Vergleichsdienst Comparis gerät ins Schleudern und kündigt Massenentlassung an

Eingangsbereich von Comparis
Bild: Comparis

Der grösste Online-Vergleichsdienst der Schweiz korrigiert seine Wachstumsstrategie und plant eine tiefgreifende Restrukturierung.

Schlechte Nachrichten meldet der Vergleichsdienst Comparis gestern Abend: Das Management der Comparis-Gruppe (Decisis Holding AG) sieht sich aufgrund der vom Verwaltungsrat korrigierten Wachstumsstrategie gezwungen, gruppenweit Personal abzubauen. Beim Online-Vergleichsdienst Comparis ist auch das Verfahren für eine Massenentlassung eingeleitet worden. 

Comparis vergleicht auf seiner Plattform Produkte, Leistungen und Preise verschiedener Anbieter in zahlreichen Sparten. Interessierte Nutzerinnen und Nutzer werden innerhalb der Preisvergleiche mit einem Klick direkt zum jeweiligen Anbieter weitergeleitet. Mit über 80 Millionen Besuchen pro Jahr gehört Comparis zu den meistgenutzten Schweizer Webseiten.

Was ist passiert?

Nach einem stetigen Profitabilitätsrückgang ist die Comparis-Gruppe 2022 in die Verlustzone gerutscht, gibt der Vergleichsdienst bekannt. Das ist nach Aussagen der Verantwortlichen auf einen signifikanten Kostenanstieg zurückzuführen und zum anderen auf ein stagnierendes Umsatzniveau . 

Auch 2023, warnt Comparis, besteht aufgrund der Herausforderungen in diversen Produktbereichen das Risiko eines erneuten Verlustes.

Comparis im Rechtsstreit mit der FINMA

Die Verantwortlichen von Comparis orten die Risiken insbesondere auch in einem Konflikt mit der FINMA. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht droht, im Rahmen eines laufenden Enforcement-Verfahrens die Gewinne aus der Adressvermittlung der Comparis im Bereich Versicherungen ab dem Jahr 2015 einzuziehen, aufgrund der bisher nicht erfolgten FINMA-Unterstellung.

Comparis-Gründer und Verwaltungsratspräsident Richard Eisler zum Thema: «Das zwingt das Unternehmen aus Gründen der Vorsicht, raschestmöglich Rückstellungen in Millionenhöhe zu bilden, obwohl Juristen die Wahrscheinlichkeit einer solchen Gewinneinziehung als gering beurteilen.»

Die Drohung des Gewinneinzugs steht in Zusammenhang mit einer kostenintensiven und seit dreieinhalb Jahren andauernden Auseinandersetzung zwischen FINMA und Comparis. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob sich der Vergleichsdienst als Versicherungsvermittler registrieren muss.

Comparis ist der Meinung, dass das Anbieten von Versicherungsvergleichen und die Vermittlung von Adressen keine Versicherungsvermittlung darstellt. Das erst recht nicht, sagt Comparis, wenn wie geplant eine Versicherungsvermittlerin zwischengeschaltet wird. Die Comparis AG will sich daher auch nicht als Vermittlerin registrieren. 

Ständerat und Comparis-Beirat Daniel Jositsch beurteilt die Drohung der FINMA, Teile der Gewinne rückwirkend einzuziehen, kritisch: «Ich finde das Vorgehen der FINMA rechtsstaatlich heikel, weil bisher kein Gericht entschieden hat, ob Comparis gemäss Versicherungsaufsichtsgesetz VAG eine Versicherungsvermittlerin ist oder nicht.» 

Kostenbasis muss auf Gruppenebene massiv reduziert werden

Die Comparis-Gruppe muss sich offenbar auch unabhängig vom Ausgang des Rechtsstreits mit der FINMA reorganisieren. Nach Aussagen von Ingo Kopido, Mitglied des Verwaltungsrats der Decisis Holding AG, ist es der Unternehmensleitung nicht gelungen, die ambitionierten Wachstumsziele zu erreichen. Deshalb, so Kopido, wäre das Unternehmen gezwungen, die Kostenbasis auf der gesamten Gruppenebene massiv zu reduzieren, um die finanzielle Stabilität und Handlungsfähigkeit nachhaltig zu sichern.

Das Unternehmen unterstreicht, dass für alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine sozialverträgliche Lösung vorgesehen sei.

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