Diem Association

Diem (ex Libra) zieht die Schweizer Flagge ein, sagt bye bye und macht in den USA weiter

Illustration mit Darstellung von Diem Association
Grafik: Diem Association

Die Diem Association will mit einem globalen Zahlungssystem weiterhin die Welt verändern – aber nicht mehr von der Schweiz aus.

Allzu viele Freunde aus Kreisen von Politik, Zentralbanken und Regulatoren hat das Projekt Libra auch unter dem neuen Namen Diem nicht gefunden. Der Gegenwind war lange Zeit enorm, vor allem aus den USA. Der Sturm der Ablehnung hat sich durch verschiedene Kompromisse von Diem wohl etwas abgeschwächt, ist jedoch bis heute nicht durch ein laues Lüftchen ersetzt worden. Auch in Europa ist das ungeliebte Kind von offizieller Seite argwöhnisch beäugt und mit angekündigten Hürden teilweise eher massiv ausgebremst worden.

Nach zahlreichen Strategie- und Konzeptänderungen reichte Diem Networks GmbH im April 2020 ein Bewilligungsgesuch als Zahlungssystem gemäss Finanzmarktinfrastrukturgesetz (FinfraG) bei der FINMA ein. 

Wie die Diem Association und parallel auch die FINMA melden, hat Diem Networks das inzwischen offenbar weit fortgeschrittene Bewilligungsgesuch für ein Zahlungssystem in der Schweiz wieder zurückgezogen.

Diem plant neu den auf US-Währung fokussierten Projektstart in den USA

Die Diem Association will in einer ersten Phase ihr geplantes Zahlungssystem aus den USA heraus lancieren. Begründung: das Projekt soll initial die USA als wichtigen Zielmarkt haben und auf einen Stable Coin setzen, der ausschliesslich auf dem US-Dollar basiert. Für dieses neue Modell ist keine Lizenz von der FINMA erforderlich, deshalb zieht Diem sein Bewilligungsgesuch zurück.

Für den Projektstart in den USA ist Diem Networks eine Partnerschaft mit der Silvergate Capital Corporation eingegangen. Im Rahmen dieser Partnerschaft wird die Silvergate Bank der exklusive Emittent des Diem USD Stable Coins sein und auch die hinterlegte US-Dollar-Reserve verwalten. Mit diesem Schritt kündigt die Diem Association auch eine strategische Verschiebung in die USA an, die eine Verlagerung der Hauptaktivitäten von der Schweiz in die USA nach sich zieht.

Stuart Levey, CEO von Diem, bekräftigt einmal mehr den Willen, am Projekt dranzubleiben:

Wir engagieren uns für ein Zahlungssystem, das für Verbraucher und Unternehmen sicher ist, Zahlungen schneller und billiger macht und die Blockchain-Technologie nutzt, um mehr Menschen auf der ganzen Welt die Vorteile des Finanzsystems zu bieten

Der Wechsel von der Schweiz in die USA würde, so die Diem Association, im Einklang mit der ursprünglichen strategischen Ausrichtung auf die USA stehen. Zudem baut Diem nach eigenen Aussagen auf das "sich entwickelnde regulatorische Umfeld für digitale Währungen in den USA".

Beim Einziehen der Schweizer Flagge verabschiedet Levey sich mit einem freundlich formulierten Danke an die Schweiz:

Das Projekt hat stark vom intensiven Lizenzierungsprozess in der Schweiz und dem konstruktiven Feedback der FINMA profitiert – die Welt wurde von der FINMA mit einbezogen, um über das Projekt nachzudenken

Alan Lane, CEO von Silvergate, ist überzeugt, dass sich in den USA innerhalb der regulatorischen Bedingungen ein neues Zahlungssystem aufbauen lässt, um Geld schnell und sicher zu bewegen. Lane bekräftigt seine Haltung mit dem Statement:

Wir glauben an die Zukunft von US-Dollar-gestützten Stable Coins und an ihr Potenzial, bestehende Zahlungssysteme zu verändern

Ob und innerhalb welcher Grenzen Politik und Regulierungsbehörden in den USA bestehende Zahlungssysteme verändert sehen wollen, wird sich in der Praxis erst zeigen. Auf der anderen Seite dürften zwischen den verschiedenen Parteien inzwischen genügend Auseinandersetzungen und Gespräche stattgefunden haben, um die gegenseitigen Erwartungen und Möglichkeiten einschätzen zu können.