IT-Projekte

Die Zuweisung von IT-Budgets und IT-Ressourcen hat für Banken 2020 höchste Priorität

Matthias Köhler, Cognizant
Matthias Köhler, AVP Switzerland bei Cognizant

Unser Gastautor ist Experte mit Praxiserfahrung – er skizziert sechs Möglichkeiten zur Verbesserung der Koordination grosser IT-Projekte.

Kunden von Banken und Finanzinstituten haben sich im Laufe der Jahre daran gewöhnt, dass alle Transaktionen online, sicher und reibungslos abgewickelt werden können. Die Anzahl an Vorfällen, bei denen Kunden nicht auf ihre Konten zugreifen oder kein Geld abheben können, nehmen jedoch zu. Da viele Banken noch immer mit älteren IT-Systemen arbeiten, können diese Probleme nicht immer schnell gelöst werden. 

Angesicht neuer digitaler Akteure im Bankwesen wie Penta oder Monzo investieren traditionelle Banken verstärkt in digitale Plattformen, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Aufgrund neuer Richtlinien wie der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) oder der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) sind diese Investitionen sogar erforderlich, um Vorschriften einzuhalten.

Obwohl viele Banken konkrete Geschäftspläne für ihre digitalen Projekte entwickeln, werden neue IT-Projekte unter Umständen nur unzureichend umgesetzt. Das kann verschiedene Gründe haben. Eventuell wird der Ressourcenplanung und Budgetzuweisung nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt. Solche Projekte müssen umfassend kontrolliert werden, damit Banken bei der Digitalen Transformation nicht abgehängt werden.

Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht hat einen Standard (BCBS 239) entwickelt, der einen nützlichen Leitfaden für die Überarbeitung der Datenarchitektur oder IT-Infrastruktur von Unternehmen bietet – besonders für multinationale Unternehmen, die grosse internationale Projekte abwickeln. 

BCBS 239 ist für die grössten und bekanntesten Banken der Schweiz, aber auch für nationale Akteure von Bedeutung. Jede Bank, egal welcher Grösse, kann BCBS 239 verwenden, um ihre Governance zu verbessern. Gleichzeitig ist es eine Möglichkeit, die Einhaltung der Anforderungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) im Hinblick auf die Aggregation und Meldung von Risikodaten zu verifizieren. 

Sechs Richtlinien für eine erfolgreiche Transformation

Für eine erfolgreiche Digitale Transformation hat Cognizant sechs Richtlinien entwickelt: 

  1. Setzen Sie ein starkes Data-Governance-Team ein, das klare Rollen und Verantwortlichkeiten sowie Richtlinien und Verfahren für das Target Operating Model (TOM) entwickeln und definieren kann. Das Team sollte bereits vor Implementierung der Datenarchitekturlösung eingesetzt werden. Es kann innerhalb festgelegter Zeiträume sowohl eine Strategie im Hinblick auf Tools und Architektur als auch Richtlinien für nützliche Datenmanagement-Frameworks entwickeln. Das Team kann Materialien erstellen, die in jedem Land für standardisierte lokale und gruppenweite Reporting-Prozesse verwendet werden können.
     
  2. Datenarchitektur und IT-Infrastruktur stehen im Mittelpunkt: Die Verantwortlichen müssen diese vor der Implementierung von Reporting-Lösungen finalisieren und in das gesamte technologische Ökosystem integrieren. Auf diese Weise können die besten Programm- und Projekt-Performance-Lösungen identifiziert und Kosten gespart werden. 
     
  3. Eine umfassende Strategie für ein erfahrenes Team treibt die Entscheidung über die Finalisierung von Architektur, Tools und Technologien voran: Erfahrene Mitglieder in einem Strategieteam können die Prozesse beschleunigen und helfen, effiziente Entscheidungen innerhalb festgelegter Fristen zu treffen, während das Implementierungsteam auf die Entscheidung bezüglich des TOM wartet. 
     
  4. Weisen Sie jedem Country Manager einen Vertreter zu, um das strategische Team über kritische Reporting-Anforderungen und Schritte zu informieren, die vom lokalen Team ergriffen werden, um diese zu erfüllen. 
     
  5. Entwickeln Sie im Fall eines dringenden Report-Rollouts einen Prozess zur Berichtgenerierung auf Basis vorhandener Tools und Architektur, und setzen Sie ein Team für manuelle Korrekturen ein. Dieses Team kann Mitarbeiter umfassen, die nicht von den Dringlichkeitsberichten betroffen sind und auf das TOM warten. Zudem wird empfohlen, Versionen für Audits genau zu dokumentieren.
     
  6. Zusammenarbeit ist wichtig: Data-Governance-Teams und Geschäftsarchitekten sollten eng mit Programmmanagern zusammenarbeiten und ein Gemeinkostenbudget für die Anfangsphase zuweisen, wenn das TOM für die Datenarchitektur und IT-Infrastruktur in der Planungsphase ist. Der ROI entspricht womöglich nicht den Zielen. Das ändert sich jedoch, sobald eine Entscheidung bezüglich TOM und Framework gefallen ist. 

Kurzum: Um ein Digitalisierungsprojekt erfolgreich zu meistern, müssen sowohl Data Governance und Qualitätsrichtlinien für Daten als auch gesetzliche Anforderungen berücksichtigt werden. Die Verwendung moderner Tools und Technologien, wie Big Data und Prozessautomatisierung, ist empfehlenswert. Dann können Unternehmen einen zufriedenstellenden Return-on-Investment erreichen.

Der Autor: Matthias Köhler

Matthias Köhler ist Mitglied der Geschäftsleitung und Head of Commercials bei Cognizant in der Schweiz. Zusätzlich leitet er den Bereich Manufacturing & Logistics. Köhler hat über 20 Jahre Erfahrung als Programmmanager, Senior Consultant und Vertriebsleiter an der Schnittstelle von Business und IT.

Sein besonderes Interesse liegt in der Verbindung von neuen Geschäftsmodellen und innovativen Technologien, wie der digitalen Produktentwicklung und dem Internet of Things (IoT). Dabei verbindet Köhler seinen Background als Ingenieur mit seinen Erfahrungen in sehr verschiedenen Industrien, wie zum Beispiel dem Banken- und Versicherungswesen oder der Automobil- sowie der Pharmaindustrie.

Vor seiner Zeit bei Cognizant war Köhler in Führungspositionen bei Hewlett Packard und anderen, internationalen IT-Service Providern engagiert. Matthias Köhler hat Diplom-Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau an der Universität Kaiserslautern studiert.