes. Man kennt sich, wenn auch nur online, und man vertraut sich. Naheliegend deshalb, die Crowd und damit die eigene Community zu motivieren, die Crowdlending-Plattform selbst als gute Investition und Anlagemöglichkeit zu betrachten.

Crowdlending oder Crowdinvesting?

Mit dem Konzept der rückzahlbaren Kredite von der Crowd sind 2022 im Crowdlending in der Schweiz 497.5 Millionen Franken bewegt worden. Diese Finanzierungsform hat zwischen 2016 und 2021 stark zugelegt und durch das veränderte Zinsumfeld 2022 einen, wahrscheinlich vorübergehenden, Dämpfer erhalten.

Im Bereich Crowdinvesting hat die Crowd letztes Jahr 135.4 Millionen Franken als neue Anteilseigner in ein Startup oder KMU ihres Vertrauens investiert. Diese Form der Kapitalbeschaffung hat sich noch nicht final als alternative Finanzierungsmöglichkeit etabliert, die Volumen schwanken von Jahr zu Jahr.

Allerdings hat das Finanzierungsmodell Crowdinvesting seit dem Markteintritt von Plattformen wie Conda oder Oomnium und anderen deutlich mehr Sichtbarkeit und Schwung erhalten. Die Idee, über die eigene Community frisches Kapital zu beschaffen und mit Crowdinvesting-Kampagnen neue Aktionärinnen und Aktionäre ins Boot zu holen, haben in letzter Zeit Startups und FinTechs wie Inyova, Neon, Relai, ElleXX und andere erfolgreich umgesetzt. Erfolgreich heisst, dass zum Beispiel das Impact-Investing-FinTech Inyova 7 Millionen und die Neo-Bank Neon mit zwei Kampagnen insgesamt 13.6 Millionen Franken eingesammelt haben.

Der gute Lauf von Crowdinvesting dürfte sich fortsetzen, zumal jede erfolgreich durchgeführte Kampagne auch andere Startups und KMU auf die Idee bringen kann, frisches Kapital über diesen Finanzierungskanal zu beschaffen. 

Lend und Swisspeers: der Sprung von Crowdlending zu Crowdinvesting

Die Crowdlending-Plattformen Lend und Swisspeers vermitteln nicht nur Kredite, sie beschaffen auch für sich selbst Kapital über ihre Community. Nicht in Form von Krediten, vielmehr über die Möglichkeit der Beteiligung am Unternehmen.

Das FinTech Lend vermittelt seit 2015 über seine Crowdlending-Plattform Kredite an Private sowie auch Geschäftskredite und Hypotheken. Mit einer Mitte Juni gestarteten Crowdinvesting-Kampagne hat Lend 268 Investorinnen und Investoren überzeugt, als Aktionäre mit einzusteigen. Die am 7. Juli 2023 abgeschlossene Kampagne hat dem Unternehmen 2.53 Millionen Franken eingebracht.

Das FinTech Swisspeers hat sich auf KMU-Finanzierung spezialisiert. Das Unternehmen ist mit seiner Crowdlending-Plattform seit 2016 im Markt. Swisspeers will ebenfalls Personen aus der eigenen Community zu Teilhabern machen. Investoren und Kreditnehmer können in der laufenden Kampagne bis Ende August Aktien zeichnen. Das FinTech will in dieser Runde 1 Million Franken einspielen, im Moment sind 44 Prozent der angestrebten Summe finanziert.

Diese beiden Kampagnen sind insofern bemerkenswert, als spezialisierte Crowdlending-Unternehmen gewissermassen ihr eigenes Kompetenz-Spielfeld nutzen, um über Crowdinvesting neues Kapital zu generieren.