Request to Pay

DZ Bank will Request to Pay zu Kunden und zu Banken bringen

Geschäftsmann legt Banknoten in die Hand des Geldempfängers
Bild: zest_marina | Getty Images

DZ Bank wird als strategischer Partner einer neuen Request-to-Pay-Plattform den Service ihren Kunden und den Genossenschaftsbanken anbieten.

Schafft Request to Pay (RTP) für aktive Banken die Möglichkeit, ihre Rolle im Zahlungsverkehr entscheidend zu stärken und verlorenes Terrain wieder zurückzuerobern?

Auf breiter Ebene gehört Request to Pay (RTP) noch nicht zum gewohnten Zahlungs-Alltag – weder bei Unternehmen noch bei Bankkunden. Mit der DZ Bank will ein Player mit Gewicht Request to Pay zum Durchbruch verhelfen. Dieser Durchbruch wird ohnehin kommen, weil bei RTP kurze Wege und Komfort für Rechnungssteller und Rechnungsempfänger im Vordergrund stehen. Grosse Player mit Ausstrahlung können jedoch das Tempo erhöhen und deutlich schneller Breite schaffen.

Was ist Request to Pay?

Request to Pay ist eine Zahlungsaufforderung, also eine Meldung, die elektronisch bei Kundinnen und Kunden ankommt, damit diese eine gewünschte Zahlung auslösen können. Der Zahlungstermin ist Teil des RTPs, die angeforderte Zahlung kann deshalb sofort oder nach Freigabe durch die Kunden automatisch zum gewünschten Zeitpunkt ausgelöst werden.

Der Komfort bei Request to Pay liegt darin, dass zusammen mit der Meldung (RTP) auch alle notwendigen Zahlungsdaten in strukturierter Form an die Zahler übermittelt werden. So können Kundinnen und Kunden, die Zahler, direkt eine Zahlung auslösen, ohne dass die Zahlungsdaten erfasst werden müssen. Der Zahlungsauftrag kann gewissermassen mit einem Klick initiiert werden.

Für Zahlungsempfänger, in der Regel die Sender der RTPs, hat dieses Verfahren den Vorteil, dass Zahlungseingänge automatisch mit der Buchhaltungs-Software abgestimmt und den richtigen Kunden zugeordnet werden können. Zudem lassen sich mit RTP generell Rechnungs- und Debitorenprozesse digitalisieren und automatisieren. Prozesse werden schneller, schlanker und damit auch kostengünstiger.

Das Potenzial von Request to Pay

Request to Pay eignet sich für jede Art von Rechnungssteller und jede Art von Rechnung oder gewünschter Zahlung. Also für Einmal-Zahlungen oder auch für Abos, die monatlich oder in anderen Intervallen beglichen werden sollen. Der Komfort und die Sicherheit des Verfahrens Request to Pay für Rechnungssteller (die Anforderer der Zahlung) und Rechnungsempfänger (Kundinnen und Kunden) wird dazu beitragen, dass sich RTP mit Sicherheit durchsetzen wird.

Request to Pay hat das Potenzial, Kartenzahlungen wie auch Lastschriftverfahren teilweise zu ersetzen. Wird Request to Pay mit Instant Payments kombiniert, rückt das Verfahren zum Beispiel auch für den Online-Handel zusätzlich in den Vordergrund: Zahlungen können angefordert und sofort überwiesen werden, bevor ein Paket versendet wird.

Ist Request to Pay ein neues Verfahren?

In Europa weitgehend schon, in den Vordergrund gerückt durch den European Payment Council (EPC), der mit "SEPA Request-to-Pay (SRTP)" dem Verfahren einen verbindlichen Standard gegeben hat, damit alle Beteiligten im SEPA- und EU-Raum harmonisiert zusammenarbeiten können.

In der Schweiz ist die Idee von RTP schon länger Realität durch eBill. Eine eBill-Rechnung ist eine Zahlungsaufforderung, welche Kundinnen und Kunden direkt in ihr E- oder M-Banking geliefert wird. eBill folgt im Prinzip dem Verfahren von Request to Pay. 

Ist Europa bereit für ein Euro-eBill made in Switzerland?

Den Vorsprung von eBill will SIX in Kooperation BearingPoint nutzen und eBill in angepasster Turbo-Version für Europa ausrollen, MoneyToday.ch hat berichtet. Vorerst in Planung ist, die vollständig digitalisierte Lösung für Rechnungsstellung und -zahlung in ausgewählten Märkten in Europa zu etablieren. Rechnungsempfänger ausserhalb der Schweiz, also Endnutzer im E-Banking, brauchen kaum mit grossen Anstrengungen überzeugt zu werden – Komfort gewinnt immer.

