Damit Geldautomaten zaubern können – und möglicherweise bald auch Debitkarten

Geldautomat mit Frau beim Geldbezug
Bild: dobok | Getty Images

Die neue Zauberei hat einen Namen: NCS, das "National Cash Scheme" von SIX für nationale ATM-Transaktionen.

Mit Zauberei hat die Initiative von SIX direkt noch wenig zu tun – mit NCS, dem Scheme für nationale ATM-Transaktionen, soll ein allgemeiner Standard für Bargeldtransaktionen in der Schweiz etabliert werden. Die Magie von NCS liegt im neuen Komfort. 

Geldautomaten können nicht alle dasselbe. Steht ein Kunde mit der Karte der Bank X am Automaten der Bank Y, gibt's Einschränkungen. Mit NCS sollen Kunden an jedem Geldautomaten sämtliche Funktionen und Services zur Verfügung stehen – vorausgesetzt die neue Software ist installiert.

Details zu NCS (National Cash Scheme)

Basis für den neuen Komfort ist ein multilaterales und offenes Regelwerk, das die Gleichberechtigung aller Marktteilnehmer sichert. SIX liefert die Details zur Lancierung:

Die technischen Voraussetzungen für NCS wurden im Projekt "ATMfutura" geschaffen, das einheitliche Software auf den Schweizer Bancomaten installiert hat. Mit dem NCS werden jetzt die vertraglichen Grundlagen definiert, um künftig sämtliche Geschäftsfälle auch an den Automaten anderer Institute abwickeln zu können. Das Regelwerk ist so angelegt, dass auch neue Anbieter, zum Beispiel von Automaten oder Bezugsmitteln, jederzeit und zu gleichen Bedingungen am NCS teilnehmen können. Dadurch werden auch innovative Technologien, zum Beispiel der Geldbezug über QR-Code, auf breiter Basis gefördert.

Jos Dijsselhof, CEO der SIX, zur NCS-Initiative:

«SIX treibt die Transformation der Finanzmärkte voran und macht so zukunftsweisende Technologien nutzbar. Mit der Einführung einer Nationalen Bargeldregelung (NCS) profitiert die Schweizer Bevölkerung von einer signifikanten Verbesserung des Serviceangebots und einem einheitlichen Kundenerlebnis an allen Schweizer ATMs.»

Debitkarten von Visa und von Mastercard

SIX hat weitere gute Nachrichten, welche das Leben von Kartennutzern erheblich einfacher machen werden: Unabhängig vom National Cash Scheme lanciert SIX dieses Jahr zusammen mit den Banken die Debit Mastercard und Visa Debit, die über den Leistungsumfang der bisherigen Maestro- und V Pay-Karten hinaus weitere attraktive Zusatzfunktionen bieten sollen. Zum Beispiel sicheres Online-Shopping, Reservierungen im Zusammenhang mit Hotel- und Mietwagenbuchungen und mehr. 

Um eine möglichst breite Akzeptanz des National Cash Schemes zu gewährleisten, wird bei der neuen Kartengeneration eine Kooperation mit den wichtigsten internationalen Unternehmen im Bereich der Zahlungstechnologie angestrebt. Visa hat bereits zugesagt. Das NCS soll bereits im laufenden Jahr auf den ersten Visa Debitkarten angeboten werden können.

Eine einzige Karte für alles

Das sind deshalb gute Nachrichten, weil Debitkarten zu den beliebtesten Zahlungsmitteln in der Schweiz (auch in anderen Ländern) gehören. Im Gegensatz zu Kreditkarten werden Käufe oder Bardgeldbezüge direkt dem Bankkonto des Kunden belastet.

Debitkarten sind in der Regel insgesamt markant günstiger als die Nutzung von Kreditkarten. Das freut die Kunden, welche für dieselbe Leistung weniger Gebühren zahlen. Umgekehrt sind Kreditkarten durch die höheren Gebühren für Anbieter interessanter und Nutzer kommen vor allem im Ausland oftmals nicht um den Einsatz von Kreditkarten herum. Seit einiger Zeit ist jedoch neue Bewegung an der Kartenfront, nicht zuletzt ausgelöst durch Challenger-Banken mit attraktiven Angeboten.

Kommen nun Debitkarten, die mehr und praktisch alles können, auch im Ausland (?), dann reduziert sich die Zahl der notwendigen Karten, die ein Kunde mit sich rumschleppt. Kreditkarten sind dann nicht mehr das oft erforderliche Muss, die alleskönnende Debitkarte ist mit im Rennen.

Wie SIX meldet, ist Visa bereits mit im Boot, Mastercard dürfte jedoch nicht auf Distanz bleiben. Was Kunden wollen, eine Karte, die alles kann, wird den Druck verstärken. Weder Kartenorganisationen untereinander noch Banken möchten gegenüber anderen Anbietern und Challenger-Banken ins Hintertreffen geraten, welche erfahrungsgemäss Kundenwünsche sofort umsetzen.

Chancen liegen jedoch für alle Anbieter drin, welche die Zeichen der Zeit erkennen und mit smarten Leistungen beantworten. Einfaches Handling, universelle Einsatzbarkeit, faire und transparente Gebühren sowie neuer Komfort sind zentrale Faktoren, mit denen sich bestehende Kunden halten lassen. Und sie sind auch der wirkungsvolle Lockstoff für alle Anbieter, um neue Kunden zu gewinnen.