Postfinance auf dem Weg zur "echten" Bank?

Bild: Urs Schwaller, Präsident des Verwaltungsrates der Post

Urs Schwaller, VR-Präsident der Post, denkt laut über eine tragfähige Lösung und neue Freiheiten für die Postfinance nach.


Die Postfinance heute: Eine Grossbank mit zu kurzen Flügeln

Selbstverständlich ist die Postfinance seit längerem und auch heute schon eine "echte" Bank – und eine der innovativsten dazu. Eine Bank allerdings mit Fesseln, die Tochtergesellschaft der Post ist durch das Postorganisationsgesetz gezwungen, mit wettbewerbsverzerrenden Einschränkungen im Markt zu operieren.

Auf der einen Seite: Die Postfinance steuert erstaunliche zwei Drittel zum Gewinn des Mutterhauses bei. Auf der anderen Seite verhindert genau diese Konstellation, dass die Postfinance als Bundesbetrieb mit demselben, gut ausgerüsteten Werkzeugkasten unterwegs sein darf, der jeder anderen Bank zur Verfügung steht. Der Postfinance fehlen entscheidende Freiheiten: sie darf Kredite und Hypotheken nicht selbstständig vergeben. Die Vollausrüstung des Werkzeugkastens, und damit gleich lange Spiesse für alle Banken, dürften den Erfolg der Zukunft jedoch massgeblich mitbeeinflussen.

Die aktuellen Einschränkungen verhindern, dass die Grossbank ihr volles Potenzial ausschöpfen kann. Zudem führt das zu eng gestrickte Korsett regelmässig zu medialen Diskussionen, welche die erreichten oder strapazierten Grenzen des bestehenden Kreditverbotes thematisieren. Unser ausführlicher Kommentar zum Thema am 26. Juni 2017: Vom Fluch, eine Bank zu sein, ohne eine Bank sein zu dürfen

Die Postfinance morgen: Eine Grossbank auf voller Flughöhe?

Aktuell kommt neue und notwendige Bewegung ins bisher ungelöste Thema: Urs Schwaller, Präsident des Verwaltungsrates der Post, sieht das Geschäft der Postfinance in der aktuellen Konstellation in Gefahr. Schwaller denkt laut über Wege und Lösungen nach, will für die Postfinance mehr Spielraum und peilt damit die Öffnung für dieselbe Flughöhe an, die auch allen anderen Banken zur Verfügung steht.

Journalisten von Blick und von der Schweiz am Wochenende haben Urs Schwaller zum Gespräch über aktuelle Entwicklungen bei der Post im Allgemeinen und auch über die Zukunft der Postfinance im Besonderen gebeten. Statements von Urs Schwaller aus den beiden ausführlichen Interviews:

Blick | 30. Juni 2017

Ulrich Rotzinger und Bastian Heiniger (Text) sowie Thomas Meier (Bild) im Gespräch mit Urs Schwaller, VR-Präsident der Post.

«Unsere Finanztochter darf heute keine Kredite und Hypotheken vergeben»

«Ich sehe das Geschäft von Postfinance in Gefahr»

«Wir brauchen hier mehr Handlungsfreiheit»

«Um Postfinance nicht zu gefährden, müssen wir sie öffnen – und das nicht erst in zehn Jahren»

«Ich ziehe für die Postfinance eine Teilprivatisierung in Betracht»

«Ich hoffe, dass wir rasch zu einer Entscheidung kommen und im Parlament eine Diskussion entsteht»

Schweiz am Wochenende | 1. Juli 2017

Patrick Müller und Othmar von Matt im Gespräch mit VR-Präsident Urs Schwaller.

«Die Postfinance hat mit dem Kreditverbot tatsächlich Nachteile»

«Wir müssen uns dort andere Formen überlegen»

«Wir müssen der Postfinance, die für uns ein ganz wichtiges Standbein ist, zusätzlichen Freiraum geben»

Klare Worte von Urs Schwaller, welche die Notwendigkeit und vor allem auch die Dringlichkeit für gute und faire Voraussetzungen unterstreichen. Um einen tragfähigen Boden zu schaffen, der dauerhaften Erfolg auch in Zukunft möglich macht – unter neuen und sehr herausfordernden Marktverhältnissen, die sich ständig wandeln und die deshalb in den nächsten Jahren noch anspruchsvoller sein werden.

Blick: Interview mit dem VR-Präsidenten der Post Urs Schwaller

Schweiz am Wochenende: Interview mit Urs Schwaller in voller Länge