Neo-Banken

Anton Stadelmann auf dem heissen CEO-Sessel von Radicant

Anton Stadelmann, CEO der Neo-Bank Radicant
Bild: Radicant

Die Neo-Bank weiss jetzt, wer Radicant als "digitale Nachhaltigkeitsbank" zum Erfolg führen soll – der VR hat sich für Anton Stadelmann entschieden.

Ganz dornenfrei war der Weg von der Idee bis zum Markteintritt der ersten richtig grünen Neo-Bank nicht – nach einigen Irrungen und Wirrungen ist Radicant letzten August gestartet. 

Nach dem abrupten Rauswurf von Co-Gründer und CEO Anders Bally im Februar 2023, haben zwei Interims-CEOs aus der eigenen Crew in Co-Leitung übernommen: Rouven Leuener, Chief Product Officer, und Roland Kläy, Chief Financial Officer. Die beiden Krisen-CEOs dürfen sich ab 1. Januar 2024 wieder auf ihre angestammten Aufgaben konzentrieren, Radicant hat den neuen CEO gefunden und engagiert.

Anton Stadelmann ist der neue CEO von Radicant

Der neue Radicant-CEO ist kein unbeschriebenes Blatt, er hat in der FinTech-Szene markante Zeichen gesetzt. Anton Stadelmann war knapp fünf Jahre lang Deputy CEO von Twint. Als Chief Customer Officer hat er Innovationen vorangetrieben und an der Erfolgsgeschichte von Twint massgeblich mitgeschrieben.

Bankerfahrung hat Stadelmann in verschiedenen Funktionen im In- und Ausland über Jahre bei der Grossbank UBS gesammelt. Wie Startups funktionieren weiss er mit Innensicht als Co-Gründer des FinTechs Etops. Zudem war er zuletzt CEO beim FinTech-Startup Bluecode.

Ein CEO unter Erfolgsdruck

Stadelmann übernimmt den heissen CEO-Sessel am 1. Januar 2024. Sein Job wird nicht leicht und der Weg zum nachhaltigen Erfolg ist sicher kein Spaziergang. Die ambitionierte Neo-Banken-Tochter der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) steht unter Beobachtung des Mutterhauses und vor allem auch der Politik. Kritiker und politische Kreise stören sich daran, dass die BLKB bisher mit grosser Kelle rund 90 Millionen Franken in Radicant investiert hat. Diese Investitionen in die teure Tochter will man zurückgespielt sehen. Damit steht die BLKB unter erhöhtem Erfolgsdruck, das Projekt Radicant muss gelingen.

Dazu kommt: das "unabhängige Tochterunternehmen der BLKB" ist nicht völlig unabhängig, der Einfluss der verschiedenen Beobachter ist nicht zu unterschätzen. So hat zum Beispiel die BLKB-Führung Co-Gründer und CEO Anders Bally letzten Februar zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt – einen Monat vor dem geplanten Markteintritt – Knall auf Fall auf die Strasse gestellt. Man ist damit dem Druck empörter politischer Kreise gefolgt, die eine etwas saloppe Bemerkung von Bally in den falschen Hals bekommen haben – Money Today.ch hat berichtet, hier.

Der neue CEO wird keine saloppen Bemerkungen machen. Die Geschichte zeigt jedoch, dass ein FinTech und eine Neo-Bank schwieriger zu führen ist, wenn verschiedene indirekte Beeinflusser und Druckmacher mit im Spiel sind. Jede Neo-Bank will Erfolg haben, keine Frage, Radicant ist jedoch geradezu verdammt dazu, Erfolge zu produzieren und das eher schnell. 

Break-even bis 2026?

Nach Aussagen der interimistischen Co-CEOs und der BLKB-Führung möchte Radicant die Gewinnschwelle bis 2026 erreichen. Ohne Innensicht und Kenntnis der wichtigen Zahlen kann der Realitätsbezug dieser Zielmarke nicht schlüssig beurteilt werden. Erfahrungsgemäss sind jedoch sehr hohe Kundenzahlen mit ebenso hohen Anlagesummen und Transaktionsvolumen Voraussetzung, um Profitabilität zu erreichen.

Sollte Radicant tatsächlich in der Lage sein, innerhalb von drei kurzen Jahren die Gewinnschwelle zu erreichen, wäre das ein Spurt, den bisher noch keine Neo-Bank geschafft hat – weder national noch international.

Mit Anton Stadelmann ist der heisse CEO-Stuhl immerhin vielversprechend besetzt, um ehrgeizige Ziele zu erreichen. Der neue CEO hat in seinem früheren Engagement bei Twint mit dazu beigetragen und bewiesen, dass eine einstmals viel geschmähte Mobile-Payment-Lösung zum unangefochteten Platzhirsch in der Schweiz werden kann.