Revolut war in den letzten zwei Jahren in mehrfacher Hinsicht so aktiv und expansiv wie keine andere Neo-Bank. Wie drückt sich das in Zahlen und Fakten aus?
Das Geschäftsjahr 2021 hat die britische Neo-Bank erstmals mit einem Gewinn und einer schwarzen Zahl von rund 26 Millionen Pfund abgeschlossen. Der damals vom Wirtschaftsprüfer BDO platzierte Vorbehalt, die Zahlen für 2021 könnten durch den Kryptoboom verzerrt sein, hat sich inzwischen aufgelöst. Tatsächlich tragen boomende Kryptomärkte bei Revolut markant zu den Umsätzen bei, andere Ertragspfeiler entwickeln sich jedoch ebenfalls positiv.
2022 schliesst Revolut mit einem Verlust ab
Ein Jahr später tritt Revolut mit dem Abschluss für das Jahr 2022 in Sachen Profitabilität kurz in den Ausstand. Mit einem überschaubaren Verlust von ebenfalls knapp 26 Millionen Pfund, diese Zahl diesmal einfach in Rot. Dramatisch erscheint diese Grössenordnung im Vergleich zu den Vorjahren nicht: 2019 schrieb Revolut einen Verlust von 107 Millionen Pfund, 2020 ein Minus von 224 Millionen Pfund, ein Jahr später folgte dann der erste Jahresgewinn, 2022 nun ein Schritt zurück ins Minus.
Revolut begründet die Rückkehr in die Verlustzone 2022 mit hohen Investitionen und markant gestiegenen Kosten, insbesondere auch im Personalbereich. Tatsächlich hat Revolut bei der Crew massiv zugelegt und beschäftigt heute weltweit über 6'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Welche Zahlen und Fakten sollen Revolut zurück in die Gewinnzone bringen?
Nach eigenen Aussagen hat Revolut bereits im August 2023 den Gesamtumsatz des Jahres 2022 erreicht. Wie sich die verbleibenden vier Umsatzmonate auf das Geschäftsergebnis 2023 auswirken, werden wir in Zahlen und Fakten erst später erfahren. Die Neo-Bank nennt im Geschäftsbericht 2022 jedoch mehrere Indikatoren, die für positive Überraschungen sorgen könnten.
Verwaltete Kundeneinlagen
2020 lagen 4.6 Milliarden Pfund auf den Kundenkonten. 2021 waren es 7.4 Milliarden, ein Jahr später und im Geschäftsbericht 2022 ausgewiesen sind es bereits 12.6 Milliarden Pfund.
Die monatlichen Transaktionen sind 2022 um 71 Prozent angestiegen auf 341 Millionen (Vorjahr 199 Millionen). Diese Zahlen sind ein Indikator dafür, dass Kundinnen und Kunden nicht nur ein Konto unterhalten, sondern die verschiedenen Leistungen der Neo-Bank aktiv nutzen.
Umsatz
Den Umsatz hat Revolut von 638 Millionen Pfund 2021 um 45 Prozent auf 923 Millionen im Jahr 2022 gesteigert. Wie sich die Umsatzströme zusammensetzen, zeigt die folgende Grafik mit den einzelnen Sparten.
Crew
Die bereits als Kostentreiber angesprochene Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt heute bei über 6'000. Ende 2022 wird sie mit 5'913 beziffert, was im Vergleich zum Vorjahr (2'795) einer Verdopplung entspricht.
Kundinnen und Kunden
Die Zahl der Kunden wächst bei Revolut seit einiger Zeit extrem stark, die Bank gewinnt aktuell monatlich rund 1 Million Neukunden dazu. 2021 wurden 16.4 Millionen Kunden ausgewiesen, 2022 bereits 26.2 Millionen.
Heute beziffert Revolut die Zahl der Kundinnen und Kunden weltweit mit über 35 Millionen in 38 Ländern.
Welche Anteile dieser Kunden in welchen Ausprägungen aktiv sind, behält Revolut für sich. Hinweise liefert die Neo-Bank mit der Aussage, dass die Zahl der aktiven Kunden gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent gesteigert werden konnte.
Und, ebenso wichtig, die Gesamtzahl der Kunden mit einem bezahlten Abo ist nach Angaben von Revolut 2022 um 55 Prozent gestiegen. Diese Zahl ist deshalb von Bedeutung, weil Revolut pro Kunde zwischen 3.99 und 45 Pfund pro Monat einnimmt, je nach gewähltem Abo. Zudem stehen bei den bezahlten Abo-Modellen erweiterte Funktionen und Angebote zur Verfügung, die wiederum Umsätze generieren.
Was ist für das Jahr 2023 zu erwarten?
Das anhaltend starke Kundenwachstum lässt einiges erwarten. Zumal offenbar ein beträchtlicher Teil der Neukunden zunehmend aktiv agiert und Revolut laufend Einnahmen in die Kasse spült.
Das Unternehmen selbst entwickelt und installiert immer wieder zusätzliche Ertragsgeneratoren. Die Abo-Modelle sind ausgebaut worden, Krypto- und Aktienhandel werden laufend erweitert, ebenso wird der Marktplatz mit Shopping- und Reiseangeboten ständig ausgebaut.
Mit dem Mitte 2023 lancierten Kreditgeschäft für Privatkunden ist Revolut inzwischen bereits in neun Märkten aktiv. Neu will die Neo-Bank auch im Geschäft mit Hypotheken starten.
Was Revolut gut zu gelingen scheint: die Neo-Bank wächst weiterhin aggressiv und hat dabei nicht vergessen, Geld zu verdienen. Das FinTech bietet neuen und bestehenden Kundinnen und Kunden ein inzwischen sehr grosses Angebot an Leistungen. Kunden stellen in der App das für sie passende Leistungspaket zusammen, das sie nutzen möchten. Nicht alle brauchen und nutzen dieselben Produkte. Der bereits heute grosse Kreis von 35 Millionen Kunden macht jedoch jedes Produkt zu einer interessanten Ertragsquelle, die mit der weiterhin wachsenden Kundenzahl immer ergiebiger wird.
Das Unternehmen hat heute mehr als 50 Produkte im Angebot, die in den verschiedenen Märkten unterschiedlich ausgespielt werden. Revolut investiert weiterhin massiv in neue Produkte und auch in neue Märkte, wie zum Beispiel seit 2023 Brasilien und Neuseeland.
Frühere Defizite im Kundensupport hat Revolut offenbar weitgehend im Griff, ein beträchtlicher Teil der Neueinstellungen geht auf das Konto des ausgebauten Support-Teams. Nach Aussagen von Revolut sind 2022 rund 90 Prozent der Kundendienstanfragen innerhalb von zwei Minuten bearbeitet worden.
Bleibt Revolut in all diesen Bereichen am Ball, ist für 2023 und für die nächsten Jahre von der Neo-Bank einiges zu erwarten. Die Verantwortlichen haben im Geschäftsbericht 2022 explizit ihre Ziele unterstrichen, Revolut als nachhaltiges Unternehmen zu etablieren, das in der Lage ist, schnelles Wachstum und Profitabilität unter einen Hut zu bringen.
Der Revolut-Geschäftsbericht 2022
Wer Strategien, Ziele und Zahlen im Detail studieren möchte, kommt im Geschäftsbericht 2022 voll auf seine Kosten. Revolut bleibt auf 170 Seiten (fast) keine Antwort schuldig. Nachzulesen im PDF zum Runterladen, über den Link gleich unten.