Eine aktuelle Studie unterstreicht das bereits heute grosse Interesse an RTP, die Ergebnisse hier im Detail. Ein konsequent vereinfachtes und komfortables Rechnungs- und Zahlungshandling dürfte bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten in Europa gut ankommen.

Die Initiative der DZ Bank

Die DZ Bank engagiert sich neu als strategischer Partner der Request-to-Pay-Plattform Paycy. Über diese Whitelabel-Plattform soll das das europaweite Verfahren Request to Pay (RTP) für Banken und Zahlungsdienstleister abgewickelt werden. Paycy ist eine Entwicklung des Lösungsanbieters PPI, der die Plattform auch betreiben wird.

Bereits ab kommenden Jahr will die DZ Bank den Service für ihre Kundinnen und Kunden öffnen. Darüber hinaus will die Bank den rund 800 Genossenschaftsbanken den RTP-Service anbieten. Die DZ Bank wird deshalb nicht nur der erste Nutzer von Paycy sein, sondern sich aktiv an der weiteren Entwicklung der Plattform beteiligen. 

Thomas Ullrich, Vorstand Transaction Banking, ist aus mehreren Gründen überzeugt von der Notwendigkeit des Engagements und meint:

Request to Pay baut die Brücke zwischen Rechnungsstellung und Zahlung und ermöglicht es uns als Bank, unseren Kunden völlig neue Dienstleistungen anzubieten

Ullrich untermauert seine Überzeugung auch mit konkreten Zahlen: Jährlich werden allein in Deutschland mehr als 32 Milliarden Rechnungen ausgetauscht, 50 Prozent davon sind an Privatkunden adressiert. Vor diesem Hintergrund hat die Idee hinter Paycy enormes Potenzial, denn von einer digitalen Vereinfachung profitieren sowohl Firmenkunden als auch Privatkunden. Das gilt perspektivisch auch am Point-of Sale und beim E-Commerce.

Weitere Vorteile sieht Ullrich darin, dass durch RTP manuelle Aufwände bei der Rechnungsstellung signifikant reduziert werden können, Transparenz und Komfort bei der Bezahlung dagegen erheblich gesteigert werden. Er betrachtet Paycy als wichtigen Meilenstein für die digitale Transformation und die effiziente Umsetzung von Zahlungsverkehrsprozessen.

Die Rolle von Banken im Zahlungsverkehr

Im letzten Jahrzehnt sind FinTechs mit Angeboten im Bereich Zahlungsdienstleistungen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Zudem haben grosse Tech-Unternehmen in verschiedenen Sparten im Zahlungsverkehr inzwischen eine dominierende Rolle eingenommen und sehr viel Terrain besetzt. 

Das hängt damit zusammen, dass Banken den Zahlungsverkehr lange Zeit stiefmütterlich behandelt haben und weder durch innovative neue Services noch durch besondere Leistungen aufgefallen sind. Das Massengeschäft ist als wenig sexy und vor allem als zu wenig einträglich betrachtet worden, deshalb haben viele Banken das notwendige Übel Zahlungsverkehr eher auf Nebengleisen bewirtschaftet.

Erst in den letzten Jahen haben Banken die Bedeutung des Zahlungsverkehrs wieder entdeckt – als Service, der ganz nahe beim Konto und bei Kundinnen und Kunden stattfindet.

Auch deshalb erkennt Thomas Ullrich in Request to Pay grosse Chancen für Banken und auch die Möglichkeit, teilweise verlorenes Terrain wieder zurückzuerobern:

Für Finanzinstitute bietet der neue Service die Möglichkeit, bei Zahlungen im Alltag wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken und zukünftig Zusatzleistungen anzubieten

Ullrich könnte recht bekommen. Schliesslich bildet der Zahlungsverkehr die Schnittstelle zwischen Unternehmen und ihren Kunden, im eCommerce zwischen Händlern und Käufern. Die Anbieter von smarten Zahlungsdienstleistungen schaffen die komfortablen Kupplungen und stehen dadurch mittendrin – mit direktem Zugang zu allen involvierten Gruppen.

Deshalb ist es sicher keine gute Idee, diesen zentralen Bereich den Amazons, Klarnas und Big Techs dieser Welt zu überlassen. Request to Pay schafft hier neue Räume für alle Player. So wie Instant Payments übrigens auch. Die Kombination von Request to Pay und Instant Payments öffnet zudem die Möglichkeit, zusätzliche Kundengruppen anzusprechen und zu begeistern.