Status paydirekt: Das Bezahlverfahren der Banken und Sparkassen

Bild: paydirekt Geschäftsführer Dr. Niklas Bartelt (links) und Dr. Helmut Wissmann (rechts)

Spannende Referate und Diskussionen am Kongress "Next Generation Payment 2016" in Köln. Die Höhepunkte in der Zusammenfassung als Serie.

Die Gedanken und Visionen von Praktikern und Referenten aus der Banken- und Finanzbranche. Zu Themen, welche den Zahlungsverkehr bewegen und verändern. Vorgetragen und diskutiert am Kongress Next Generation Payment 2016 in Köln. Marco Vosseler war für uns mit dabei.
 

Heute im Fokus: Notizen zum Referat von Dr. Helmut Wissmann
Geschäftsführer, paydirekt GmbH

Bezahlen direkt vom Girokonto

Dr. Helmut Wissmann, der Geschäftsführer von paydirekt, hatte einen etwas schweren Stand in seinem Referat über paydirekt. Das hängt nicht mit dem Referenten, vielmehr mit der schwierigen und wechselhaften Geschichte der Entwicklung von paydirekt zusammen.

paydirekt ist die gemeinsame Bezahllösung der deutschen Banken und Sparkassen. paydirekt war in der Presse und in Fachkreisen in der Kritik und im Gespräch, lange bevor nur schon die Konturen des Produkts klar fixiert waren. Gründe waren Querelen innerhalb der breiten Trägerschaft (Banken und Sparkassen), Uneinigkeit über die Ausrichtung der Lösung und öffentlich geführte Diskussionen über Sicherheitsbedenken.

paydirekt Start

Mit paydirekt möchten die Banken und Sparkassen vor allem PayPal die Stirn bieten. Die neue Bezahllösung ist von den ersten Banken Anfang November 2015 zum Weihnachtsgeschäft im Markt eingeführt worden. Konkret am Start: Hypovereinsbank, Deutsche Bank, Commerzbank, einige Volksbanken und Comdirect.

Heute sind rund 1'000 Banken angeschlossen, die Sparkassen kommen im Frühjahr 2016 dazu.

Die Bezahllösung ermöglicht momentan nur Online-Zahlungen, also Zahlungen in Webshops. Das Netz der angeschlossenen Händler (Webshop-Betreiber) ist allerdings noch sehr dünn. Im Gegensatz zu Usern, bisher haben sich rund 200'000 User bei paydirekt registriert. Transaktionszahlen werden nicht angegeben und sind deshalb nicht bekannt.

Die Vorteile

  • Riesiges User-Potential: grundsätzlich 26 Millionen Online Banking-Kunden der angeschlossenen Banken und Sparkassen
  • Vertrauensbonus: 67% der Käufer vertrauen ihrer Hausbank als Anbieter von paydirekt
  • Zahlung werden direkt über das Girokonto des Kunden abgerechnet
  • Zahlungsgarantie für Händler, weil eine Echtzeitprüfung sicherstellt, dass das Konto gedeckt ist
  • Rückabwicklung von Zahlungen, zum Beispiel bei Retouren, wird automatisiert abgewickelt
  • Käuferschutz für User
  • Ein gemeinsames System für alle angeschlossenen Banken und Sparkassen

In der Kritik

  • 200'000 registrierten Usern stehen im Moment nur gut 20 Webshops gegenüber, die paydirekt als Zahlungslösung akzeptieren
  • Die aktuelle Beschränkung auf Webshop-Zahlungen reduziert den Kundennutzen, das generiert keine Masse, weder auf User- noch auf Händlerseite
  • paydirekt geniesst sehr viel Rückendeckung bei angeschlossenen Banken (Eigentümer), jedoch (noch) eher wenig Rückhalt bei Konsumenten und Händlern
  • Komplizierte Registrierungsprozesse, vor allem für Händler
  • Keine einheitlichen Transaktionsgebühren für Händler, die müssen individuell ausgehandelt werden
  • Das Produkt ist (noch) nicht auf Augenhöhe mit PayPal
  • Gefahr von Konturlosigkeit, weil jede Bank wählen kann, welche Funktionen von paydirekt sie ihren Kunden anbieten will
  • Kein konzentrierter Marktauftritt, weil paydirekt das Marketing weitgehend den angeschlossenen Banken überlässt

Pläne für die Zukunft

  • Anschluss der Sparkassen im Frühjahr 2016
  • Integration P2P Payment
  • Integration Mobile Payment
  • Integration Mehrwertleistungen

Statements von André M. Bajorat & Jochen Siegert

«Es ist wirklich notwendig, dass die Banken ein Zahlverfahren platzieren – paydirekt wird jedoch viel zu stark aus der Perspektive der Banken betrachtet, ohne den Kunden zu fragen.»

Kein Mensch wacht morgens auf und denkt: "Ich muss heute bezahlen" – die wollen doch was kaufen. Die wollen alle iPhones kaufen.


Statements von Dr. Niklas Bartelt

Im anschliessenden Interview sind die beiden paydirekt Geschäftsführer Dr. Helmut Wissmann und Dr. Niklas Bartelt von Jochen Siegert und André M. Bajorat zur Stellung im Markt, zu aktuellen Problemen und zu Plänen für die Zukunft von paydirekt befragt worden.

«Wir sind Zulieferer einer zusätzlichen Funktionalität für das Girokonto.»

«Wir haben eine lange Liste von Ideen. – Aber man muss ja erst mal gehen, bevor man läuft.»

Das Interview mit den beiden paydirekt Geschäftsführern Bartelt und Wissmann ist in voller Länge im Podcast von paymentandbanking.com verfügbar.
 

Links zum Thema

Stichworte im Lexikon: Mobile Payment | P2P Payment