Pünktlich und wie vom European Payments Council (EPC) geplant, ist die Startflagge für Instant Payments (SCT Inst) am 21. November 2017 gefallen. Die Zahl der Länder ist zum Start aktuell noch überschaubar, die Liste der teilnehmenden Banken ebenfalls. Instant Payments sollen im gesamten SEPA-Raum und damit auch in der Schweiz zum Zahlungs-Standard werden. Von dieser Vision ist Europa allerdings noch mehrere Schritte entfernt.
Instant Payments stärken die Position der Banken
Die schnellen SEPA-Zahlungen sind so schnell wie Barzahlungen und deshalb die Alternative auf Augenhöhe: eine Überweisung wird innerhalb von zehn Sekunden dem Konto des Zahlungsempfängers gutgeschrieben. Das dürfte im Handel, ganz besonders im Online-Handel, gut ankommen. Für Banken eine hervorragende Möglichkeit, ihre Position zu stärken und die neuen Vorteile gegenüber Online Payment-Dienstleistern und Kreditkarten auszuspielen.
Nach einer Studie von Bearing Point sehen denn auch 60 Prozent der Banken Instant Payments als neuen Standard im Zahlungsverkehr. Im Wege stehen aktuell jedoch noch die hohen Investitionskosten und die technische Machbarkeit.
Im Gegensatz zur SEPA-Einführung sind Instant Payments nicht bindend, jede Bank entscheidet für sich, ob und wann sie die schnellen SEPA-Zahlungen anbieten möchte.
Und die Unternehmen?
Bei den Corporates hält sich die Begeisterung für Zahlungen zwischen Unternehmen aktuell noch in Grenzen. Das dürfte jedoch mit der tief angesetzten Transaktionsgrenze zu tun haben, Instant Payments sind im Moment auf den Höchstbetrag von 15'000 Euro limitiert. Das ist für Treasurer und Unternehmen schlicht nicht interessant – diese Bastion ist erst dann zu erobern, wenn die Transaktionsgrenze sehr deutlich erhöht wird.
Instant Payments: Smarte Zusatzleistung oder Standard?
Die schnelle Zahlungen innerhalb von Europa werden mit Sicherheit zum Standard. Aus den angeführten Gründen noch nicht heute, sicher aber morgen. Auch deshalb, weil "sofort" von Bankkunden weniger als grosse Errungenschaft, vielmehr als Selbstverständlichkeit empfunden wird.
Das hängt auch damit zusammen, dass das "Sofort-Moment" praktisch bei jeder neuen Serviceleistung von FinTechs und auch von Banken mit zum Paket gehört. Das schafft eine Gewöhnung und alles unterhalb von sofort wird als unvollkommen und damit als schlechter empfunden. Wenig einsichtig für Kunden, weshalb ihre älteste genutzte Dienstleistung, das Bankkonto, beim Zahlen hinterherhinken sollte. Hinkt sie auf Dauer, werden eben andere Zahlungsmethoden gewählt.
Mit anderen Worten: Instant Payments bringen das Bankkonto und Zahlungen übers Bankkonto auf den erwarteten und geforderten Stand. Das wertet die Institution des Bankkontos auf und damit insgesamt die Serviceleistungen einer Bank. Diese Forderungen von Kundenseite sind aktuell noch nicht sehr spürbar. Deshalb bleiben Banken ein oder zwei Jahre Zeit. Wer danach immer noch das "langsame Bankkonto" anbietet, handelt sich Nachteile ein und wird Mühe haben, seinen Kunden zu erklären, weshalb ein Bankkonto top sein sollte, dessen Ausgangszahlungen nur spazieren und nicht fliegen können.
SEPA Instant Payments im Überblick
SEPA Instant Payments sind seit 21. November 2017 die ultraschnelle Form der SEPA-Überweisungen. SCT Inst ist das Kürzel für das Verfahren der Überweisungen in Echtzeit in Euro im SEPA-Raum. SCT Inst-Transaktionen folgen diesen Regeln:
- 10 Sekunden
End-to-End-Verarbeitung innerhalb von 10 Sekunden, dann soll der überwiesene Betrag auf dem Konto des Zahlungsempfänger zur Verfügung stehen. - 15'000 Euro
Instant Payments sollen für Überweisungen in Euro im gesamten SEPA-Raum bis zur Höchstgrenze von 15'000 Euro funktionieren. - 24/7/365
Permanente Verfügbarkeit rund um die Uhr, 7 Tage in der Woche, das ganze Jahr, ohne Ausnahme. - 34 Länder
Instant Payments sollen in allen 34 Ländern möglich sein, welche dem SEPA-Raum angeschlossen sind.
Mit der RT1-Plattform von EBA Clearing steht, ebenfalls seit 21. November 2017, die Infrastruktur des Clearinghauses für die schnellen Zahlungen zur Verfügung.